Kerpen – Willy Millowitsch war da, Alfred Biolek, Fernsehkoch Horst Lichter und viele andere Prominente.
Besonders aber für die Soldaten des Boelcke-Geschwaders war die Gaststätte „Zur 104“ zu ihren besten Zeiten ein Anlaufpunkt. Denn sie liegt direkt an der Bundesstraße 477 in Niederbolheim zwischen Blatzheim und Nörvenich, nur rund zwei Kilometer von der Einfahrt zum Fliegerhorst entfernt.
Militaria und alte Bilder
Gastwirt Peter Esser ist im Februar dieses Jahres mit 76 Jahren verstorben. Nun wird die Gaststätte, die er rund vier Jahrzehnte lang betrieben hatte, aufgelöst. Da Haus ist bis unter die Decke voller alter Bilder, Militaria, Trödel und Alltagsgegenständen. Am Samstag gab es einen ersten Ausverkauf, dem möglicherweise noch weitere folgen werden. Zahlreiche frühere Gäste und Sammler hatte ein Facebook-Aufruf dazu nach Niederbolheim gelockt.
Auch Marlene Marten aus Zülpich schaute noch einmal vorbei: „Ich war mit Peter Esser befreundet“, erzählt sie. „Die Gaststätte war früher eine Goldgrube, hier ist Gott und die Welt ein- und ausgegangen.“ Der gebürtige Blatzheimer Peter Esser war ein kölsches Original wie es im Buche steht. Kein Wunder, dass er sich bestens mit dem Volksschauspieler Willy Millowitsch verstand. Esser spielte so mit seiner Drehorgel seinerzeit auch schon mal vor dem Millowitsch-Theater in Köln.
Auch Talkmaster Alfred Biolek zählte zu den Gästen. Comedian Paul Panzer hat dort Filme gedreht. Fernsehkoch Horst Lichter machte mit seinem alten Bugatti noch 2017 einen Boxenstopp an der Gaststätte, um mit Peter Esser Kochrezepte auszutauschen. „Der Pitter war für seine Kartoffelsuppe berühmt. Und für seine Steaks kamen sogar manche aus Köln angereist“, erinnert sich Marlene Marten.
In den vergangenen Jahren wurde es dann – auch wegen Corona – ruhig in der Gaststätte, die nach dem Kampflugzeug „Lockheed F-104, dem legendären „Starfighter“, benannt war. Marten selbst hat die Drehorgel von Esser erstanden, die sie nun in Ehren halten will. Eine Sammlung von „Patches“, militärischer Abzeichen, haben sich Soldaten und Reservisten aus Nörvenich gesichert. Ein Sack voller Bundeswehrfeldgeschirr ist noch zu haben. Die Blechtassen -teller und -näpfe hingen als Dekoration an der Kneipendecke.
Einen Original-Schleudersitz, der einmal die Kneipe zierte, hätten sich Einbrecher schon vor dem Ausverkauf unter den Nagel gerissen, berichtet Judith Märkl. Sie ist die Eigentümerin des Gebäudes. Was aus dem Haus wird, sei noch offen. „Wir entrümpeln und entkernen es erstmal. Dann sehen wir weiter.“