Ein Urnen-Kubus mit dazugehöriger App könnte künftig Grabsteine und Kreuze ersetzen. Eitorf zeigt Interesse – und könnte Vorreiter werden.
Innovative BestattungsformErhält Eitorf als zweite Stadt weltweit einen „Memorial Cube“?
Ein Kubus, in dem Urnen aufbewahrt werden und ein Chip, der auf einer App eine Gedenkseite für den oder die Verstorbene aktiviert: Eine solche Bestattungsform ist einzigartig. In Maastricht, auf dem Tongerseweg-Friedhof, wurde im Januar der erste „Memorial Cube“ der Welt eingeweiht. In Eitorf könnte der zweite stehen.
Einen entsprechenden Antrag haben die Eitorfer Bestatterin Anja Welteroth und der Heimatvereinsvorsitzende Alwin Müller für die Sitzung des Ausschusses für Bauen und Sportstätten am Mittwoch eingereicht. Sie können sich ein solches Kolumbarium gut auf dem Alten Friedhof vorstellen, der vom Heimatverein gepflegt wird.
Anschaffungspreis würde im unteren sechsstelligen Bereich liegen
Der Heimatverein will sich auch um die Errichtung und Unterhaltung des Kubus kümmern, dessen Anschaffungspreis im unteren sechsstelligen Bereich liegt. „Wir sind mit dem Patentinhaber in Verhandlungen, den Memorial Cube als Referenzobjekt nach Eitorf zu holen“, berichtet Heimatvereinsvorsitzender Alwin Müller.
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Ob allerdings wieder Bestattungen auf dem Alten Friedhof möglich sein werden, muss noch geklärt werden: Zwar wurde der Friedhof 1967 nur außer Dienst gestellt und nicht entwidmet, doch muss seine Reaktivierung dem Rhein-Sieg-Kreis angezeigt werden, der unter Umständen ein formelles Verfahren einleiten wird.
Auch muss für die Errichtung eine Baugenehmigung erteilt werden. Ob der große Stahlwürfel mit dem Denkmalschutz – 1985 wurde der Park in die Denkmalschutzliste aufgenommen – zu vereinbaren ist, muss der Landschaftsverband Rheinland beantworten. Die Gemeindeverwaltung hat bereits angefragt.
Eitorf: Grabstelle müsste nicht von Hinterbliebenen gepflegt werden
Müller findet: „Das widerspricht dem Denkmalgedanken nicht. An welchem anderen Ort in Eitorf kann man Zukunft und Vergangenheit so eng miteinander verbinden? Die Bestattungsmöglichkeiten der Jahrhunderte treffen auf die Moderne.“
Der Kubus rege, ganz im Sinne des Denkmals, zum Nachdenken an, sagt auch Welteroth. Er öffne vielmehr die Möglichkeit, endlich wieder im Zentralort Bestattungen anzubieten, barrierefrei, gut erreichbar, in schöner Atmosphäre und zu erschwinglichen Preisen: „Wenn man mal rechnet, was eine Beerdigung in heutiger Zeit kostet, wo die Schere zwischen Arm und Reich ohnehin schon immer weiter auseinandergeht.“
Ein weiterer Vorteil sei, dass die Grabstelle nicht von Hinterbliebenen gepflegt werden müsse. Statt einer Grabplatte oder eines Kreuzes gibt es die Memorial App, auf der Hinterbliebene eine Seite mit Texten, Fotos, Film und Ton über den Verstorbenen erstellen können. Durch einen Chip in der Urne und auch mit einem QR-Code sind diese Informationen abrufbar.
„Memorial Cube “in Eitorf soll Platz für 770 Urnen bieten
Der Gemeinde sollen durch den Memorial Cube keine Kosten entstehen, im Gegenteil: Sie soll anteilig an den Einnahmen beteiligt werden. Eitorf werde attraktiver, glaubt Welteroth: „Es werden sich mehr Menschen aus der Umgebung hier bestatten lassen.“ Somit könne ein Teil der Unterhaltungskosten der Friedhöfe gedeckt werden.
3300 Urnen fasst der Memorial Cube in Maastricht, für Eitorf ist aber eine deutlich kleinere Version angepeilt: 3x3x3,5 Meter mit Platz für 770 Urnen. „Die kleinere Größe ist schöner, da wirkt er gefälliger“, findet Welteroth. Die Gestaltung ist frei wählbar: In Maastricht ist er mit Holzpaneelen verkleidet. Die Oberfläche kann aber auch digital bespielt werden, mit Licht- und Farbeffekten oder Videos. Für Eitorf können sich Welteroth und Müller eine Gestaltung der stählernen Außenhülle durch einen Künstler wie etwa Giovanni Vetere vorstellen.
Ebenso können die Urnen aus Stahl farblich frei gestaltet und auch graviert werden, ihre Kugelform ist aber vorgegeben: Nur so kann der Greifer im Inneren des Kubus die Urne aus dem Fach nehmen und an ihren vorbestimmten Platz sortieren. Den Strom dafür generiert der Kubus selber: Auf seinem Dach sind Sonnenkollektoren angebracht.