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ProtestBombenattrappe und fliegende Steine

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Kerpen-Buir – Nur unter Polizeischutz konnten am Dienstag die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst fortgesetzt werden. Dabei hielt auch eine Bombenattrappe die Einsatzkräfte stundenlang auf: Am Morgen, um 6.45 Uhr, war auf der früheren Landstraße 276 kurz vor der ehemaligen Autobahnauffahrt Buir eine Barrikade aus Ästen von Unbekannten in Brand gesteckt worden. Diese hinderte RWE-Mitarbeiter an der Fahrt in den Tagebau. Die Arbeiter seien, so teilt die Polizei mit, zudem mit Steinen beworfen worden. Als die Polizei herbeieilte, wurden die Reifen mehrerer Funkwagen durch ausgelegte Krallen aufgeschlitzt. Auch die Polizisten seien beworfen worden, sagte Polizeisprecherin Angela Jansen. Der Brand der Barrikade konnte rasch gelöscht werden.

Doch wenige Meter daneben stand eine Gasflasche, an deren Kopf mehrere Elektrokabel befestigt waren. Die Polizei musste befürchten, dass es sich um eine Bombe handelt und rief Spezialkräfte herbei. Mit Hilfe eines Roboters untersuchten sie die Gasflasche. Erst am späten Nachmittag stand fest, dass von ihr keine Gefahr ausging.

Großflächige Absperrungen

Während des Einsatzes war der Wald großflächig abgesperrt. Selbst im sieben Kilometer entfernten Manheim standen noch Dutzende Polizeiwagen, darunter spezielle Räumfahrzeuge und Wasserwerfer, die aber nicht eingesetzt wurden.

Dem Wald durfte sich der vermeintlichen Bombe wegen stundenlang niemand nähern. Da auch ein von einem Braunkohlegegner bewohntes Baumhaus im Gefahrenbereich der Bombe stand, holte die Polizei sich Hilfe aus dem Umfeld der Bürgerinitiative, die sich gegen den Tagebau Hambach engagiert. Waldführer Michael Zobel und Todde Kemmerich überzeugten den Baumhausbewohner davon, dass es besser sei, das Domizil für eine Weile zu verlassen, bis die Gefahrenlage geklärt sei. „Ich bemühe mich um Deeskalation und vermittele zwischen den Aktivisten im Wald und der Polizei“ erläuterte Zobel seinen Einsatz hinterher. Er wisse nicht, wer Interesse an einer „Eskalation“ des Konfliktes habe.

Wie viele Polizisten im Einsatz waren, wurde nicht mitgeteilt. Es sei aber eine „angemessene“ Zahl gewesen, sagte Polizeisprecherin Angela Jansen. Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach verurteilte die Aktion: „Dieses Verhalten ist kriminell und diskreditiert all diejenigen, die durch friedliche Aktionen ihren Protest gegen den Braunkohleabbau zeigen.“