In den Herbstferien machen sechs versenkbare Poller die Venloer Straße zur Fußgängerzone. Das Pilotprojekt kommt nicht bei allen gut an.
PilotprojektAn den Pollern auf der Venloer Straße in Pulheim scheiden sich die Geister

Christine und Lisanne Engel finden es super, mit ihrem Hund in der Fußgängerzone bis zum Park zu spazieren.
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Die Mitarbeiter des Bauhofs könnten glatt als Vorbild für die Deutsche Bahn fungieren: Am Samstagabend (19. Oktober), Punkt 18 Uhr, rücken sie an, klappen die Umleitungsschilder in der Venloer Straße herunter und fahren die rot erleuchteten Poller hoch. Keine drei Minuten später ist die Venloer Straße eine Fußgängerzone.
Pulheim: Mehr Sicherheit
Wo gerade noch zwischen Johannisstraße und Bachstraße am Marktplatz ein Auto nach dem anderen in gemäßigtem Tempo fuhr, gehen jetzt Mütter mit Kinderwagen und Hundebesitzer spazieren. „Das ist schon toll“, sagt Melis Deniz aus Pulheim. „Für meine Kinder ist in der Fußgängerzone die Sicherheit wesentlich besser.“
Aber sie ist auch hin- und hergerissen. „Mit dem Auto durch die Venloer Straße zu fahren, ist schon praktisch.“ Ein Dilemma, das viele Pulheimer mit ihr teilen. Zum Beispiel Stefan Dalewski von der Kronen-Apotheke in der Venloer Straße und im Vorstand des Aktionsrings Pulheim. „Die Geschäftsleute brauchen die Erreichbarkeit“, sagt er.
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Das ist eine Ferienlösung
Dem Pilotprojekt der Stadt, wie schon in den Sommerferien die sechs hydraulischen Poller von samstags, 18 Uhr, bis sonntags, 22 Uhr, hochzufahren und aus der Venloer Straße eine Fußgängerzone zu machen, habe man dennoch zugestimmt. Hauptsächlich, um die Aufenthaltsqualität am Marktplatz zu verbessern.
„Das ist eine Ferienlösung“, erklärt Roel van Doorne vom Blumenladen in der Venloer Straße, der ebenfalls dem Vorstandsteam des Aktionsrings angehört. „Die Poller müssen geschäftsfreundlich eingesetzt werden. An den Karnevalstagen, wenn auf dem Marktplatz ein Festzelt steht, ist das sinnvoll. An Markttagen bin ich dagegen.“
Pulheim: Aktionsring berichtet von Verkehrschaos
Beide berichten vom Verkehrschaos, das durch die Sperrung regelmäßig stattfinde und von Zusammenstößen mit den Pollern, die zwar gut beleuchtet seien, aber trotzdem gelegentlich übersehen würden. Harald Bohn, der vor der Bachstraße wendet, kritisiert, dass die umklappbaren Hinweisschilder nicht am Anfang der Venloer Straße, sondern kurz vor den Pollern angebracht wurden.
„Die Sperrung hat mich gerade wirklich überrascht.“ Harald Bohn war an dem Abend nicht der einzige. Da mehrere Fahrzeuge zurücksetzen mussten, staute sich der Verkehr kurzzeitig zwischen Venloer Straße und Bachstraße.
Die Stadt möchte bei dem Pilotprojekt herausfinden, welche Effekte die Sperrung auf der Venloer Straße für die Bürger, die Landeninhaber und den Verkehr hat. Bei der Einweihung der Poller Ende April hatte Bürgermeister Frank Keppeler angekündigt: „Die neue Form der Absperrung wird zum Einsatz kommen, damit die Pulheimerinnen und Pulheimer gemeinsam sicher feiern können.“
Für Christine und Lisanne Engel aus Pulheim jedenfalls steht fest: „Die Poller sind gut. Sonst müssen wir mit dem Hund immer auf den Verkehr aufpassen, und jetzt können wir hier einfach über die Venloer Straße herübergehen zum Park. Das mit der Fußgängerzone finden wir super.“