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FAQDie A565 in Bonn wird sechsspurig – Das passiert mit dem Tausendfüßler

Lesezeit 6 Minuten
Der Tausendfüßler aus der Vogelperspektive.

Der Tausendfüßler wird erneuert. Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Die Autobahn GmbH will die Strecke zwischen Bonn-Endenich und Autobahnkreuz Bonn-Nord angehen. 

Die A565 in Bonn wird im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans 2030 ausgebaut. Neben der verkehrstechnisch wichtigen Bonner Nordbrücke wird auch der „Tausendfüßler“, wie der Brückenzug zwischen Bonn Endenich und Autobahnkreuz Bonn-Nord landläufig genannt wird, ausgebaut.

Er ist in die Jahre gekommen. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bei der Autobahn GmbH, ob der Tausendfüßler marode sei, antwortet eine Sprecherin, dass dieser Begriff bei der technischen Beurteilung der Brücke nicht verwendet werde. Allerdings sei die rechnerische Nutzungsdauer des Tausendfüßlers im Jahr 2022 erreicht worden und es gebe statische Probleme. Er sei auf Dauer nicht mehr tragfähig.

Wir haben an dieser Stelle alle bisherigen Informationen zum Ausbau des Tausendfüßlers für Sie ausgeführt.

Was ist der „Tausendfüßler“?

Der „Tausendfüßler“ genannte Brückenzug in Bonn besteht eigentlich aus den beiden Bauwerken „Dransdorfer Weg“ und „Tausendfüßler“. Ende 2026 soll es soweit sein: Der „Tausendfüßler“ wird erweitert.

Das Brückenbauwerk Tausendfüßler ist eine Spannbetonkonstruktion aus dem Jahr 1959. Das Bauwerk „Dransdorfer Weg“ ist ein zweiteiliger Stahlverbundüberbau aus dem Jahr 1962.

Eine Grafik zeigt eine Karte der A565 von oben. Mit den Zahlen eins bis drei sind Brückenabschnitte gekennzeichnet.

Die einzelnen Brückenabschnitte beim Ausbau der A565: Tausendfüßler (1), Dransdorfer Weg (2), Gerhard-Domagk-Straße (3).

Das Bauwerk Dransdorfer Weg überspannt auf einer Länge von 210 Metern drei Gemeindestraßen sowie fünf elektrifizierte Gleise der Deutschen Bahn. Sie beginnt im Süden an der Straße Am Probsthof/Dickobskreuz. 

Das Bauwerk Tausendfüßler erstreckt sich über eine Länge von 420 Metern. Es beginnt am Trennungspfeiler der Deutschen Bahn und der SWB und überführt als Hochstraße die A565 über die viergleisige Stadtbahntrasse, das Gewerbegebiet „Verteilerkreis“ Weststadt und die L183 „Brühler Straße“. Darüber hinaus bildet es die Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle Bonn-Tannenbusch zur ebenfalls unter dem Bauwerk verlaufenden Lievelingstraße. 

Wie soll der Tausendfüßler ausgebaut werden?

Laut Bundesverkehrswegeplan soll die A565 zwischen der Anschlussstelle Bonn-Endenich und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord auf sechs Fahrstreifen ausgebaut werden. Zusätzlich ist ein Standstreifen vorgesehen, der für die Sicherheit bei Unfällen unerlässlich ist. Die Gesamtlänge der beiden Bauwerke beträgt derzeit 630 Meter. Das neue Bauwerk Tausendfüßler soll um 160 Meter kürzer werden.

Wegen der Verkürzung müsse der Bereich der Auf- und Abfahrten der Anschlussstelle Tannenbusch mittels Stützwänden abgefangen werden, heißt es von der Autobahn GmbH. Auf diese Weise soll sich der Ausbau auch gestalterisch besser in das Stadtbild einfügen. Eingriffe in private Grundstücke und Gewerbeflächen würden so gering wie möglich gehalten oder ganz vermieden werden.

Die Straße Lievelingsweg soll mit einer weiteren, kleine Brücke überspannt werden, deren nördliches Widerlager der Lage des alten Nord-Widerlagers entspricht. Im Zuge des Ausbaus des Tausendfüßlers wird auch der Abschnitt der Gerhard-Domagk-Straße erneuert.

Die Filterung von Regenwasser auf Autobahnen ist gesetzlich vorgeschrieben. Grundlage sind nationale und europäische Umwelt- und Wassergesetze. Im Bereich des zukünftigen Campus Endenich und am Lievelingsweg wird das Straßenabwasser durch zwei Regenwasserbehandlungsanlagen gereinigt. Diese werden als begrünte Becken angelegt.

Wann sollen die Bauarbeiten am Tausendfüßler beginnen?

Derzeit befindet sich das Projekt nach Angaben der Autobahn GmbH in der Planungsphase. Der Baubeginn ist – abhängig vom Zeitpunkt der Baurechtserlangung – ist für Ende 2026 vorgesehen. Die Baumaßnahmen sollen insgesamt sechs Jahre andauern. 

Während der Bauarbeiten soll der vierstreifige Verkehr aufrechterhalten werden. Während der Umbauphase könnten kürzere Sperrungen notwendig werden. Nach Angaben der Autobahn GmbH werden die Arbeiten am Endenicher Ei voraussichtlich im Spätsommer 2027 abgeschlossen und die Verkehrsführungsphasen der A565 so aufeinander abgestimmt, dass der Verkehrsfluss erhalten bleibt.

Die Sanierungsarbeiten an der Friedrich-Ebert-Brücke sind in vollem Gange. Der Neubau der Brücke wird frühstens Mitte der 2030er Jahre angestrebt.

Warum muss der Tausendfüßler erneuert werden?

