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Proteste am Tagebau GarzweilerKlima-Aktivisten halten Einsatzkräfte drei Tage in Atem

Lesezeit 3 Minuten
Proteste Garzweiler

Polizisten versuchen, Aktivisten am Betreten des Tagebau Garzweiler zu hindern.

Erkelenz/Garzweiler – Vier Demonstrationszüge aus allen Richtungen machen sich am Samstag in Richtung Keyenberg bei Erkelenz auf. In dem Örtchen, das wie fünf andere noch dem Tagebau Garzweiler weichen soll, hat das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ zu einer Kundgebung aufgerufen.

Etwa 8000 Menschen kommen. Viele tragen gelbe Kleidung, gelbe Stoffbahnen werden als schützende Linie vor Keyenberg entrollt. Überall sind gelbe Holzkreuze zu sehen, das Zeichen des lokalen Widerstands gegen die Braunkohle. In einer symbolischen Sitzblockade nehmen die Teilnehmer, darunter Bewohner der bedrohten Dörfer, auf gelben Stühlen Platz. Am Ortseingang erinnert der „Friedhof der Dörfer“ mit Ortsschildern an alle Dörfer, die bereits für den Kohlabbau zerstört wurden.

„Hier und heute muss gehandelt werden“

Auch Stefan Förster von der BUND-Jugend ist dabei. Er hat mit anderen eine Fahrraddemo organisiert. Rund 400 Teilnehmer machen mit. „Nachdem der Hambacher Forst wahrscheinlich gerettet ist, wollen wir jetzt auch für die bedrohten Dörfer kämpfen“, sagt er. Hubert Weiger, Vorsitzender beim BUND Deutschland, spricht auf der Kundgebung in Keyenberg. Diese Bewegung sei längst überfällig, es müsse mit friedlichen Mitteln für den Klimaschutz und den Kohleausstieg gekämpft werden. „Hier und heute muss gehandelt werden.“

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Auch ein Demonstrationszug von „Fridays für Future“ macht sich auf den Weg zur Kundgebung nach Keyenberg. Es sind Tausende. Dem Zug haben sich mehrere Hundert „Ende Gelände“-Aktivisten in weißen Maleranzügen angeschlossen. Als es am Tagebaurand entlanggeht, ist Schluss mit friedlich.

Polizei ist machtlos

Sie stürmen plötzlich los, Hunderte dringen in die Grube ein: Die Polizei ist machtlos. Auch bei Lützerath und am Skywalk, dem spektakulären Aussichtspunkt, gelingt es Dutzenden Aktivisten, in die Grube zu gelangen. Schnell macht auch die Nachricht von einer weiteren Gleisbesetzung bei Merzenich am Tagebau Hambach die Runde. Sie wird noch am Samstagabend von den Aktivisten freiwillig beendet, wie die Polizei berichtet.

Ähnlich läuft es mit der kurzfristigen Besetzung eines Absetzers im Tagebau Garzweiler. Bis zu 300 Eindringlinge, die von der Polizei eingekesselt sind, bleiben über Nacht. Bis Sonntagmittag ist die Grube geräumt. Die Demonstranten werden in RWE-Geländebussen weggefahren und entlassen.

Erneute Konfrontation am Sonntagmorgen

RWE-Sprecher Guido Steffen wirft den Eindringlingen vor, trotz intensiver Warnungen von RWE im Vorfeld, ihr Leben gefährdet zu haben. Die Böschungskanten im Tagebau seien nicht stabil. Damit niemand zu Schaden komme, habe RWE auch die Bagger im Tagebau abgeschaltet, sobald sich Aktivisten nähern. „Für uns steht die Sicherheit an erster Stelle.“

Nur die Räumung der Gleisblockade bei Neurath sorgt am Sonntagmorgen noch einmal für Konfrontation. Immer noch sitzen Hunderte Blockierer auf der Kohlebahntrasse. Das Angebot, unbehelligt abziehen zu dürfen, nehmen sie nicht wahr. Sie harren weiter auf den Gleisen aus. Da RWE Anzeige gegen die Blockierer wegen Nötigung gestellt hat, „durften wir sie nicht mehr so einfach gehen lassen“, sagt eine Polizeisprecherin. Die Räumung beginnt, die Polizei greift durch. Die Aktivisten ziehen schließlich freiwillig ab, werden aber beim Passieren einer „Videostraße“ gefilmt.

Die Polizei zieht eine vorläufige Bilanz: Bis Samstagabend habe es acht verletzte Beamte gegeben. Eine „Handvoll“ Aktivisten sei noch in Gewahrsam. Um 13.15 Uhr erklärt „Ende Gelände“ die Massenaktionen rund um die Tagebaue für beendet.