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Statt Ernte einzuholenLandwirte aus Rhein-Sieg helfen mit Traktoren und Pumpen

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Seit dem vergangenen Wochenende sind Landwirte aus dem Rhein-Sieg-Kreis im Katastrophengebiet – hier in Walporzheim an der Ahr – aktiv.

Rhein-Sieg-Kreis – Eigentlich müssten sie das gute Wetter in dieser Woche nutzen, um auf ihren heimischen Höfen die Ernte einzubringen. Stattdessen sind Landwirte aus ganz Deutschland derzeit in den vom Hochwasser verwüsteten Gebieten im Einsatz. Auch aus dem Rhein-Sieg-Kreis haben sich Freiwillige unmittelbar nach der verheerenden Flut auf den Weg gemacht.

Dem Aufruf: „Fahrt hin und helft“ einer Landwirte-Initiative war auch Albert Trimborn aus Scheiderhöhe gefolgt, der am Sonntag in Altenburg mit seinem Trecker im Einsatz war. „Wir haben einfach das erste Haus angefahren“, die Hilfe der Landwirte war überall mehr als willkommen. Aber auch Tiefbau- und Transportunternehmen hätten sich sofort engagiert, betont Trimborn.

Hochwasser: Das Ausmaß der Zerstörungen sei „unfassbar“

15 Autos holten Trimborn und Kollegen allein am ersten Tag aus Bäumen und Garagen, den ganzen Tag über seien die Abschleppwagen unterwegs gewesen. „Unfassbar“ ist für den Lohmarer das Ausmaß der Zerstörungen.

Beeindruckt hat ihn der Einsatz der vielen jungen Leute im Katastrophengebiet. Vertreter der Landjugend Rhein-Sieg gehören dazu, die bereits am Freitag der vergangenen Woche drei Sprinter voll mit Betten, Decken und Hygieneartikeln auf den Weg brachten – während sie in Ortschaften wie Rösrath, Hoffnungsthal oder Untereschbach noch Keller leer pumpten.

Auch Christian Lohmar aus Troisdorf hatte nach dem Hilferuf eines Freundes aus Heppenberg „meine Sachen zusammengepackt und bin da hingefahren“. Drei Keller hat er insgesamt leergepumpt: „Man macht sich keine Vorstellung, wie viel Wasser in so einen Keller geht.“ Und mancherorts mussten Schlauch und Pumpe auch zwei Mal ran, weil Wasser nachgelaufen war.

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Hochwasser statt Gülle: Mit leistungsfähigen Pumpen legten die freiwilligen Helfer so manchen Keller trocken.

Tags darauf schon waren die ersten Landwirte mit Großmaschinen in Ahrweiler und Walporzheim. Seither wechselten sich die Kollegen ab, berichtet Björn Schneider vom Vorstand der Landjugend Rhein-Sieg. Mit Applaus hätten die Menschen in den Dörfern die Helfer empfangen, „weil sonst noch niemand da gewesen war“: weder Technisches Hilfswerk noch Feuerwehr oder Polizei.

Es habe in den ersten fünf Tagen „null Führung oder Koordination“ gegeben, klagt Björn Schneider im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Landwirte sahen sich „auf sich allein gestellt“; darüber werde in Zukunft noch zu sprechen sein. Inzwischen aber laufe die Zusammenarbeit super, es gebe Ansprechpartner, Dixie-Toiletten, ärztliche Versorgung durch einen Rettungswagen in den einzelnen Orten.

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Beeindruckt zeigt sich der junge Landwirt aus Wahlscheid angesichts der Solidarität seiner Berufskollegen aus ganz Deutschland: Brauche man etwas, sei es nach kurzer Handynachricht spätestens am nächsten Tag da – „einfach toll!“

Gleichwohl macht Schneider keinen Hehl daraus, dass der Hilfseinsatz alle Freiwilligen nicht nur körperlich extrem belastet. „Viele von uns haben schon viel gesehen.“ Oft gehören sie selbst der Freiwilligen Feuerwehr an. Auf die Bilder aus dem Ahrtal aber konnte sie das nicht vorbereiten. Auf die Begegnung mit Menschen, die weinend vor den Trümmern ihrer Existenz stehen und noch nicht einmal mehr Erinnerungsstücke haben, weil die Flut sogar das Fundament des Hauses mitgerissen hat. Auf Bilder, die man bislang nur aus Zeitung und Fernsehen kannte, „von ganz weit weg und nicht von hier“. Und auf die Begegnung mit einer Region, die viele von ihnen oft besucht haben, aber nun nicht wiedererkennen. „Was man kennt, ist nicht mehr da.“