Nach Angaben der Autobahn GmbH befahren täglich rund 90.000 Kraftfahrzeuge über diesen Autobahnabschnitt. Damit ist die Kapazitätsgrenze der vierspurigen Strecke bereits überschritten. Ein Standstreifen fehlt. Zudem weist der Brückenzug statische Defizite auf, die einen Neubau dringend erforderlich machen. 

Die rechnerische Nutzungsdauer für den Tausendfüßler wurde im Jahr 2022 erreicht. Für die Brücke Gerhard-Domagk-Straße endete diese im Jahr 2024. Das Bauwerk Dransdorfer Weg hat noch eine rechnerische Restnutzungsdauer bis 2027.

Der steigenden Verkehrsbelastung wird nach Angaben der Autobahn GmbH mit dem Ausbau Rechnung getragen. Auch die Staugefahr soll verringert werden. Der Lärmschutz für Anliegerinnen und Anlieger wird ebenfalls auf den neuesten Stand gebracht.

Geplanter Ausbau der A565 in Bonn

Um die Belastung des Brückenzugs bis zum Ausbau zu kompensieren, wird dieser nach Angaben der Autobahn GmbH entlastet. Auf dem Tausendfüßler dürfen nur Lkw bis 30 Tonnen Gesamtgewicht fahren, auf den Bauwerken Dransdorfer Weg und Gerhard-Domagk-Straße bis 45 Tonnen Gesamtgewicht – vorbehaltlich jährlicher Sonderprüfungen.

Bei der Sonderprüfung im Jahr 2024 sollen nach Angaben der Autobahn GmbH am Bauwerk Dransdorfer Weg Beulverformungen und Schweißnahtrisse festgestellt worden sein. Beim Bauwerk Tausendfüßler gebe es Probleme im Spann- und Betonstahl. Es werden regelmäßig Risskontrollen durchgeführt.

Als weitere Kompensationsmaßnahmen nennt die Autobahn GmbH ein Überholverbot für Lkw und eine Sperrung für genehmigungspflichtige Schwertransporte. Sollte sich der Zustand der Bauwerke verschlechtern, können weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Was ist mit den Anliegerinnen und Anliegern rund um den Tausendfüßler?

Das Gebiet um den „Tausendfüßler“ herum ist dicht bebaut. Die Autobahn GmbH gibt an, in engem Kontakt mit Anliegerinnen und Anliegern zu stehen. Darunter ist auch das Tierheim Bonn.

Nach Angaben der Autobahn GmbH wurden Einwände aus der Bevölkerung im Oktober 2024 behandelt und sollen beim Beschluss des Planfeststellungsverfahrens durch die Bezirksregierung berücksichtigt werden.

Durch das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) bersteht ein Rechtsanspruch auf Lärmschutz. Als Beispiel für einen aktiven Lärmschutz nennt die Autobahn GmbH den geplanten Einsatz von offenporigem Asphalt zwischen dem Endenicher Ei und dem Autobahnkreuz Bonn-Nord. Zusätzlich müssen im ganzen Bereich Lärmschutzwände mit 9 Meter Höhe aufgebaut werden.

In besonders lärmbelasteten Bereichen wird zu passiven Maßnahmen gegriffen. Dazu gehören beispielsweise der Einbau von Schallschutzfenstern und Lüftungsanlagen am Anfang und am Ende der Baustelle.

Erhöht sich der Verkehr durch den sechs-streifigen Ausbau?

Nach Angaben der Autobahn GmbH soll laut einem Verkehrsgutachten innerstädtischer Verkehr abnehmen, während der Verkehr auf der A565 zunehmen würde. Allerdings wird nicht mehr Verkehrszufluss als zuvor aus dem Umland erwartet.

Wie teuer wird das Projekt?

Nach Angaben der Autobahn GmbH belaufen sich die Kosten für die Erneuerung des Brückenzugs auf 293 Millionen Euro. Die Gesamtkosten werden derzeit aufgrund der Baupreisentwicklung neu berechnet.


Weitere Maßnahmen im Zuge des Ausbaus der A565

Diskussion um die Bonner Nordbrücke

Die Rheinbrücke im Bonner Norden, auch Friedrich-Ebert-Brücke genannt, führt nördlich von den Baumaßnahmen auf der A565 über den Rhein. Ein Ersatzneubau sei nach Angaben der Autobahn GmbH zwingend erforderlich. Derzeit werden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. Die technischen Planungen für die Erneuerung der Rheinquerung hätten bereits begonnen. Mit einem Baubeginn sei nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vor Mitte der 2030er Jahre zu rechnen.

Im März 2025 wurde ein Antrag des LVR gestellt, die Bonner Rheinbrücke unter Denkmalschutz zu stellen. Sie sei ein „Bonner Exportschlager“, habe eine „konstruktionsgeschichtliche Bedeutung“ und für die Stadt Bonn „besonders identitätsstiftend“.

Sollte der Antrag Erfolg haben, könnte das die bisherigen Planungen zum Ausbau der A565 verkomplizieren. Zunächst würde das Denkmal rechtskräftig eingetragen werden. Erst im zweiten Schritt könnte man dann über die Nutzung und den Erhalt verhandeln.

Bauarbeiten am Endenicher Ei

Im Sommer 2025 soll die Autobahn 565 zwischen dem Kreuz Bonn-Nord und der Anschlussstelle Bonn-Poppelsdorf in Bonn für drei Wochen für Bauarbeiten am Endenicher Ei gesperrt werden.

Auf Bitten der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner wurde die Sperrung der A565 um einige Wochen verschoben, da zeitgleich die Adenauerallee in der Bonner Innenstadt, eine weitere wichtige Verkehrsader, saniert werden soll.

Die geplante Sperrung des Endenicher Eis findet nun zwischen dem 20. Mai und dem 12. Juni statt.