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Zum neuen WintersemesterDas ist der aktuelle Stand der Bau- und Sanierungsprojekte der Uni Bonn

Lesezeit 8 Minuten
Das Hauptgebäude der Universität Bonn. Die vier Türme leuchten.

Die Universität Bonn hat an ihren fünf Campussen viele Bau- und Sanierungsprojekte im Gange.

Kosten- und Zeitpläne ändern sich ständig. Das Hauptgebäude soll aufwendig saniert werden. Aber auch an anderer Stelle plant die Uni viel.

Werde ich als neuer Student in Bonn im Wintersemester überhaupt das historische Hauptgebäude von innen kennenlernen dürfen? Und wird mich der Baulärm wohl vom Lernen abhalten? Der Stand der verschiedene Bau- und Sanierungsarbeiten an Gebäuden der Uni kann schnell für Verwirrungen sorgen.

Insgesamt verlaufen sich die Kosten der verschiedenen Bauprojekte der Universität Bonn und des Studierendenwerks Bonn auf mehr als 200 Millionen Euro – und dabei sind die Kosten der Sanierung des Hauptgebäudes noch nicht mit einberechnet. Ein Überblick.


Campus Innenstadt

Die brennendste Frage, die es zu beantworten gilt, ist mit Sicherheit die Frage nach dem Stand der Arbeiten am historischen Hauptgebäude in der Innenstadt. In dem Gebäude sind die Aula, Hörsäle, das Universitätsmuseum, historische Säle, Arbeitsplätze sowie Seminarräume untergebracht. Es bildet seit über 200 Jahren das Herzstück der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

In der ursprünglichen Planung sollten die Sanierungsarbeiten 2024 beginnen und mindestens zehn Jahre dauern. Die Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, ob diese Zeitplanung nach aktuellem Stand eingehalten werden kann, ließ die Universität Bonn unbeantwortet. Ebenso blieb es offen, wann der normale universitäre Betrieb im Hauptgebäude wieder aufgenommen werden könne.

Die durch die Sanierung wegfallenden Flächen sollen durch Anmietung weiterer Flächen kompensiert werden. Im Wesentlichen sollen die Umzüge an die neuen Standorte bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, so Pressesprecher Andreas Archut.

Konkret angemietet wurden Immobilien in der Rabinstraße 8 (Geisteswissenschaften, Bezug seit 2023, Umzüge sollen bis Ende 2024 abgeschlossen sein). Die Verwaltung zieht seit Herbst 2023 in die Poppelsdorfer Allee 31-33 um. Außerdem sind Räumlichkeiten in der Rabinstraße 4 (Bezug 2024), Heinrich-von-Kleist Straße 22-28 (Bezug seit April 2024) und Poststraße 26 (Bezug seit August 2024) angemietet worden.

Bonn: Hörsäle im ehemaligen Karstadt-Gebäude geplant

Im März 2024 wurde eine Etage im ehemaligen Karstadt-Gebäude in der Nähe des Bonner Hauptbahnhofs angemietet. In diesen Räumlichkeiten soll ein Teil der Hörsäle aus dem Hauptgebäude interimsmäßig Platz finden. Derzeit laufen die Planungen dazu, so die Uni.

Ganz leer stehen wird das Hauptgebäude scheinbar zu keinem Zeitpunkt. Ein Teil der Hörsaalflächen kann zeitweise im Ostflügel des Schlosses – beim Koblenzer Tor – untergebracht werden. Das Universitätsmuseum zieht für die Dauer der Sanierung ebenfalls in den Ostflügel.

Universität Bonn: Ostflügel wird als erstes saniert

Zum Ende des Jahres wird der Ostflügel (Koblenzer Tor bis Alter Zoll) nicht mehr in Betrieb sein. Die Arbeiten beginnen dort früher und sollen auch früher fertig werden. „Die dort befindlichen Hörsäle und Seminarräume [sollen] wieder genutzt werden können, wenn die anderen Hörsäle des Hauptgebäudes noch mitten in der Sanierung sind“, erläuterte der Pressesprecher.

