Kerpen – Hier musste der frühere Kerpener Bürgermeister Peter Müller seine Hose runterlassen. Das Beinkleid wurde mit Hilfe eines 46 Meter hohen Krans, an dem ein Bügeleisen hing, vor Hunderten von Zuschauern glatt gestrichen. Die witzige Aktion, die im Rahmen einer „Wetten, dass . . .“-Show Anfang der 1990er-Jahre stattfand, war nur eine von vielen spektakulären Veranstaltungen im und am Keglerheim Rommerskirchen. Doch nun hat die Gaststätte an der Ecke Feldstraße/Neustraße wohl für immer ihre Pforten geschlossen.
Die letzten Pächter Marlies und Leo Leichenich haben ihren Vertrag nicht verlängert und sich schon per Facebook von ihren zahlreichen Gästen verabschiedet. Was aus dem Gebäude nun wird, sei noch offen, berichtet der langjährige Eigentümer Paul Rommerskirchen.
Keglerheim Kerpen: Wettkönig bei „Wetten, dass...“
Der heute 83-jährige ehemalige Blumenhändler hatte die Gaststätte, die 1967 gebaut wurde, 1984 gekauft. Besonders die vier Kegelbahnen dort hatten es den passionierten Sportkegler angetan. Er gründete mit anderen den Kegelsportclub Kerpen, der zehn Jahre lang in der 1. Bundesliga mitspielte.
Doch auch für jeden anderen Spaß war Rommerskirchen zu haben. Mit einem Team, das sich größtenteils aus Gästen der Gaststätte – darunter Norbert Schlömer, Organisator der legendären Kerpener Entenrennen – zusammensetzte, nahm er an der Original-Wetten-dass-Show im Fernsehen teil und wurde dabei unter den Augen von Moderator Thomas Gottschalk Wettkönig mit einem „Schunkelbus“. Den schaukelte ein Kerpener Team durch einen Parcours.
Weltrekord im Dauerkegeln im Keglerheim Kerpen aufgestellt
Auch mit anderen Aktionen schaffte es die Gaststätte immer wieder in die Schlagzeilen. Hier wurde 1989 ein Weltrekord im Dauerkegeln aufgestellt, einer im Dauerflippern, der länger als eine Woche dauerte, folgte.
Auch unter dem Pächterpaar Leichenich war das Keglerheim als Veedelskneipe beliebt. Es war das Stammlokal etwa des FC-Fanclubs oder auch der 1. Kerpener Hunnenhorde, die dort alljährlich ihre Nubbelverbrennung organisierte. „Wir haben uns da immer wie zu Hause gefühlt“, sagt Vereinsmitglied Marius Nagel.
Auch die Gaststätte „Alt-Kerpen“ muss schließen
Die Vereine müssen sich nun ein neues Domizil suchen, wobei das in Kerpen immer schwieriger wird. Denn traditionelle Wirtshäuser im Ort werden – wie auch anderswo – immer weniger: So macht auch eine weitere Restauration nach der Corona-Krise ihre Pforten erst gar nicht mehr auf: Der Pachtvertrag für die Gaststätte „Alt-Kerpen“ an der Alten Landstraße gleich gegenüber dem Kerpener Rathaus ist ausgelaufen, die Gaststätte geschlossen. „Da blutet mir das Herz“, bekennt Ilona Weihrauch traurig, die 32 Jahre lang die Wirtin war und die die vergangenen zehn Jahre ihre Nachfolgerin Claudia Lindner unterstützt hat.
Die Gaststätte „Alt-Kerpen“ zählt zu den ältesten Gebäuden im Ort und wurde um das Jahr 1897 erbaut. Denn ein Jahr zuvor hatte Kerpen mit der Kleinbahnlinie Frechen–Oberbolheim einen Bahnanschluss bekommen, berichtet Susanne Kremmer vom Stadtarchiv. Da wurde auch ein Hotel gleich am Bahnhof gebraucht, der da stand, wo sich heute das Rathaus befindet.
Im „Hotel Dominick“ konnten die Fahrgäste übernachten oder auch die Fahrkarten kaufen. Es gab einen Tanzsaal. Bis vor wenigen Jahren noch fanden im Innenhof in der Mainacht dort rauschende Feste statt.
Der neue Eigentümer ist Toni da Nikodemo, der an anderer Stelle in Kerpen schon eine Pizzeria betreibt. Er habe vergeblich für die Gaststätte „Alt-Kerpen“ einen neuen Wirt gesucht, erzählt da Nikodemo. Nun werde das Gebäude zu einem Wohnhaus umgebaut.