Omikron-VarianteFeuerwehren bereiten Notfallpläne vor – Alfter sieht Probleme
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Bornheim – Lange schon ist es auch im Rhein-Sieg-Kreis keine Frage mehr, ob, sondern nur noch wie stark die Omikron-Welle zuschlägt. Während sich einige Bürgerinnen und Bürger vielleicht noch über die Absagen von Karnevalsveranstaltungen und Konzerten ärgern, haben die Freiwilligen Feuerwehren in der Region längst einen Plan erarbeitet und umgesetzt, wie bei steigenden Inzidenzen und Krankheitsfällen innerhalb der Löschgruppen die Einsatzfähigkeit sichergestellt werden kann.
„Wir sind mit den Planungen nicht alleine“, sagt Bornheims Feuerwehrsprecher Ulrich Breuer, der auf die gute kreisweite Zusammenarbeit verweist. So stünden die Leiter aller 19 Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis permanent in Verbindung untereinander sowie mit Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg.
Sämtliche Maßnahmen werden in der Regel gemeinschaftlich abgestimmt und koordiniert, wöchentlich sehen sich die Wehrleiter mittlerweile in Videokonferenzen zum Austausch. Um die Kontakte auch untereinander möglichst gering zu halten, wurde die Präsenzausbildung längst wieder kreisweit eingestellt. Aus- und Fortbildung finden online statt.
Für die kritische Infrastruktur gelten schärfere Maßnahmen
Da Feuerwehren zur kritischen Infrastruktur zählen und unbedingt einsatzbereit bleiben sollen, sind die Corona-Schutzmaßnahmen deutlich höher als die von Land und Bund verordneten Maßnahmen für die Normalbevölkerung. So gilt, dass die Gerätehäuser nur noch für Einsätze und Maßnahmen, die der Erhaltung der Einsatzbereitschaft dienen, betreten werden dürfen.
Dabei müsse die Aufenthaltszeit möglichst kurzgehalten werden. „Personen aus den Kreisen außerhalb der Einsatzabteilung der Feuerwehr ebenso wie Externe haben in den Gerätehäusern vorerst keinen Zutritt mehr“, betont der Chef der Bornheimer Feuerwehr Wolfgang Breuer. Dies gelte auch für Familienangehörige.
Lediglich Externe wie Handwerker oder Dienstleister erhielten im Bedarfsfall Zutritt, müssten jedoch zuvor von der Verwaltung mit den Hygienevorschriften vertraut gemacht und entsprechend eingewiesen werden. „Und das Tragen von FFP2- oder KN95-Masken ist im Innen- und Außenbereich der Gerätehäuser bei allen Tätigkeiten und soweit wie möglich auch bei den Einsätzen verpflichtend“, ergänzt der stellvertretende Feuerwehrchef Helmut Ost.
Ebenso soll soweit wie möglich bei den Einsätzen und im oder am Gerätehaus auf die Abstandsregelungen geachtet werden. „Zudem haben wir die Personalstärken auf den Fahrzeugen bis auf Weiteres reduziert“, erklärt Bornheims Feuerwehrsprecher Ulrich Breuer. So könne sichergestellt werden, dass im Falle einer Infektion immer nur wenige Feuerwehrleute direkten Kontakt zueinander hatten.
Zu ihrem eigenen Schutz dürften ungeimpfte Kräfte vorerst weder an Einsätzen noch am sonstigen Dienstgeschehen teilnehmen. Aktuell gilt die 2G-Regel im Betrieb. „Dank eines durch die Stadtverwaltung organisierten Angebots sind inzwischen etwa 95 Prozent unserer Freiwilligen Feuerwehrleute im Stadtgebiet sogar schon geboostert“, freut sich Wolfgang Breuer.
Gleiches berichtet Wehrsprecher Tobias Kalenborn aus Swisttal, auch dort erhielten 90 bis 95 Prozent der Einsatzkräfte bereits ihre Auffrischungsimpfung. Doch auch trotz der dritten Injektion steht nicht nur in Bornheim nach jedem Einsatz ein überwachter Selbsttest am Feuerwehrgerätehaus auf dem Plan. „Durch all diese Schutzmaßnahmen hoffen wir, die Anzahl möglicher Infizierter und somit auch die Quarantänefälle so gering wie möglich zu halten“, erklärt Ulrich Breuer.