Zum Ende des Jahres wird der Ostflügel (Koblenzer Tor bis Alter Zoll) nicht mehr in Betrieb sein. Hier zu sehen: das Koblenzer Tor.

Zum Ende des Jahres wird der Ostflügel (Koblenzer Tor bis Alter Zoll) nicht mehr in Betrieb sein. Hier zu sehen: das Koblenzer Tor.

Im kommenden Wintersemester können die Hörsäle und die Aula des Hauptgebäudes jedoch noch normal genutzt werden. Bis mindestens 2026 und „vielleicht auch noch länger“ finden Vorlesungen also weiterhin im Kernstück der Uni Bonn statt, teilte Uni-Sprecher Andreas Archut mit. Bleibt zu hoffen, dass die Uni Bonn ein gutes Konzept im Umgang mit Baulärm entwickelt hat.

Im Wintersemester 2024/25 finden noch Vorlesungen im Hauptgebäude statt

Auch der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW bestätigt den Beginn der Voruntersuchungen, die aktuell im Ostflügel durchgeführt werden. Den zeitlichen Ablauf der Sanierungsarbeiten wollte der BLB nicht konkreter benennen.

Die Frage nach den Kosten ließen sowohl der BLB NRW als auch die Uni Bonn unbeantwortet. Nach Information des „General-Anzeiger“ schätzte die Uni 2023 die Sanierungskosten grob auf eine Milliarde Euro.

Die Aula soll durch einen Modulbau ersetzt werden. Der geplante Standort ist die „hofseitige Freifläche vor dem Hauptflügel des Schlosses“, an dem aktuell die Interims-Mensa steht. Eine Bauvoranfrage wurde seitens der Stadt Bonn positiv beschieden, ergänzt der Pressesprecher. Die Planung sei aber noch nicht abgeschlossen, weshalb eine Auskunft über die entstehenden Kosten noch nicht möglich sei. Die Interims-Aula soll genutzt werden, bis das Hauptgebäude wieder zur Verfügung steht.

Stand der Bauarbeiten an der Mensa Nassestraße

Der Abbruch der ehemaligen Mensa in der Nassestraße begann im Sommer 2021. Der Neubau des Areals soll die Mensa, ein Wohnheim mit 106 Plätzen sowie ein Bürogebäude für die Beratungsbereiche (Studienservicezentrum) und die zentrale Verwaltung des Studierendenwerks umfassen. Außerdem sollen zwei denkmalgeschützte Altbauten kernsaniert werden, in denen zukünftig die studentische Selbstverwaltung (AStA) sowie „ausgewählte Beratungen“ ihren Sitz finden werden, so das Studierendenwerk.

Bauherr ist das Studierendenwerk Bonn. Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ teilte Pressesprecher Robert Anders mit, dass man sich aktuell in der Phase des Hochbaus befinde. Im April habe die Grundsteinlegung stattgefunden. Mit einer Inbetriebnahme rechnet man derzeit im ersten Halbjahr 2026, man verweist aber darauf, dass „Zeit- (und Kosten-)Pläne heutzutage recht volatil sind“. Es könnte also länger dauern, bis Studierende wieder in der Nassestraße mittagessen können.

Blick von der Lennéstraße in die Baugrube.

Blick von der Lennéstraße in die Baugrube.

In der Zwischenzeit ersetzt die Interims-Mensa am Hofgarten die ehemalige Nassestraße-Mensa. Diese soll nur so lange wie nötig betrieben werden, um die „Grundversorgung der Studierenden des Campus‘ Innenstadt“ sicherzustellen, so Anders. Einen Zwischenstand der Kosten wollte das Studierendenwerk nicht preisgeben.

Im gesamten Tiefgeschoss laufen derzeit die Arbeiten (Luftbild von Mitte Juli).

Im gesamten Tiefgeschoss laufen derzeit die Arbeiten (Luftbild von Mitte Juli).

