Windeck/Waldbröl – Was bis vor 90 Jahren zusammengehörte, soll wieder näher zusammenrücken. Die Gemeinde Windeck im Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Waldbröl im Oberbergischen sind bereits seit 2016 mit einem interkommunalen Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept gemeinsam unterwegs.
Jetzt soll die Zusammenarbeit auch beim Tourismus diesseits und jenseits der Nutscheid intensiviert werden. Radwege auf den Trassen der ehemaligen Bröltalbahn waren neben dem gemeinsamen Tourismuskonzept Themen einer gemeinsamen Ausschusssitzung.
„Wir schreiben praktisch Geschichte“, begrüßte Waldbröls Bürgermeisterin Larissa Weber die Experten aus der Politik für Wirtschaftsförderung, Tourismus und Kultur in der Aula des Hollenberggymnasiums. Auf der Arbeitsebene gebe es einen „super Austausch“, versicherte sie und schob mit Blick auf den 1932 aufgelösten Kreis Waldbröl, zu dem auch die Gemeinden Rosbach und Dattenfeld zählten, nach: „Wir gehörten ja ursprünglich mal zusammen.“
„Bergische Momente“ soll Touristen Windeck und Waldbröl schmackhaft machen
Unter der Produktmarke „Bergische Momente“ möchte Matthias Burzinski vom Bonner Büro „Projekt2508“ die beiden bergischen Kommunen Touristen schmackhaft machen – jeweils mit den beiden Dachmarken „Naturregion Sieg“ und „Das Bergische“. Der Waldbröler Vieh- und Krammarkt sowie das Museumsdorf samt Burg in Altwindeck sind für ihn die zentralen Einzelprojekte, so genannte Ankerpunkte.
In Waldbröl könnte mit Fördermitteln ein 1200 Quadratmeter großes soziokulturelles Veranstaltungszentrum mit Innen- und Außenbühne die Markthalle ersetzen. Das Museumsdorf könnte durch ein Besucherzentrum mit Veranstaltungsraum, Ausstellung und Gastronomie ergänzt werden.
Außerdem soll dort die Burgruine Windeck einbezogen werden. Denkbar seien zum Beispiel Rutschen ins Tal. Kräutergarten, eine mobile Bühne und ein Aussichtsplateau sind für die Burg selbst im Gespräch.
In der Regionale 2025 stehe das Gesamtprojekt, zu dem auch die Verbesserung bestehender Wander- und Radwege zwischen den Orten gehört, noch auf dem C-Status, berichtete Burzinski. Das gemeinsame Konzept soll Fördermittel locker machen. Einbezogen werden dafür neben den Ankerpunkten die so genannten Portale, wie der Endbahnhof der Wiehltalbahn und der Bahnhof Schladern an der Siegtalstrecke.
Das Projekt Brölkorridor will Bahntrassen zu Radwegen machen
Um ehemalige Bahnanlagen dreht sich das Projekt „Brölkorridor“. Matthias Happel vom Dortmunder Büro RHA hat ein Konzept entworfen, bei dem Radwege auf die Trassen der ehemaligen Bröltalbahn zwischen Waldbröl im Osten, Beuel am Rhein im Westen und Asbach (Westerwald) im Süden im Bröl-, Pleisbach- und Hanftal gelegt werden. RHA arbeitet im Auftrag der Kreise Rhein-Sieg und Oberberg.
Auch der Brölkorridor ist noch ein C-Projekt der Regionale 2025 in Bergischen Rheinland. Die Höherstufung steht am Donnerstag an. Angebote, wie der Landgasthof in Hennef-Bröl, ein Industriemuseum mit Themenweg „Auf den Spuren von Kalk und Erz“ in Ruppichteroth, das Eisenbahnmuseum in Asbach und der Bahnhof Beuel liegen an der Strecke.
Rad- und Fußweg
Rad- und Fußweg führt (fast) kreuzungsfrei durch Beuel
Das westliche Ende der Bröltalbahntrasse führt quer durch Bonn-Beuel. Anderthalb Kilometer der Trasse, auf der 1967 der letzte Güterzug verkehrte, sind bereits seit Jahrzehnten ein beliebter Weg für Radpendler und Fußgänger. Nachdem der Eisenbahnverkehr endgültig eingestellt und die Gleise abgebaut waren, beschloss die Stadt, auf der Trasse einen Rad- und Fußweg einzurichten.
1984 war die Trasse umgebaut und der Hauptausschuss des Bonner Stadtrates beschloss, dem neuen Weg den Namen Bröltalbahnweg zu geben. Er führt vom Rheinufer in Beuel 200 nördlich des ehemaligen Bahnhofs der Bröltalbahn in östlicher Richtung zunächst unter dem Rheindeich hindurch durch das Wohnviertel im Beueler Norden, dann unter der Bundesstraße 56 und der rechtsrheinischen DB-Trasse hindurch und dann leicht ansteigend durch das Industriegebiet im Beueler Osten. Der Bröltalbahnweg endet an der Kreuzung der Siegburger Straße/Pützchens Chaussee.
Im Zuge der Ausbauarbeiten der Deutschen Bahn für die S13 zwischen Troisdorf und Oberkassel wird auch die aus Backstein gemauerte Rundbogen-Unterführung des Bröltalbahnwegs unter der DB-Trasse erneuert. Ab wann genau der Weg deswegen gesperrt wird und wie lange die Sperrung dauert, ist derzeit noch unklar. (ps)
Weitere, wie Schloss Homburg in Nümbrecht, die Grube Silberhardt in Windeck als „Montanhistorisches Zentrum für das südliche Bergische Rheinland“, oder die Drachenburg in Königswinter ließen sich über Anschlusswege erreichen.
Priorität räumt Happel dem Lückenschluss im Bröltal ein. Einer der größten Eigentümer dort, Maximilian Graf Nesselrode würde sich dem nicht grundsätzlich verschließen, das erst Recht nicht unter dem Gesichtspunkt der Energie- und Mobilitätswende. Mit der Gemeinde Ruppichteroth gebe es erste konstruktive Gespräche, erklärte er auf Anfrage.
Derweil denken die Planer entlang der Waldbröler Bröl und ihres Nebenbaches Homburger Bröl schon an die Entwicklung von Themenwegen, Rastplätzen und weiteren Wanderwegen. Auch Verbindungen zu Mobilstationen an den Bahnhöfen Eitorf und Windeck-Schladern gehören dazu. Beginnen möchten sie da, wo bereits Wanderwege vorhandene Radwege kreuzen, wie in Waldbröl-Ruh oder Nümbrecht-Benroth.