Vor dem Landgericht Köln startete jetzt der Prozess gegen einen 31-Jährigen, der am 11. November zwei junge Männer am Bahnhof Stommeln ausgeraubt haben soll.
Pistole auf Brust gesetztAngeklagter soll an Karneval in Stommeln zwei Studenten ausgeraubt haben

Vor dem Landgericht Köln muss sich ein 31-Jähriger wegen Raubes verantworten.
Copyright: Peter Seidel
Den Elften im Elften 2024 werden zwei Studenten aus Pulheim wohl nicht so schnell vergessen. Die beiden jungen Männer warteten am 11. November gegen 22 Uhr am Bahnhof Stommeln auf den Zug, der sie zu den Kölner Partymeilen bringen sollte, als ein Mann mit Fahrrad auf die überdachte Bank zusteuerte. Was dann geschah, nennen die Studenten bis heute „surreal“. Der Unbekannte zückte eine Schreckschusspistole, drückte sie den beiden abwechselnd auf die Brust und forderte erst Geld, dann Zigaretten.
„Ich hatte große Angst um mein Leben, weil ich die Pistole für echt hielt“, berichtete der 20-jährige Geschädigte beim Prozessauftakt im Landgericht am Montag. Deshalb öffneten beide Studenten ihre Geldbörsen und händigten dem bewaffneten Mann insgesamt 130 Euro aus. Daraufhin versuchte der 31-jährige Angeklagte, auch noch Zigaretten abzuzocken. Die Überfallenen erklärten, sie seien Nichtraucher und zeigten zum Beweis den Inhalt ihrer Jacken vor.
„Sorry, das ist sonst nicht meine Art“, hörten sie den Räuber noch sagen, bevor er von ihnen abließ, im Wegfahren aber drohte: „Wenn Ihr die Polizei ruft, knalle ich euch ab.“ Im Sinne der Anklage räumte der 31-Jährige den auf Zeugenaussagen beruhenden Tatvorwurf weitgehend ein. An die Drohung, die beiden zu erschießen, will er sich jedoch nicht mehr erinnern.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Messerattacke in Leverkusen Opfer und Angeklagter machen sich im Landgericht gegenseitig Vorwürfe
- Explosion vor Kölner Nachtclub Sprengstofftäter vom „Vanity“ hat sich gestellt – Er ist erst 16 Jahre alt
- In Wohnung eingestiegen Obdachloser vergeht sich an schlafender Kölnerin – diese Strafe droht ihm jetzt
- Mit Messer in den Discounter Wiehler steht wegen schwerer räuberischer Erpressung vor Gericht
- Korruption Rathaus Frechen Warum einer der Verurteilten die Haftstrafe noch nicht angetreten hat
- Kind verschwand aus Park Mädchen in Köln stundenlang vermisst – Angeklagter spricht von Verwechslung
- Landgericht Köln Brühler angeklagt – Prozess um versuchten Totschlag
Den Karnevalsspaß wollten sich die Studenten von dem Vorfall nicht verderben lassen. „Wir waren zu perplex, um die Polizei zu rufen, außerdem kam schon der Zug“, erzählte einer der Zeugen. Erst in Köln gingen die beiden auf Ordnungshüter zu und schilderten das Erlebte.
Der Vorsitzende Richter der 1. Großen Strafkammer, Dr. Achim Hengstenberg, befragte den Angeklagten ausführlich zu seiner langjährigen Drogen- und Alkoholsucht. Zwei sechsmonatige Entzugstherapien in einer Einrichtung in Erftstadt-Liblar scheiterten. Mehrere Hilfsarbeiterjobs verlor der 31-Jährige, der eine Handwerksausbildung abbrach, nach wenigen Monaten. Zum Motiv für die besonders schwere räuberische Erpressung gab der Vater von zwei Kindern an, er sei von gewaltbereiten Drogenhändlern, bei denen er Schulden in Höhe von 3000 Euro hatte, unter Druck gesetzt worden.
„Mein größter Wunsch ist, dass ich nochmal eine Chance auf eine Therapie bekomme“, beteuerte der Angeklagte. Das Urteil wird für Mittwoch erwartet.