AboAbonnieren

Dank beheizter FelderSpargelernte im Rhein-Erft-Kreis hat begonnen

Lesezeit 4 Minuten

Auf dem beheizten Feld bei Elsdorf-Widdendorf startet Johannes Nagelschmitz (li.) mit der Spargelernte. Die Beratung zur Bodenheizung liefert Manuel Endenich (re.) vom RWE.

Rhein-Erft-Kreis – Der Frühling lässt noch auf sich warten. Davon lässt sich der Spargel aber nicht anstecken. Auf beheizten Feldern recken die ersten Stangen ihre Köpfe aus den Dämmen. Die Ernte hat in diesen Tagen begonnen, auf den Hofläden der Erzeuger ist das Königsgemüse jetzt erhältlich.

Michael Bong vom Bergerhof lässt seine Spargeldämme zusätzlich zum Freilandanbau auf gut drei Hektar an den Mönchhöfen beheizen von Kühlwasser des benachbarten Kraftwerks, das wie bei einer Fußbodenheizung in Rohrschlangen unter dem Acker fließt. „Wir sind geringfügig früher dran wegen des warmen Februars“, sagt Bong. Wie der Ertrag ausfällt, ist noch nicht abzusehen. „Der trockene Sommer hat die Pflanzen unter Stress gesetzt. Wie sie damit fertig geworden sind, wird sich noch zeigen“. Die Qualität sehe derzeit jedoch gut aus.

Erntehelfer aus Osteuropa haben es schwer

Seine Erntehelfer aus Rumänien und Polen haben es derzeit nicht leicht. „Es ist kalt und stürmisch“, sagt Bong. Personal sei schwer zu bekommen. Zudem seien einige nur schwer zu motivieren. Daran sei auch der Mindestlohn schuld, der manche dazu verleite, gemütlich zu arbeiten, „da der Mindestlohn ja auch bei weniger voller Stiege gezahlt werden muss“, klagt Bong. Der Hofladen auf dem Bergerhof öffnet erst am nächsten Wochenende und im März auch nur freitags und samstags.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auch Hans-Jürgen Peters vom Oberembter Hallerhof baut seinen Spargel auf Kraftwerksleitungen auf elf Hektar an. „Der Preis ist im Großmarkt noch im Keller, weil wegen des Wetters keine Nachfrage besteht“, sagt er. Dass der trockene Sommer den Pflanzen geschadet hat, glaubt er nicht. „Das ist eigentlich ein tropisches Gewächs, das es heiß mag. Man muss nur für Beregnung sorgen“, ist sein Rezept. Auf dem Hallerhof startet der Verkauf am Wochenende. In mobilen Ständen wird der Spargel je nach Wetter erst in einigen Wochen angeboten.

Zukunft wegen des Kohleausstiegs ungewiss

Sümpfungswasser aus dem Tagebau fließt unter dem Acker von Johannes Nagelschmitz. Der Landwirt aus Bedburg-Pütz baut das Frühlingsgemüse in Elsdorf-Widdendorf an, wo die Wiebachleitung zwischen Tagebau Hambach und der Erft verläuft und zur Erwärmung des Spargels abgezweigt wird. Zusammen mit RWE-Projektleiter Manuel Endenich wurde das Pilot-Feld vor zwei Jahren auf 20 Hektar verdoppelt, zur Schonung der Pflanzen aber aktuell lediglich 15 Hektar abgeerntet.

Durch den Acker verläuft ein Rohrleitungssystem mit warmem Wasser, das die Spargelpflanzen zum Wachstum anregt.

„Wir sind froh, dass es losgeht“, sagt Nagelschmitz, der 27 rumänische Erntehelfer täglich durch die Reihen schickt. „Der Einsatz von Maschinen, die die Folien über den Dämmen anheben, ist wegen des Sturms zurzeit nicht möglich“, sagt Nagelschmitz. Die Zukunft sei derzeit ungewiss, sagen Nagelschmitz. Der Agrarökologe Manuel Endenich von RWE weist jedoch darauf hin, dass der Tagebau oberhalb des jeweils aktuellen Wasserspiegels gesümpft wird, bis der See nahezu voll ist, „damit die Böschungen nicht wegbrechen“.

Spargelernte in Fischenich hat begonnen

Auch in Fischenich hat die Spargelernte begonnen. Langsam gleiten die „Spargelspinnen“ über die Felder. Sie erleichtern den Arbeitern die Ernte, heben die Folie an und lassen sie einige Meter weiter wieder auf die Dämme gleiten. Mit geschultem Blick halten die Erntehelfer die freigewordenen Fläche im Auge aus denen jetzt schon die zarten weißen Köpfchen herausschauen. Dann stechen sie zu.

Automatisch zieht die Spargelspinne die Folie von den Dämmen hoch und lässt sie wieder darauf gleiten.

„Der Spargel schmeckt fantastisch“, sagt Alexander Thomas, Mitinhaber der Fischenicher „Domhöfe“. Er könne sich nicht erinnern, jemals so früh im Jahr mit der Ernte der edlen Stangen begonnen zu haben. „Wir sind gut drei Wochen früher dran als im Vorjahr“, sagt er. Denn schon vor zwei Wochen hat die Ernte begonnen. Gemeinsam haben Theo Haenraets, Alexander Thomas und Markus Loeven die „Domhöfe“ vor acht Jahren aus der Taufe gehoben.

Landwirte haben Klimaschutzpreis gewonnen

Auf insgesamt 70 Hektar bauen sie das Edelgemüse an. „Aktuell ernten wir den Spargel aber nur auf unseren beheizten Feldern“, erklärt Thomas. Mit einem ausgeklügelten Leitungssystem nutzen die Landwirte dazu die Abwärme des nahen Industrieunternehmens Orion in Kalscheuren. Für dieses nachhaltige Beheizungskonzept haben die Landwirte im vergangenen Jahr sogar den zweiten Platz des Klimaschutzpreises der Stadt Hürth gewonnen.

Alexander Thomas vom Unternehme Domhöfe.

Vergleichbar mit einer Fußbodenheizung werden die Spargeldämme dabei von unten leicht angewärmt, so dass der Spargel zu wachsen beginnt. „Schon im Januar haben wird die Fußbodenheizung eingeschaltet. Das war aber nur deswegen so früh möglich, weil wir bereits im Oktober 2018 die Spargeldämme anlegen und mit Folie überziehen konnten“, erklärt Thomas.

Langer und trockener Sommer war für Spargel gut

Die Voraussetzungen im Herbst seien aufgrund des langen und trockenen Sommers einfach ideal gewesen. „Unser eigentlich sehr schwerer und fester Boden hier hatte damals genau die richtige Konsistenz“, erklärt er. Die besonders frühe Ernte sei aber vor allen Dingen auch auf den warmen und sehr sonnigen Februar zurückzuführen. Ende März rechnet Thomas deswegen schon mit der Ernte des Spargels, der unter der Dreifachfolie wächst. Spätestens ab April hofft er, auch mit der Ernte des unter nur einer Folie abgedeckten Spargels beginnen zu können.

Der Spargel wird nach Dicke sortiert.

Bis spätestens 22. März sollen auch alle 20 Verkaufshäuschen im Köln-Bonner Raum aufgebaut sein. Dort wird der Domspargel frisch in zehn Qualitätssortierungen verkauft. Zurzeit ist das edle Gemüse in verschiedenen Lebensmittelgeschäften im Rheinland und im Blumenladen Thomas in Hürth-Fischenich für Preise zwischen 4,50 und 19 Euro pro Kilo zu haben.