Am 2. März macht der Laden auf, er wird der erste seiner Art nördlich des Mains sein.
24 Stunden geöffnetGenossenschaft aus Windeck bietet im Landmarkt alles für den Alltag
Die Banner liegen in den Regalen, Werbeplakate und Flyer sind gedruckt. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, sagt Andreas Hoholz. Am Donnerstag, 2. März, wird er mitten in Leuscheid den Landmarkt eröffnen, betrieben von einer Genossenschaft. Er soll 24 Stunden am Tag geöffnet sein, damit ist er der erste Laden dieser Art nördlich des Mains. Alles für den täglichen Bedarf zu handelsüblichen Preisen wollen die Genossen anbieten. „Wir werden nicht von allem gleich vier Sorten haben,“ erklärt Hoholz. Das Sortiment werde aber mit der Zeit weiter an die Bedürfnisse der Leuscheider angepasst.
Glaube an den Erfolg
„Das ist ein Mehrwert für Leuscheid,“ erklärt Vorstand Jürgen Gansauer. Zweifel, die im Dorf vereinzelt zu hören sind, wischt er vom Tisch. „Jetzt ist die Zeit für Realisten.“ Dass der Laden ein Erfolg wird, ist für ihn keine Frage. „380.000 bis 400.000 Euro Jahresumsatz sind drin“, das habe er ausgerechnet, erklärt er. In Ottfingen im Wendener Land setze der Dorfladen inzwischen eine Million Euro um.
Dabei sei die Genossenschaft gar nicht auf Gewinn aus, erklärt Ute Klein, die ebenfalls zum Vorstand gehört. Das werde auch in der Café-Ecke deutlich, die man anbieten wolle. Dort werde es Kaffee zu zivilen Preisen, aber keinen Verzehrzwang gebe.
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Der 33-jährige Andreas Hoholz ist der einzige im Team der Ehrenamtler, der berufliche Erfahrung im Einzelhandel mitbringt. Er war vor gar nicht so langer Zeit noch stellvertretender Marktleiter bei einem großen deutschen Discounter. Dann zog er mit seiner Familie ins beschauliche Leuscheid. Die Ausschreibung des Chefpostens im neuen Landmarkt des 3500-Seelen-Dorfes fiel ihm beim Erntemarkt ins Auge. Jetzt fiebert der einzige Profi im Projekt der Genossenschaft der Eröffnung entgegen. „Mir gefällt der Gedanke, hier etwas zu tun“, sagt er.
Als die Idee genossenschaftlich betriebener Dorfläden vor ein paar Jahren an Rhein und Sieg die Runde machte, waren noch mehrere Orte interessiert. Unterstützt vom Siegburger Verein Kivi und seiner Initiative „Mitten im Leben“ sowie von der Jülicher Gruppe „Dorv-Zentrum“ wurden Infoveranstaltungen auf den Dörfern organisiert und erste Projekte angestoßen. Leuscheid ist zurzeit aber das einzige, das davon übrig geblieben ist. Dort hatte schon vor Jahren der Edeka-Markt geschlossen. Forderungen von älteren Bürgern, die Gemeinde müsse einen Laden für die Grundversorgung eröffnen, gingen ins Leere, zumal eine Kommune nicht selbst ein solches Geschäft betreiben kann.
Ehemalige Bankfiliale
Die Leuscheider machten sich stattdessen selbst ans Werk. Mit der ehemaligen Filiale der Volksbank, in der seit 2015 nur noch Automaten stehen, war ein geeignetes Ladenlokal bald gefunden. Die Genossenschaft Dorfzentrum Leuscheider Land wurde gegründet, 128 Genossinnen und Genossen haben sich inzwischen eingetragen. „Es ist hier noch jede Menge Luft nach oben“, findet Gansauer.
Von Corona ließen sich die Initiatoren zwar etwas einschränken, aber nicht abschrecken. Obwohl es zum Teil schwer war, Handwerker zu bekommen, bauten sie die Bankfiliale um. 230.000 Euro an Zuschüssen flossen in den Landmarkt und in das Abrechnungssystem. 35.000 Euro hat die Genossenschaft aus Eigenmitteln aufgebracht.
Eine bayrische Start-up-Firma installiert in diesen Tagen das System, das rund um die Uhr den Zutritt mit der Kundenkarte und das Bezahlen des Einkaufs mit der EC-Karte ermöglicht. Ein Genossenschaftsmitglied hatte das System in Bayern kennen gelernt.
In der Testphase bis Ende Juni kommen zunächst nur Genossen in den Genuss der Kundenkarte, die den Laden zu jeder Tages- und Nachtzeit öffnet. Danach soll jeder Kunde eine Karte bekommen können.
Die offizielle Eröffnung des Ladens findet statt am Samstag, 4. März, um 11 Uhr, Saaler Straße 4, in Windeck-Leuscheid. Der Verkauf beginnt bereits am Donnerstag, 2. März.