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Youtube-ReportageJunge Filmemacher aus Sachsen drehen Video über Kerpen-Manheim

Lesezeit 4 Minuten
Das Foto zeigt zwei junge Männer bei einem Videodreh vor dem Tagebau Hambach.

Paul Rasch und Lukas Hässner filmen vor der Kulisse des Tagebaus.

Der Tagebau Hambach und seine Auswirkungen auf seine Umgebung hätten die beiden jungen Männer schon in der Schule fasziniert, sagen sie.

Schon seit der Schulzeit kennen sich der 24-jährige Lukas Hässner und der 22-jährige Paul Rasch. Heute drehen sie gemeinsam Videos für ihre Youtube-Kanäle. Landschaft, Natur, Heimat und Strukturwandel - das seien etwa die Themen, um die es auf Raschs Kanal „Paul TV Zittau“ geht.

Kerpen: Erster Besuch des Orts Manheim-Alt in 2020

Wie der Kanal-Name schon vermuten lässt, stammen die beiden aus der Oberlausitz in Sachsen. Und doch handeln einige der Videos ausgerechnet vom umgesiedelten Dorf Manheim und von dem ehemaligen Teil der A4, die für den Tagebau Hambach verlegt wurde.

Wie die jungen Filmemacher ausgerechnet darauf gekommen sind, durch halb Deutschland zu reisen, um diese Themen in Bewegtbild aufzugreifen? „Dafür gibt es mehrere Gründe“, verrät Hässner: „Zum einen waren wir beide schon seit der Schule fasziniert vom Tagebau Hambach. Immerhin ist das der größte Braunkohle-Tagebau Deutschlands.“

Das Foto zeigt Paul Rasch und Lukas Hässner mit einer Kamera.

Paul Rasch (l.) ist im Doppelgespann der mit Ideen und Tatendrang, Lukas Hässner ergänzt das Ganze mit theoretischen Grundlagen und Organisationstalent. Vor die Kamera stellen sich beide gern.

Ein Tagebau so groß, dass er selbst auf Landkarten als großflächiges Loch erkennbar ist - das wollten sich Hässner und Rasch eigenen Aussagen nach vor Ort ansehen. „Außerdem sind wir selbst am Tagebaurand aufgewachsen“, erklärt der 24-jährige Hässner: „Wir leben ganz in der Nähe des Lausitzer Braunkohlereviers.“

Auch einen praktischen Grund gebe es für die Entscheidung, ausgerechnet den Hambacher Tagebau vor die Linse zu nehmen: „Ich habe einen Freund, der in der Nähe wohnt, bei dem wir während der Dreharbeiten übernachten konnten“, sagt Rasch.

Er ist für die Dreharbeiten nicht zum ersten Mal in Manheim-Alt gewesen. Schon 2020 war der 22-Jährige vor Ort, der hauptberuflich im Einzelhandel in Zittau arbeitet. „Damals konnte man noch erahnen, dass das Dorf mal belebt war“, erinnert er sich. Bei ihrem zweiten Besuch in 2023 habe das ganz anders ausgesehen. „Das war unwirklich. Alles war trocken und verlassen. Es war für uns beide das erste Mal, dass wir ein solch verlassenes Dorf hautnah erlebt haben“, ergänzt Hässner.

Der Besuch, der zwei Drehtage umfasst habe, habe ihnen vor Augen geführt, was alles für den Braunkohle-Abbau geopfert wurde: „Diesem Ort wurde das Leben entzogen. Das hat uns natürlich nachdenklich gemacht. Gleichzeitig wurde ein anderer, neuer Ort in kürzester Zeit zum Leben erweckt“, schildert Hässner die Eindrücke.

In ihrer zwölfminütigen Youtube-Reportage zeigen die beiden jedoch auch, was Anwohner zum Strukturwandel zu sagen haben: Sie treffen Karin Weike-Sorich, eine Elsdorferin: „Hier hat eine Freundin von mir gelebt. Heute ist es eine Geisterstadt. Durch die Straßen zu gehen, ist schon komisch. Aber ich bin das gewohnt, ich bin von hier.“

Rasch und Hässner betonen: Auch das habe sie besonders fasziniert. Wie schnell sich die Menschen vor Ort an den neuen Zustand anpassten und ihn akzeptierten. „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir unvoreingenommen an dieses Projekt herangehen wollen. Und bis heute wissen wir nicht, wie wir zu der Umsiedlung stehen“, sagt Hässner.

Mittlerweile sind die beiden wieder zurück in der Heimat in der Oberlausitz. Das Interesse für den Tagebau Hambach und all die Veränderungen durch den Braunkohle-Abbau sei aber nicht abgeflaut. „Wir planen weitere Videos, die auch schon abgefilmt wurden, aber noch geschnitten werden müssen“, erklärt Hässner. Bereits auf Youtube hochgeladen hat Rasch eine kurze Reportage über den stillgelegten Streckenabschnitt der ehemaligen Autobahn 4.


Über die Filmemacher

Neben Paul Raschs Youtube-Account betreibt auch Lukas Hässner einen Kanal auf derselben Plattform, zu finden unter dem Namen „Lukas vor Ort“. Der 24-Jährige studiert nach eigenen Angaben Medienmanagement an der Hochschule Mittweida mit Fokus auf Journalismus.

Paul Rasch dagegen filmt seine Videos ausschließlich als Hobby in seiner Freizeit, neben seiner beruflichen Tätigkeit im Einzelhandel. Er habe sich das Kamera-Equipment für den Dreh am Tagebau Hambach auf eigene Kosten besorgt, betont er.

Vor der Kamera blühe Rasch richtig auf, obgleich er sonst eher zurückhaltend sei, sagt Hässner über seinen Freund: „Ich gebe dann oft das Wissen aus dem Studium dazu, um Pauls großen Enthusiasmus auf unser gemeinsames Ziel zu lenken“, erklärt er und lacht.