Die Bezirksregierung Köln hat die förderfähigen Kosten vor Baubeginn für die Mensa (inklusive Interimskosten) auf insgesamt 50,6 Mio. Euro festgesetzt, von denen Fördermittel in Höhe von 42,04 Mio. Euro gegeben werden. Der Neubau des Studierendenservicezentrums und der Verwaltung (inklusive Interimskosten) soll 20,22 Mio. Euro kosten, die Zuwendung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW beläuft sich auf 70 Prozent der förderfähigen Kosten, informiert der Pressesprecher.

Sanierung des Bonner Juridicums ist in der Planungsphase

Im Campus Innenstadt sind weitere Sanierungsprojekte in Arbeit. Die Sanierung des Juridicums, in dem die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät angesiedelt ist, befindet sich derzeit in der Planungsphase. Weitere Angaben wollte die Uni Bonn nicht machen.

Das Akademische Kunstmuseum wird derzeit unter Regie des BLB NRW kernsaniert. Seit Januar 2022 befindet sich das Museum in der Römerstraße 164. Wann das Museum wieder an seinen Standort am Hofgarten zurückkehren kann, wollte die Uni Bonn noch nicht sagen.

Sanierung des Akademischen Kunstmuseums: Archäologische Funde aufgedeckt

Zum Stand der Arbeiten teilt der BLB NRW mit, dass die Arbeiten im Jahr 2022 gestartet sind. Die Erdeingriffe rund um das Gebäude müssten archäologisch begleitet werden. Dabei sei man bereits auf archäologische Funde gestoßen, deren Sicherung den Baufortschritt beeinflusse. Die weitere Zeitschiene sowie die Gesamkosten seien abhängig vom Abschluss der Ausgrabungen, nähere Details nannte der Pressesprecher nicht.

Lost Place: So steht es um die ehemalige Pädagogische Fakultät

Das zwölfstöckige Gebäude an der Römerstraße 164 wurde von der pädagogischen Fakultät, sowie von Studierenden aus der Informatik, der Biologie und Chemie für Labore und Hörsäle genutzt. Das in den 70er gebaute Gebäude wird seit zehn Jahren nicht mehr benutzt – wegen zu hoher Schadstoffbelastung – wir berichteten. Im Jahr 2024 gleicht das heruntergekommene Gebäude einem „Lost Place“. Das Hochhaus soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht mehr lange stehen.


Campus Poppelsdorf

Das sogenannte Rotationsgebäude am Campus Poppelsdorf ist im Mai 2023 baulich fertiggestellt und an die Universität übergeben worden. Das Gebäude soll wechselnde Institute der Universität als Interimsunterbringung aufnehmen können. Derzeit geht die Uni von einem Einzug und Nutzungsbeginn ab dem Wintersemester 2024 aus. Aktuell werden die Außenanlagen um das Gebäude noch fertiggestellt.

Auf dem Campus Poppelsdorf entsteht derzeit ein vielseitig einsetzbares Gebäude für den Universitätsbetrieb. Baufortschritt vom November 2022, seitdem hat sich einiges getan.

Auf dem Campus Poppelsdorf entsteht derzeit ein vielseitig einsetzbares Gebäude für den Universitätsbetrieb. Baufortschritt vom November 2022, seitdem hat sich einiges getan.

Zum Stand der Renovierungsarbeiten am Poppelsdorfer Schloss wollte sich die Uni Bonn nicht äußern. Der BLB NRW, Bauherr der Arbeiten, teilte auf Anfrage mit, dass die Sanierungsarbeiten am Schloss weitestgehend abgeschlossen seien. In den vergangenen Jahren sind die Dach- und Fassadenflächen des Schlosses denkmalgerecht saniert und restauriert worden, so Frank Bruch, Pressesprecher der Kölner Niederlassung des BLB NRW.

