Der Deutsche Meister, Europapokal- und Pokalsieger sowie Nationalspieler besuchte das Blaue Kreuz Hennef in der Meys Fabrik.
Ex-BundesligaprofiUli Borowka erzählt in Hennef von seiner Alkoholsucht
„Ich habe drei Mal gegen den kleinen Dicken gespielt“, nicht ohne Stolz startete Ex-Fußballprofi Uli Borowka, der unter anderem bei Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach und Hannover 96 spielte, seinen Vortrag „Volle Pulle – ein Leben als Fußballprofi und Alkoholiker“ mit seinen drei Siegen gegen Diego Maradona.
Borowka war auf Einladung der Begegnungsgruppe Hennef des Blauen Kreuzes in die Meys Fabrik gekommen. Der Hintergrund aber ist ein ernster: Der argentinische Fußballgott starb unter anderem an den Folgen seiner Süchte.
Ex-Bundesligaprofi Borowka trank täglich einen Kasten Bier, eine Flasche Wodka und eine Flasche Whisky
Borowka ist seit 23 Jahren trocken. Er hat Glück gehabt. Obwohl er exzessiv gesoffen hat, ist seine Leber nicht geschädigt. In seiner aktiven Fußballzeit war sein Pensum unglaublich: „Ich habe am Tag einen Kasten Bier, eine Flasche Wodka und eine Flasche Whisky getrunken“, verriet er. „Mein Körper kann brutal schnell Alkohol abbauen.“ Wohl nur deshalb hat er überlebt.
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Borowka hat die „Uli Browoka Suchtprävention und Suchthilfe“ gegründet, reist mit seinen Vorträgen durch Deutschland.
Er ist seit 23 Jahren trocken – und hat Glück gehabt. Obwohl er exzessiv getrunken hat, ist seine Leber nicht geschädigt. In seiner aktiven Fußballzeit war sein Pensum unglaublich: „Ich habe am Tag einen Kasten Bier, eine Flasche Wodka und eine Flasche Whisky getrunken“, verriet er. „Mein Körper kann brutal schnell Alkohol abbauen.“ Wohl nur deshalb hat er überlebt.
Der 61-Jährige saß nur an seinem Tisch auf der Bühne des Saales und erzählte. Was er berichtete, war authentisch, offen und ehrlich. Genau so ging er mit den Fragen aus dem Publikum um. Ungeniert reflektierte er über seinen eigenen Narzissmus und den Zusammenhang zur Sucht.
Der beinharte Verteidiger gab unumwunden zu: „So wie ich mich auf dem Platz aufgeführt habe, so habe ich mich auch im normalen Leben verhalten.“
Nach dem Sturz von einer Brücke endete Borowkas Suchtkarriere
Mit 19 Jahren habe seine Suchtkarriere begonnen, er hatte Versagens- und Existenzängste. Denn in Sachen Talent stufte er sich selbst im unteren Drittel ein, der Rest sei Fließ und Ehrgeiz gewesen.
Er wurde Leistungsträger, Nationalspieler, Publikumsliebling. Und in einer Leistungsgesellschaft gehe niemand an den heran, der vorneweg marschiert. „Wer Leistung bringt, darf einmal die Woche vom Stuhl fallen.“ Co-Abhängigkeit, so seine Erfahrung, ist fast genauso schlimm. Ein Abhängiger ziehe vier bis fünf Menschen mit runter.
Er beschrieb die Schwierigkeiten für das Umfeld. Mitspieler Günter Hermann hat ihm mal beim Essen gesagt, dass er zwei Flaschen Wein trinken würde, während die anderen zwei Gläser gehabt hätten. „Am Tag darauf hätte ich ihm im Training beinahe das Schienbein gebrochen. “
Zehn von 20 Vätern stünden Sonntagmorgen mit einer Bierflasche am Spielfeldrand, rügt Borowka
Seine Suchtkarriere — 14 Jahre lang war er medikamentenabhängig, vier Jahre spielsüchtig — endete Anfang 2000. Im besoffenen Kopf war er acht Meter von einer Brücke in die Tiefe gestürzt. Im Regen schleppte er sich zwölf Kilometer bis zur Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach. Sein Freund Christian Hochstätter machte mit ihm einen Deal, vier Wochen später ging er in eine Klinik nach Bad Fredeburg.
Gut vier Monate blieb er dort. Dabei hatte er die Idee, nach drei Wochen rauszugehen und kontrolliert zu saufen. „Nach drei Wochen habe ich erkannt: Ich bin Alkoholiker.“Diese Zäsur hat sein Leben verändert. Er hat gelernt, über sich selbst zu reden und Gefühle zuzulassen.
Ein düsteres Bild zeichnete er von Rauschgift- und Alkoholabhängigkeiten in Deutschland. „Es bricht zusammen, es wird nicht besser, es wird schlimmer.“ 80 Prozent Rückfallquote sprächen eine eigene Sprache. „Die Kliniken sind voll bis unters Dach.“
Borowka will nichts verbieten. Aber er appelliert an die Eltern beim Jugendfußball: „Es kann doch nicht sein, dass Sonntagmorgen zehn von 20 Vätern mit einer Bierflasche am Spielfeldrand steht.“
www.caritas-rheinsieg.de/hilfen-und-angebote/sucht www.diakonie-sieg-rhein.de/alkohol-oder-drogenprobleme
Borowka will nichts verbieten. Jeder müsse sehen, wie er am besten aus der Sucht rauskommt. Er verkauft keine Rezepte, berichtet nur von Erfahrungen. Aber er appelliert an die Eltern beim Jugendfußball: „Es kann doch nicht sein, dass Sonntagmorgen zehn von 20 Vätern mit einer Bierflasche am Spielfeldrand steht.“