Lohmar – Dass viele Häuser in Lohmar buchstäblich abgesoffen sind, hätte vermutlich verhindert werden können. Doch die Tieferlegung der Agger bei Peisel und ihre Entfesselung aus dem einst begradigten Flussbett scheitert seit Jahren an der Bürokratie. Das klang im Ausschuss für Bauen und Verkehr an.
Seit 2015 gibt es Pläne, das alte Campingplatzgelände in Höhe von Burg Stolzenbach als Retentionsraum zu nutzen, hier den tiefer gelegten Fluss mäandern und einen Altarm bilden zu lassen, was die Fließgeschwindigkeit vermindert und den Pegel nicht so anschwellen lässt. Der Aggerverband habe zunächst ein Planänderungsverfahren angestoßen, erläuterte Horst Becker (Grüne), das vermeintlich schneller gehe als ein förmliches Planfeststellungsverfahren.
Behörden bremsen Umsetzung
Doch „immer neue Auflagen von Behörden“ hätten die Umsetzung gebremst, so dass der Verband nun den aufwendigeren, aber rechtssicheren Prozess anstrebte. „Weil das Gelände so lange brach gelegen hat, ist jetzt eine Artenschutzprüfung erforderlich. Das ist schwer auszuhalten“, schimpfte der Grüne. Dabei stehe doch die Maßnahme für einen ökologischen Hochwasserschutz.
Feuerwehr verhinderte Umweltkatastrophe
Der Befehl des Kreises lautete am 15. Juli: „Ausrücken ins Linksrheinische“, doch die Feuerwehr Lohmar wurde in der Hochwassernacht Mitte Juli auch dringend in der eigenen Gemeinbde gebraucht. Sie verhinderte eine Umweltkatastrophe in Kreuznaaf, so die allgemeine Einschätzung.
Das Thema hatten CDU/FDP in ihrem Antrag aufgegriffen: Der reißende Naafbach drohte die Firma Hartchrom zu überschwemmen. Hartchrom arbeitet mit Chemikalien, die das Grundwasser gefährden können. Die Sicherung des Werksgeländes durch die Feuerwehr war die Rettung im letzten Moment. Nun soll der Bau eines Regenrückhaltebeckens in diesem Gebiet geprüft werden.
Überflutet worden war auch das Gewerbegebiet Aggerhütte. Hier könnte der Bau einer Schutzmauer eventuell Abhilfe schaffen. (coh)
Die Stadtverwaltung solle darauf hinwirken, das Verfahren zu beschleunigen. Ein zwölf bis 13 Zentimeter niedrigerer Pegel helfe Donrath, wo der Damm nur dank der Feuerwehr nicht gebrochen sei, Sottenbach, wo 80 Häuser überflutet wurden, und sicherlich auch Lohmar-Ort, wo das Versagen eines der Pumpwerke die Lage habe eskalieren lassen.
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Es ist nur einer von vielen Schritten, die die Fraktionen – auf der einen Seite CDU und FDP, auf der anderen Grüne, SPD und UWG – in detaillierte Anträge gegossen und einstimmig beschlossen. Die vielen Bäche, die Sülz und Agger speisen, seien noch nicht in den Hochwasserkarten des Landes verzeichnet, ein elektrisches Frühwarnsystem zu installieren dauere Jahre. Dämme zu erhören, eventuell neue Dämme zu bauen und mobile Schutzwände anzuschaffen, die Technik der vorhandenen, mit Millionen Euro ausgebauten Regenrückhaltebecken zu prüfen und anzupassen, das sind einige Punkte eines Hochwasserschutzkonzeptes, mit dem ein Ingenieurbüro beauftragt werden soll, so CDU/FDP, die darüber hinaus Notfallpläne und eine bessere Kommunikation mit dem Aggerverband fordern.
Dabei gehe es nicht nur um den Schutz der Wohnhäuser, sondern auch um Umweltgefahren (siehe „Die Rettung“), erläuterte Frank Trimborn (CDU): „Der Naafbach hätte beinahe eine Katastrophe herbeigeführt.“