Am Wochenende wird nicht nur die erste Kerze am Adventskranz angezündet, viele Einzelhändler hoffen auch, dass ab Samstag viele Geschenke gekauft werden. Welche Hoffnungen und Ängste sie mit den kommenden Wochen verbinden.
EinzelhandelInflation dämpft Erwartungen an Adventsgeschäft in Rhein-Erft
Black Friday, Black Week, Cyber Monday und wie sie alle heißen – immer mehr Geschäfte des stationären Handels folgen den Trends aus dem Internet und bieten am ersten Adventswochenende viele Produkte verbilligt an. Viele setzen große Hoffnungen in das Weihnachtsgeschäft. Doch der Einzelhandelsverband dämpft die Erwartungen.
„Die Prognosen sagen, dass es real ein Minus geben wird“, sagt Jörg Hamel, Geschäftsführer des für den Rhein-Erft-Kreis zuständigen Einzelhandelsverbands Aachen, Düren Köln. Energiekrise, Krieg und Inflation sorgten für Zurückhaltung. „Auch für die Händler steigen die Kosten, und die Inflation frisst den Wert des Geldes weg.“
Deutliche Kaufzurückhaltung wegen milder Witterung
„Es wird kälter, die Leute fangen an, Mützen, Schals oder auch mal eine dickere Jacke zu kaufen“, sagt Emil Dlugosch, Inhaber des Bedburger Modegeschäfts Blue Woman. Doch die milde Witterung habe bislang für deutliche Kaufzurückhaltung gesorgt. „Ich hoffe, dass der Dezember noch was bringt.“ An Aktionen wie dem Black Friday beteiligt sich Dlugosch nicht. „Im Textilbereich hat es ja schon Preisreduzierungen gegeben, weil die Witterung nicht mitgespielt hat und wir auf der Winterkleidung sitzengeblieben sind.“
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Geänderte Öffnungszeiten wegen steigender Energiekosten seien bislang noch kein Thema beim Pulheims Einzelhandel, sagt Daniela Sehrig, die Vorsitzende des Aktionsrings Pulheimer Unternehmer, dem mehr als 50 Einzelhändler und Dienstleister angehören. Wie in den Vorjahren hätten sie die Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt, mit LED-Technik.
„Wir brauchen keine dunklen Einkaufsstraßen. Wir versuchen, Licht und Wärme zu spenden und eine angenehme Einkaufsatmosphäre zu schaffen.“ Auf die Frage, was sich die Geschäftsleute für die nächsten Wochen wünschen, sagt Sehrig: „Wir hoffen auf ein gutes Weihnachtsgeschäft, dass die Kunden sich etwas gönnen und den lokalen Einzelhandel unterstützen.“ Denn: „Wenn die Lichter im Einzelhandel ausgehen, dann haben wir tote Innenstädte.“
Kekse und Glühwein statt Extremrabatten wie Black Friday
„Black Friday kommt für uns nicht in Frage“, sagt Andrea Riese. In ihrem Geschäft Mode Exclusiv in Erftstadt-Lechenich frage auch niemand danach. Statt mit Extremrabatten Schnäppchenjäger anzulocken, hat Riese sich bei den Stammkundinnen mit einem Adventszauber bedankt. Im Laden gab es Kekse und Glühwein und ja, die Modeartikel waren etwas im Preis reduziert.
Das Weihnachtsgeschäft laufe gut an, nicht nur im Modesektor, sondern auch im Laden für Geschenkartikel und Deko, den sie vor zwei Jahren eröffnet habe. Bei der Beleuchtung ziehe sie jedoch die Bremse, sagt die Geschäftsfrau: Um 18 Uhr geht das Licht in den Schaufenstern aus.
„Die ersten Weihnachtsgeschenke sind gekauft“, sagte Nadine Behnke am Donnerstagabend in Hürth zufrieden. In ihrer Einkaufstasche steckte die neue Winterjacke. „Das war ein richtiges Schnäppchen.“ Um Geschenke zu kaufen, war sie mit Sebastian Strack eigens aus Kommern in den Hürth Park gefahren. „Und es hat sich gelohnt“, sagte Strack. Tatsächlich waren am Donnerstag und Freitag zahlreiche Menschen mit gut gefüllten Taschen unterwegs.
Konstantina Lazaridou-Spitz, Inhaberin der Buchhandlung Brockmann in Brühl, blickt optimistisch auf die nächste Zeit. Die Situation sei jedoch nicht mit 2021 zu vergleichen. „Letztes Jahr wussten wir wegen Corona gar nicht, was uns erwartet. Dieses Jahr ist es nochmal anders wegen der Energiepreise und der allgemeinen Krise.“
Weihnachtsgeschäft läuft ungewöhnlich spät an
Bei der Beleuchtung spare sie Strom ein. Die Lichter im Schaufenster brennen nicht mehr so lang wie üblich, die Öffnungszeiten werde sie jedoch nicht reduzieren. „Im Buchhandel können wir ja an den Preisen nicht rütteln“, sagt Lazaridou-Spitz. „Aber am verkaufsoffenen Sonntag, 18. Dezember, werden wir eine Rabattaktion auf Kalender anbieten.“
Die Buchhändlerin sorgt sich: „Das Weihnachtsgeschäft hätte eigentlich schon letzte Woche richtig losgehen sollen, läuft aber erst in dieser Woche langsam an, was ungewöhnlich ist.“
Die Frechener Einzelhändler sind laut Peter Metz vom Frechener Aktivkreis „verhalten optimistisch“. Die Weihnachtszeit sei die wichtigste Zeit im Jahr, 30 bis 40 Prozent des Jahresumsatzes verdienten die Einzelhändler zwischen dem erstem Advent und Weihnachten.
Die Corona-Jahre hätten den Handel bereits gebeutelt, die Energiekrise komme noch oben drauf. Einige Kollegen seien kurz davor, ihr Geschäft aufzugegeben. Zu „drastischen“ Einschränkungen bei den Öffnungszeiten führe, so Metz, weniger die Energiekrise, als viel mehr der Mitarbeitermangel.
Zurückhaltend äußert sich auch René Hövel, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt. „Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Der Dezember wird ein guter Monat für uns. Einige unserer Mitglieder wie das Radsportcenter hatten bereits ein gutes Jahr“, sagt er.
Hövel ist nicht nur Vorsitzender der AGK, sondern auch Inhaber des Modehauses Hövel in Kerpen. „Unser Modehaus feiert dieses Jahr sein 175-jähriges Bestehen und profitiert deshalb von einem Sondereffekt“, sagt der Geschäftsmann. „Auch bei uns lief das Geschäft in den vergangenen Wochen nicht schlecht. Wir hoffen jetzt auf viel Umsatz in der Weihnachtszeit.“