Er und seine Kollegen betonen: Sorgen müssten sich die Bürger keine machen. „Unsere Einsatzabteilung hat aktuell eine Stärke von 320 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten in zwölf Löscheinheiten und einer Tagesalarmgruppe“, erklärt Ulrich Breuer.
Durch die dezentrale Struktur der Feuerwehr Bornheim und die enorme Einsatzbereitschaft der allesamt ehrenamtlichen Einsatzkräfte sei die Sicherheit der Bürger im Stadtgebiet gegeben. Das ist eine der obersten Prioritäten der Blauröcke. „Die Einsatzfähigkeit muss jederzeit gewährleistet sein“, sagt auch Kreisbrandmeister Engstenberg. Besonders durch die hochansteckende Variante Omikron könne es zu Infektionen innerhalb der Wehr kommen, das müsse sie kompensieren. Deswegen existiert ein kreisweiter Notfallplan mit Eskalationsstufen.
Nachbarorte müssen aushelfen
Sollte eine Löschgruppe wie beispielsweise die aus Bornheim-Brenig Not am Mann haben oder ein gesamter Löschzug in Quarantäne müssen, würden in akuten Fällen die nächsten Nachbarorte aushelfen, zum Beispiel die Löscheinheiten Dersdorf oder Bornheim. Sollten mehrere Löschgruppen in einem Ort Infektionen aufweisen oder in Quarantäne müssen, würden bei dringenden Einsätzen die Gruppen aus den Nachbarkommunen wie Alfter oder Swisttal einspringen.
Etwas anders sieht das im Tagesalarm aus. Wenn die Mannschaften, die vor Ort im Gerätehaus einsatzbereit sein müssen, Personalmangel aufgrund von Infektionen haben, dann könnten auch Feuerwehrleute aus den entfernteren Kommunen im Kreisgebiet wie Windeck oder Niederkassel in anderen Orten eingesetzt werden. Insgesamt zählt die Freiwillige Feuerwehr im Kreis 3600 Kameraden.
Meckenheims Erster Beigeordneter, Hans Dieter Wirtz, unterstreicht die Wichtigkeit der kreisweiten Zusammenarbeit: „Der Rhein-Sieg-Kreis hat für alle 19 Feuerwehren der einzelnen Kreis-Kommunen ein Einsatzkonzept für den Pandemiefall erstellt, das auf einem Vierphasenmodell basiert. Auf der Grundlage dieses Konzeptes erlassen die Wehrleitungen nach regelmäßiger Abstimmung mit dem Kreisbrandmeister örtliche Handlungsanweisungen für den Dienst- und Übungsbetrieb. Jede Handlungsanweisung, also auch die der Kollegen in Bornheim, beruht auf den Vorgaben des Kreises.“
Alfter hat den Übungsdienst eingestellt
Einzig die Freiwillige Feuerwehr in Alfter schätzt die Situation problematisch ein: Sprecher Michael Hesse sieht keine Möglichkeit, die Truppe so aufzustellen, dass sie trotz Corona-Infektionen mit höherer Wahrscheinlichkeit einsatzbereit bleibt. „Wir haben den Übungsdienst sofort zu Beginn der Pandemie eingestellt. Das ist auch schon der einzige Kontakt untereinander“, erklärt Hesse.
Es mache keinen Sinn, die Menschen, die außerhalb der Einsatzzeiten ohnehin getrennte Leben führten, irgendwie in Gruppen zu separieren. Hesse: „Wenn wir den Alarm auslösen, dann wissen wir nicht, wer zum Gerätehaus kommt.“ Aus einem kleinen Feuer könne schnell ein größeres mit mehr Bedarf an Einsatzkräften werden.
Umso mehr hoffen die Freiwillige Feuerwehrleute, ganz schnell wieder zu ihren normalen und gewohnten Abläufen zurückkehren zu können. „Ein ganz wichtiger Faktor zum Erhalt der Funktionalität einer Freiwilligen Feuerwehr ist die über den normalen feuerwehrtechnischen Dienst hinausgehende Pflege der Kameradschaft und des Miteinanders“, erklärt Bornheims Wehrsprecher Ulrich Breuer.