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Folge der DürreWindecker Mühle seit drei Wochen ohne Strom aus Wasserkraft

Lesezeit 3 Minuten
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Zu wenig Wasser führt der Teich von Kunibert Jung. 

Windeck – Mindestens 175 Jahren ist die Mühle im Rosbachtal hinter der Gaststätte Bachmühle alt und seitdem im Besitz der Familie Jung. In dieser Zeit hat sie Schnee und Eis, Überschwemmungen und Trockenheiten überstanden.

Aber noch nie sei es im Rosbachtal so trocken gewesen wie jetzt, sagt Kunibert Jung (71), der mit seinem Bruder Willi die Mühle besitzt. Und seine Cousine Inge stellt fest: „Der Klimawandel ist auch in Rosbach angekommen.“ Denn zum ersten Mal seit 1848 gibt es kein Wasser mehr, um die Mühle anzutreiben.

Normalerweise erzeugt die Turbine rund 25.000 Kilowattstunden im Jahr

Die Bachmühle gehörte früher zu den ersten Häusern im Rosbacher Raum, die über elektrisches Licht verfügten. Vom Rosbach aus führt ein Mühlengraben zum angestauten Teich, aus dem die historische Mühle gespeist wird. Aber jetzt ist so wenig Wasser im Teich, dass nichts mehr für die Mühle abgeleitet werden kann.

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Die Anlage im Keller steht still. 

Der Stau aus dem Mühlengraben nimmt normalerweise bis zu 600 Kubikmeter Wasser auf, ist aber jetzt fast trockengefallen. Dadurch kann auch kein Strom mehr erzeugt werden.

Das passiert sonst über ein fast sechs Meter tiefes Fallrohr und eine Turbine, die im Keller des Wohnhauses arbeitet. Der Windecker kann damit so viel Strom erzeugen – nämlich rund 25.000 Kilowattstunden im Jahr –, dass er genügend für den Eigenverbrauch hat und darüber hinaus auch noch ins RWE-Stromnetz einspeisen kann.

Auch die Photovoltaikanlage erzeugt nicht genug Strom

Seit drei Wochen müssen Kunibert Jung und seine Frau Agnes jetzt schon ohne Strom aus der Mühle auskommen und sind froh, dass sie in dieser Zeit auf eine zweite Stromquelle zurückgreifen können: eine große Photovoltaikanlage.

Aber: „In trockenen Sommern, in denen zugleich auch die Sonne nicht genug scheint, müssen wir uns mit einem Notanschluss aus dem RWE-Stromnetz behelfen“, sagt Jung.

Das große alte Mühlrad aus Metall, durch das Zahnräder angetrieben wurde, war schon 1959 ausgebaut und verschrottet worden. Heute ist es nur noch auf dem Schild neben der Haustür zu sehen.

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Rein wirtschaftlich sei der Unterhalt der Mühle ohnehin mehr ein Hobby, berichtet der Tüftler Jung und zählt die großen Investitionen auf, die im Lauf der Jahre nötig gewesen seien. 25.000 Euro kostete allein der neue Steuerschrank für die Anlage.

Rosbacher Naturschutzgebiet ist noch nicht von der Trockenheit gefährdet

Der Rosbach führt zur Zeit zwar extrem wenig Wasser, im gesamten gleichnamigen Naturschutzgebiet sehe es aber noch nicht so schlimm aus, betont der Vorsitzende des Bergischen Naturschutzvereins Windeck, Hans-Heiner Heuser.

Im Rosbach gebe es noch Vertiefungen und Mulden, in die sich Bachforellen und die seltenen Groppen zurückgezogen hätten. Das Gewässer gehört zu den wenigen Bächen im Kreis, in die bisher noch keine invasiven Krebsarten eingedrungen sind.