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„Niemandem zumuten“Künstler sagt Ausstellung wegen Maskenpflicht in Seelscheider Altenheim ab

Lesezeit 4 Minuten
ARCHIV - 12.04.2023, Bayern, Nürnberg: FFP2-Masken hängen an einer Türklinke. (zu dpa: «AfD-Fraktion scheitert mit Klage gegen Corona-Maskenpflicht») Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Arztpraxen in Hennef und Troisdorf geben ihren Patienten FFP2-Masken zum Infektionsschutz. (Symbolbild)

Im Seelscheider Altenheim hat ein Künstler seine Ausstellung abgesagt - wegen der temporär eingeführten Maskenpflicht. Wie sieht es in anderen Einrichtungen aus?

Im Evangelischen Altenheim Seelscheid müssen alle Bewohner, die Beschäftigten, Angehörige der Senioren sowie Gäste im öffentlichen Bereich Mund und Nase mit einer medizinischen Maske bedecken, „wir haben seit Anfang der Woche eine Maskenpflicht“, bestätigt Leiterin Katrien Schmitz eine Anfrage der Redaktion. Zunächst gelte dies bis Ende November.

Der Künstler und Autor Volker Stollberg aus Ruppichteroth hatte die ab dem 11. November geplante Ausstellung seiner Arbeiten mit Verweis auf die ab 1. November geltende Maskenpflicht abgesagt. Er wolle das „niemandem zumuten“, erklärte Stollberg bei Facebook. Auch nicht sich selbst.

Bestmögliche Versorgung der Bewohner hat in Seelscheider Altenheim oberste Priorität

In Abstimmung mit der Heimaufsicht sei die Entscheidung für eine zeitweilige Maskenpflicht getroffen worden, erläutert die Heimleiterin, „für eine kurze Zeit in einer prekären Lage“. Auch die Mitarbeitenden in der Verwaltung trügen Maske, man versuche, „die schwierige Zeit gut zu überbrücken“.

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Die Masken seien „ein sehr wirksames Mittel, um Ansteckungen zu verhindern“, betonte Pflegedienstleiterin Silke Baxmann. Aktuell gebe es aber keinen Corona-Fall oder sonstige über die Atemluft übertragbare Infektionskrankheiten im Haus.

Die bestmögliche Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohnern habe oberste Priorität, sagte Katrien Schmitz. Zugleich gehe es um den Schutz der Mitarbeitenden. „Es kann sich kein Pflegeheim oder Krankenhaus leisten, dass die Mitarbeiter reihenweise erkranken“, machte ihre Kollegin Silke Baxmann klar. Die hätten das auch verstanden und die Masken „sofort akzeptiert“, sagte Katrien Schmitz.

Troidorfer Ärztin schickt Maskenverweigerer vor die Tür

Von großer Akzeptanz für die Masken in ihrer Praxis berichtet auch Elke Cremer, die mit ihrem Mann eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Troisdorf führt und erste Vorsitzende des Hausärzteverbands Nordrhein ist. Patienten, die mit Anzeichen einer Virusinfektion in die Praxis kommen, erhalten dort sofort eine FFP2-Maske. „Bislang ist es deshalb noch nie zu Diskussionen gekommen“, berichtet die Hausärztin.

Wenn jemand die Maske generell ablehnen sollte, müsste er „vor die Tür“. In der Troisdorfer Praxis wurden die während der Corona-Pandemie erprobten Maßnahmen beibehalten. Trennwände schützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Empfang, die Infektionssprechstunde wurde weitergeführt. Patienten mit Erkältungssymptomen kommen vor der Mittagspause oder dem Feierabend, um nicht mit gefährdeten Patienten in Kontakt zu kommen.

Die Troisdorfer Hausärztin wirbt dafür, sich wieder mehr auf die während der Corona-Pandemie erlernten Routinen zu besinnen. „Ich bin immer noch eine Verfechterin des freiwilligen Testens“, sagt Elke Cremer. Wer mit über 80 zum Geburtstag einlade, sollte seine Gäste bitten, vorher einen Test zu machen. Und auch beim Supermarktbesuch am Samstag sei es für ältere Menschen zumindest eine Überlegung wert, eine Maske zu tragen.

Hennefer Ärztin berichtet von einem „bunten Mix an Infektionen“ in ihrer Praxis

„Wir sind mittendrin in einer Infektionswelle“, berichtet die Ärztin. Die Situation in den Praxen sei derzeit zwar noch beherrschbar, „es ist aber schon kräftig was los.“ Gerade deshalb wirbt die Hausärztin dafür, sich wieder verstärkt impfen zu lassen. Die Zahl der Todesfälle aufgrund von Corona oder Influenza sei zwar weiterhin auf niedrigem Niveau, aber ansteigend, berichtet Cremer. „Es trifft vor allem die Menschen über 75.“

Von einem „bunten Mix an Infektionen“ in ihrer Hennefer Arztpraxis berichtet auch Dr. Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) im Rhein-Sieg-Kreis. Gerade deshalb sei es definitiv sinnvoll, gerade in einem Altenheim Vorsicht walten zu lassen. „Temporär eine Maskenpflicht einzuführen, finde ich nicht dramatisch“, sagt die Hennefer Ärztin.

Dr. Jacqueline Hiepler, Sprecherin der Ärzte im Kreis, Grippe

Dr. Jacqueline Hiepler ist Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung im Rhein-Sieg-Kreis. (Archivbild)

Sie selbst schütze sich bei Untersuchungen mit einer Maske, Patienten mit Anzeichen einer Virusinfektion erhielten eine Maske vom Praxispersonal. Dennoch ist es der KV-Vorsitzenden wichtig, dass Menschen lernen, mit dem Virus zu leben.„ Wir alle werden immer mal wieder an Corona erkranken und werden uns dem stellen müssen. Wenn man Pech hat, erwischt es einen halt“, sagt die Henneferin.

Hennefer Altenheim beschränkte sich auf Empfehlung für Maske

In den Troisdorfer GFO-Kliniken St. Johannes und St. Josef gebe es keine Verpflichtung zum Tragen einer Maske, sagte auf Anfrage Sprecherin Nina-Maria Marth. Man bitte Besucherinnen und Besucher, bei Krankheitsanzeichen auf einen Besuch zu verzichten.

Auch in den Altenheimen Lohmar und Wahlscheid sei ein solcher Schritt nicht geplant, sagte der Vorsitzende des Trägervereins Reinhard Bartha. Wer eine Maske tragen wolle, könne dies selbstverständlich tun. Er sei froh, dass bei Corona die Krankheitsverläufe mittlerweile mild seien.

Auf den Vorschlag an die Besucher, zum eigenen Schutz oder dem der Angehörigen eine Maske zu tragen, beschränkte sich auch der Caritasverband Rhein-Sieg, als er im September eine erhöhte Zahl von Corona-Infektion im Hennefer Altenheim Helenenstift verzeichnete. Eine Verpflichtung sei damit nicht verbunden gewesen, sagte Caritas-Sprecherin Dörte Staudt. Auch im Caritas-Altenheim Haus Elisabeth in Niederkassel gibt es keine Verpflichtung, Mund und Nase zu bedecken, wie Hausleiter Dennis Böhnke erklärte.