Rhein-Erft-Kreis – Die Spannung ist schnell raus aus dem Bundestagswahlabend im Rhein-Erft-Kreis. Nachdem die ersten Stimmbezirke ausgezählt sind, zeichnet sich in den Wahlkreisen 91 (Bedburg, Bergheim, Elsdorf, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim) und 92 (Kreis Euskirchen, Brühl, Erftstadt, Wesseling) ab, dass zumindest bei der Vergabe der Direktmandate alles beim Alten bleibt: Die CDU gewinnt beide, kann sich aber bei erheblichen Verlusten sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen nur gemäßigt darüber freuen. Gewinner, im Wahlkreis 91 mehr als im Wahlkreis 92, ist die AfD.
CDU-Bundestagsabgeordneter Georg Kippels ist für eine zweite Wahlperiode gewählt. Mit Einbußen von rund neun Prozent bei den Erststimmen hat er zwar ein deutlich schlechteres Wahlergebnis erzielt als 2013, weiß das aber sofort zu erklären. Wenn er mehr verloren habe als seine Partei auf Bundesebene, sei das darauf zurückzuführen, dass die FDP wieder den Weg in den Bundestag gefunden habe und Wähler an die AfD abgewandert seien. „Es war ein ungewöhnlicher Wahlkampf“, sagt Kippels, „Sachargumente wurden von Emotionen überlagert. Das ist eine schmerzliche Realität und ein herber Rückschlag.“ Er könne mit seinem Ergebnis trotzdem zufrieden sein. CDU und CSU müssten aus den Verlusten lernen, „dass man sich mit den Problemen der Menschen intensiver auseinandersetzen und Politik persönlicher werden muss“.
Niederlage eingestanden
SPD-Herausforderer Dierk Timm bleibt nichts, als die Niederlage einzugestehen. Er habe zwar gegenüber 2013 seinen Rückstand auf Kippels halbieren können und deutlich weniger an Stimmen verloren als die Bundespartei, aber er habe das Ziel nicht erreicht. „Wir wollten den Wahlkreis zurückerobern, das ist uns nicht gelungen.“
Er sei froh, dass die SPD nun in die Opposition gehe. „Allein schon, damit bei Debatten im Deutschen Bundestag der erste Redner nach der Bundeskanzlerin nicht Alexander Gauland ist, sondern ein Vertreter der SPD.“ Wer das sein werde, müsse die neue Fraktion entscheiden, der er leider nicht angehöre.
Beim Blick auf die Zweitstimmen zeigt sich, dass CDU und SPD mit rund 33,5 beziehungsweise 26,4 Prozent im Wahlkreis 91 etwas besser abschneiden als auf Bundesebene. Grüne und Linke dagegen bleiben an Rhein und Erft mit 6,6 beziehungsweise sechs Prozent hinter den Ergebnissen zurück. Die FDP knüpft an alte Zeiten an und übertrifft das Bundesergebnis mit mehr als 14 Prozent der Stimmen deutlich. Die AfD erreicht im Wahlkreis 91 rund 9,6 Prozent der Zweitstimmen. Ihr Kandidat Franz Pesch sieht darin den Auftrag, jetzt auch lokale Strukturen im Rhein-Erft-Kreis aufzubauen und bis zur nächsten Kommunalwahl einen starken Kreisverband zu stellen.
Im Wahlkreis 91 kommentiert der CDU-Bundestagsabgeordnete Detlef Seif sein Ergebnis von knapp 45 Prozent mit großer Zufriedenheit. Seine Verluste hielten sich vergleichsweise in Grenzen, und sein Abstand zur SPD-Kandidatin sei überzeugend. Es sei aber nun schwieriger, in Berlin eine stabile Regierungsmehrheit zu bilden, weil die SPD nicht mehr zur Verfügung stehe. „Wie kann eine demokratische Partei sich verweigern, ohne ein Gespräch geführt zu haben? Das ist eine Katastrophe.“ Der Wahlerfolg der AfD zeige, dass CDU und CSU konservative Werte künftig wieder mehr in den Vordergrund stellen müssten, ohne in Extreme zu verfallen.
SPD-Kandidatin Ute Meiers schätzt die Leistung ihres Wahlkampfteams als überragend ein. Als Neuling könne sie mit dem Abschneiden (23,8 Prozent) durchaus zufrieden sein. Kaum zu ertragen seien allerdings der dramatische Verlust der Sozialdemokraten und der Einzug einer rechten Partei wie der AfD in den Bundestag. Und die hat aus dem Wahlkreis sogar einen eigenen Vertreter in Berlin: Rüdiger Lucassen (9,7 Prozent Erststimmen) zieht über die Landesliste seiner Partei in den Bundestag ein. Das gelingt auch dem FDP-Kandidaten Markus Herbrand (10,8 Prozent Erststimmen).
Bei den Zweitstimmen liegen die Christdemokraten im Wahlkreis 92 mit rund 37,6 Prozent der Stimmen deutlich über dem Bundesergebnis ihrer Partei. Auch die SPD erreicht mit 22,4 Prozent der Zweitstimmen etwas mehr als im Bundesdurchschnitt. Die FDP (15 Prozent) und die AfD (9,9) feiern Erfolge, während Grüne (6,0) und Linke (5,8) hinter dem Gesamtergebnis ihrer Parteien auf Bundesebene deutlich zurückbleiben.