Für keinen der Bundestagsabgeordneten aus dem Kreis war Trump der Wunschkandidat.
US-WahlPolitiker aus Rhein-Erft betrachten Trump-Sieg mit Sorge
Dagmar Andres (SPD) versteht die Welt nicht mehr. Die Erftstädter Bundestagsabgeordnete ist eine von 150 Wahlbeobachtern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Las Vegas. Vom Sieg Donald Trumps bei den Präsidentschaftswahlen in den USA über die Demokratin Kamala Harris ist sie „enttäuscht“.
„Es gibt viele, viele Menschen in den USA, die niemals eine Frau wählen würden“, sagt Andres. „Da sind die Amerikaner einfach noch nicht weit genug.“ Aber trotzdem: „Wie kann man einen Straftäter einer Afroamerikanerin vorziehen?“ Trumps Verhalten sei einfach nur widerlich.
Sorge vor einem Nato-Austritt der USA
15 Wahllokale habe sie in Las Vegas besucht, „von vor der Öffnung bis nach der Schließung“. Beeindruckt sei sie von der gut organisierten Wahl, und von der hohen Motivation vieler Amerikaner, wählen zu gehen. „Aber das Wahlergebnis besorgt mich. Was kommt jetzt auf die Welt zu?“ Drohe nun ein Uno- und ein Nato-Austritt der USA?
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„Die Enttäuschung ist groß, aber das Ergebnis hatte sich in den Umfragen ja schon abgezeichnet“, sagt Georg Kippels, der für die CDU im Bundestag sitzt. Der Bedburger mahnt, den Sieg Trumps „zwar mit Bedauern und Zähneknirschen, aber eben doch auch verantwortungsvoll“ zur Kenntnis zu nehmen. „Politik ist nun mal kein Wunschkonzert.“
Ähnlich äußert sich sein Kollege Detlef Seif, zu dessen Wahlkreis auch die Städte Brühl, Erftstadt und Wesseling gehören. „Trump ist nicht mein Wunschkandidat“, sagt Seif. „Amtsenthebungsverfahren, Anklagen in mehreren Staaten - das ist kein gutes Karma für einen Präsidenten der USA.“ Trump werde sich viel um sich selbst kümmern müssen, „anstatt sich mit Vollgas um das eigene Land zu kümmern“.
Kippels erwartet in der Politik in den nächsten Jahren „einen heißen Ritt auf der Rasierklinge“, zumindest wenn man nach Trumps alten und neuen Ankündigungen gehe. „Er hat klar erklärt, dass Europa für seine Sicherheit selbst verantwortlich ist“, sagt Kippels. Und bei der Verteidigung dürfe sich weder Europa noch Deutschland eine Blöße geben. „Dafür ist die Situation viel zu angespannt. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen.“
Sicherheitslage wird sich verändern
Auch Seif erwartet in diesem Punkt große Anstrengungen in Deutschland und Europa. „Es ist meine größte Sorge, dass wir da nicht vorbereitet sind“, sagt Seif. Bis jetzt seien die USA der größte Unterstützer der Ukraine. Mit Trump werde das wegfallen, die Sicherheitslage in Europa werde sich verändern. „Das wird Putin und seinem Angriffskrieg in die Karten spielen.“
Während Kippels wenig Auswirkungen auf wirtschaftliche Beziehungen erwartet („die Wirtschaft mag keine Zölle“), blickt Seif auch hier sorgenvoll in die Zukunft. „Es wird einen deutlichen Schub in Richtung Protektionismus geben“, sagt Seif. Die USA würden eigene Investitionen knallhart schützen. „Da müssen wir in der EU etwas auf den Weg bringen und dem was entgegensetzen.“