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Trotz DenkmalschutzZweiter Anlauf für einen Urnenkubus auf dem Alten Friedhof in Eitorf

Lesezeit 3 Minuten
Ein grün bewachsener, großer Kubus mit runder Öffnung steht zwischen alten Grabsteinen und Bäumen.

So könnte der Memorial Cube auf dem Alten Friedhof in Eitorf gestaltet werden.

Im vergangenen Jahr hatte die Politik gegen die Errichtung eines Memorial Cube gestimmt, auch der Denkmalschutz hatte Bedenken geäußert.

Einen zweiten Versuch, auf dem Alten Friedhof doch noch einen Memorial Cube zu platzieren, haben Bürgermeister Rainer Viehof und der Vorsitzende des Heimatvereins, Alwin Müller, gestartet. In einer Pressekonferenz, an der neben Vertretern der Ratsfraktionen auch Bürger teilnahmen, stellten die beiden zusammen mit dem Unternehmer Wil Joosten aus den Niederlanden entsprechende Pläne vor.

Im Juni des vergangenen Jahres hatte der Fachausschuss auf Initiative der FDP einen Antrag des Heimatvereins für den Bau eines solchen Cubes einstimmig abgelehnt. Viehof sprach jetzt von einer Willensbildung für einen zweiten Anlauf in der Sitzung des Gemeinderates am 28. Oktober, in der die Sache abschließend beraten werden soll. Dabei schilderte er ausführlich die Vorteile, die eine solches Urnenbauwerk seines Erachtens für die Gemeinde bringen würde.

Eitorfs Bürgermeister Rainer Viehof sieht finanzielle Vorteile für die Gemeinde

Laut Viehof hätte ein solches Bauwerk vor allem finanzielle Vorteile für die Kommune und sei besonders gut zu erreichen, wenn es auf dem Alten Friedhof gebaut würde. Inzwischen habe der Landschaftsverband Rheinland (LVR) zusammen mit der Gemeindeverwaltung überprüft, ob eine erneute Öffnung dieser fast 12.000 Quadratmeter großen parkähnlichen Fläche, die unter Denkmalschutz steht, für Urnenbestattungen möglich sei. Dabei sei man zu einem positiven Ergebnis gekommen. Viehof: „Möglich sind dann aber nur Urnen- und keine Grabbestattungen.“

Bei einer Wiedereröffnung würde der Alte Friedhof den angespannten Haushalt der Gemeinde nicht mehr belasten, sondern könnte über die Friedhofsgebühren finanziert werden, sagte der Bürgermeister. Bei Kosten von geschätzten 360.000 Euro für ein vier mal fünf Meter großes Cube-Konstrukt mit 4550 kugelförmigen Urnen könnte der Memorial Cube gebaut werden, falls es bis Ende November nächsten Jahren 509 Anmeldungen und Reservierungen dafür gebe, bei denen schon jeweils 700 Euro gezahlt werden.

Drei Männer sitzen nebeneinander an einem Tisch, vor ihnen stehen zwei Kugeln.

Bei der Vorstellung des Memorial Cube hatten Erfinder Wil Joosten, Bürgermeister Rainer Viehof, und Heimatvereinsvorsitzender Alwin Müller (v.l.) Modelle der kugelförmigen Urnen auf dem Tisch stehen.

Es bestehe laut Viehof aber auf jeden Fall Handlungsbedarf, weil die Urnenbestattung weiter zunehme. So seien an bestehenden Urnenwänden auf den Eitorfer Friedhöfen bereits alle Plätze belegt oder vorreserviert. Eitorf verfüge dann über ein Alleinstellungsmerkmal als erste deutsche Kommune mit einem Memorial Cube.

Per App können Texte zu den Verstorbenen abgerufen werden

Natürlich könne das Projekt auch auf jedem anderen Eitorfer Friedhof umgesetzt werden. Für den Alten Friedhof, der auch mit dem ÖPNV gut zu erreichen sei, gebe es aber ausreichend Parkplätze in der Nähe, betonte Viehof weiter. Auch Alwin Müller vom Heimatverein warb erneut für den Memorial Cube.

Für den habe er eigens eine neue kostenlose App entwickelt, mit deren Hilfe man von überall her den Verstorbenen gedenken und Texte dazu anhören könne, berichtete Unternehmer Joosten. Unterschiedliche Meinungen für und gegen das Projekt wurden von dem Dutzend Bürger geäußert, die gekommen waren. Riesig groß könne das Interesse der Eitorfer allerdings nicht sein, merkte eine Besucherin an, sonst wären wohl mehr Bürger zu dem Gespräch gekommen.