Bonn: Sanierung des Poppelsdorfer Schlosses dauert noch

Nachträglich seien in den kommenden Monaten noch „witterungsabhängige Tiefbauarbeiten im Innenhof“ notwendig, bei denen Pflaster neu verlegt werden. Außerdem soll in diesem Zeitraum der aus Naturstein bestehende Fußboden im Arkadengang instandgesetzt und Lackierarbeiten an den Toren vorgenommen werden.

Einen konkreteren Zeitplan als „in den kommenden Monaten“ nannte der Pressesprecher auf Nachfrage nicht. Laut BLB NRW liegen die Gesamtkosten für alle Maßnahmen am und um das Poppelsdorfer Schloss bei etwa 16 Millionen Euro.


Campus Endenich

Am Campus Endenich wird aktuell der Neubau des Pharmazeutischen Instituts geplant. Die Universität hat mit allen Anfragen diesbezüglich an den BLB NRW verwiesen. Der teilte auf Anfrage mit, dass das Projekt sich in einer „mehrjährigen Planungsphase“ befinde. In dieser Planungsphase solle auch der Zeitplan konkretisiert werden. „Weitere Details werden zu gegebener Zeit im weiteren Projektverlauf bekanntgegeben.“


Campus Venusberg

Die Gebäude im Campus Venusberg gehören zu einem großen Teil dem Uniklinikum Bonn (UKB). Auf Anfrage erläuterte die stellvertretende Pressesprecherin Jana Schäfer, dass es derzeit keine baulich-bedingten Einschränkungen für den Studienbetrieb auf dem Campus Venusberg gebe.

Das Lehrgebäude, sowie auch das 2022 eröffnete Bildungszentrum, seien in hervorragendem Zustand. Sämtliche Lehrflächen und Hörsäle der Medizinischen Fakultät stünden uneingeschränkt zur Verfügung.

Zukünftig sei außerdem der Bau eines „hochmodernen Trainingszentrums“ geplant, dass das Skillslab beinhalten solle, indem Studierende ihre praktischen Fähigkeiten trainieren könnten, berichtet Schäfer.


Campus Adenauerallee

Zur Planung des Zukunftcampus‘ auf dem Gelände der ehemaligen Kinderklinik in der Adenauerallee gibt es laut der Uni Bonn keinen neuen Stand. Man befinde sich bei einzelnen Gebäuden aktuell in der Ausführungsplanung beziehungsweise in der Vorentwurfsphase.

„Es laufen Verhandlungen zur Übergabe des Geländes vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW an die Universität“, so Archut. Wenn diese Verhandlungen abgeschlossen sind, könne die Vorentwurfsphase begonnen werden. Übersetzt heißt das: Man steht in der Planung noch ganz am Anfang.

Noch ist der „Innovation Campus Bonn“ vor allem ein digitaler Raum. Geplant ist, dass der Campus in der Nähe zum UN-Viertel Gestalt annehmen soll. Nachhaltigkeit soll an dieser Stelle eine große Rolle spielen.


Studierendenwerk Bonn will mehr Wohnraum für Studierende schaffen

In Bonn-Auerberg soll ein Parkdeck, das zu dem dortigen Wohnheim gehört, zu Wohnraum mit 115 Plätzen umgewandelt werden. Eine „Realisierung“ des Bauvorhabens erscheint dem Studierendenwerk Bonn in den Jahren 2025 bis 2027 möglich.

Außerdem beschäftigt sich das Studierendenwerk aktuell mit der Kernsanierung und einem Erweiterungsbau des Wohnheims an der Hirschberger Straße in Bonn-Tannenbusch. Das Wohnheim soll durch den Erweiterungsbau um „rund 250 Plätze“ vergrößert werden und im Anschluss soll das bestehende Gebäude kernsaniert werden.

Mit der Fertigstellung rechnet man 2028/2029 für die Erweiterung und Anfang der 2030er Jahre für die Kernsanierung. Je nach Möglichkeit der Erweiterung soll das Gebäude am Ende 750 bis 850 Wohnheimplätze beinhalten.