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Infoveranstaltung auf SchiffTrassenführung für Rheinspange soll Ende 2019 feststehen

Lesezeit 4 Minuten

Zwischen Wesseling und Niederkassel wird eine neue Rheinquerung geplant. Infrage kommen eine Brücke und ein Tunnel.

Niederkassel/Köln – Noch bieten Schiffe auf dem Stromabschnitt von Bonn bis Köln-Rodenkirchen die einzige Verbindung zwischen dem Links- und dem Rechtsrheinischen. Von 2030 an soll es nach dem Willen der Bundesregierung eine weitere Querung geben. Die Rheinspange als Verbindung der A 59 und der A 555 steht noch am Beginn der Planungen und wird von vielen herbeigesehnt. Doch haben sich vielerorts schon Interessengemeinschaften formiert, die Bedenken vorbringen.

Sie alle waren am Wochenende auf dem KD-Schiff MS Loreley willkommen. Es legte in Porz und Wesseling an und bot Informationen über die Objektplanung, das neuartige Beteiligungskonzept und die Untersuchungen, aufgrund derer die Trassenfestlegung überhaupt erst erfolgen kann. Dazu zählen Verkehrsermittlung und -Modelle, Umweltuntersuchungen, Fragen des Immissionsschutzes, die Möglichkeiten einer Trassenbündelung für den Straßen- und den Schienenverkehr und eine mögliche Radweg-Verbindung.

Keine der Trassenvarianten sei konkret oder würde bevorzugt

An den Anlegestellen begrüßten Regionaldirektor Thomas Ganz vom Landesbetrieb Straßenbau NRW und der für Planung zuständige Abteilungsleiter Willi Kolks die Gäste, darunter Staatssekretär Hendrik Schulte aus dem Landsverkehrsministerium. Ganz, Kolks und Referenten aus dem großen Kreis der mit den Vorarbeiten befassten Fachleute stellten sich kritischen Fragen.

Trassenvarianten

Der Bundestag hat die Rheinspange zwischen den Autobahnen A 555 und A 59 mit einer Rheinquerung 2016 in den „Vordringlichen Bedarf“ der Verkehrsplanung eingestuft. Daraus folgt ein konkreter Planungsauftrag .

Der Landesbetrieb Straßen NRW prüft Möglichkeiten einer etwa neun Kilometer langen Autobahnverbindung südlich von Köln. Es gibt noch keine Festlegung einer Trassenvariante. Ein neuartiges Beteiligungskonzept soll mit Instrumenten wie einem Dialogforum und einem politischen Begleitkreis zahlreiche Interessen in der Planung berücksichtigen. Bürger können ihre Anregungen und Bedenken frühzeitig einbringen. Im Herbst will der Landesbetrieb der Öffentlichkeit erste Trassen-Varianten präsentieren.

www.rheinspange.nrw.de

An den Schautafeln und Informationstischen entspannen sich Diskussionen zu Trassenvarianten, von denen laut Landesbetrieb allerdings noch keine einzige konkret ist oder bevorzugt würde. Befürworter einer Tunnel-Lösung riefen Widerspruch von Bürgern hervor, die in der Nähe denkbarer Trassen leben. Sie befürchten Schäden an ihren Häusern durch unterirdische Bauten. Besucher, die sich gegen eine Trassenführung durch rechtsrheinische Naturschutzgebiete aussprechen, fanden Gegner in Menschen, die auf keinen Fall eine auf Ständern geführte Autobahn hoch über ihren Wohnsiedlungen akzeptieren wollen.

Staatssekretär Hendrik Schulte, Regionaldirektor Thomas Ganz und Abteilungsleiter Willi Kolks (v.l.) beim Informationsmarkt zur Rheinspangen-Planung.

„Die regen Diskussionen zeigen uns in einem ganz frühen Stadium, wo wir noch genauer hinschauen müssen“, sagte Thomas Ganz . Eine „Nullvariante“, also ein Verzicht auf die Rheinquerung, werde allerdings nur zum Vergleich in der Untersuchung vorkommen. Die Bundesregierung habe die Rheinquerung klar festgelegt.

Trassenführung der Rheinspange soll spätestens Ende 2019

Projektleiter Rüdiger Däumer geht davon aus, dass die Trassenführung für die Rheinspange spätestens zum Jahresende 2019 fest steht. „Bis dahin wissen wir auch, ob eine Brücke oder ein Tunnel gebaut wird“, sagte er. 2025 könnte der Bau beginnen, und spätestens 2030 könnte die Querung fertig sein.

Auf ein Zwischenergebnis zur Umweltverträglichkeit zum Jahresende 2019 hofft auch Daniela Wagner von Straßen NRW. „Aktuell sind wir in der Bestandserfassung, um zum Beispiel festzuhalten, wer und was im Planungsgebiet lebt“, erklärte sie. Ihr Kollege von Cochet Consult, Frank Bechtloff, wies auf das besondere „Natura 2000“-Gebiet hin, rechtsrheinisch zwischen Niederkassel-Lülsdorf und Köln-Langel. „Das ist europäisches Schutzgebiet.“ Da baulich einzugreifen, hält er für fast unmöglich.

Anschlussbahn für Schienengüterverkehr

Umlagert war unter anderem der Stand „Bündelungsoption Schiene“, einem gemeinsamen Trassenverlauf für Bahn- und Straßenverkehr. Der enge Austausch zwischen dem Landesbetrieb, dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland und dem Rhein-Sieg-Kreis hat derzeit den Fokus auf eine Stadtbahn-Verbindung Bonn/Niederkassel/ Köln mit Anschluss an die linksrheinische Rheinuferbahn. Diese Lösung wäre ins Hochflursystem des Stadtbahnverkehrs Köln und Bonn integrierbar.

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Es könnte die Fahrtzeiten deutlich verkürzen gegenüber einer Variante mit Anschluss an die Stadtbahnlinie 7 in Zündorf. Untersucht wird zudem eine neue Anschlussbahn für den Schienengüterverkehr zwischen dem Chemiestandort Lülsdorf und der rechtsrheinischen DB-Linie im Abschnitt Wahn/Lind. Für den überregionalen Schienenverkehr gibt es nach Worten von Christoph Groneck (Rhein-Sieg-Kreis) aber keine Priorität. Zudem könnten Güterzüge nicht dieselben Schienen wie die Stadtbahn nutzen.

Mit je einem Halt des Info-Schiffes auf der rechten und der linken Rheinseite sei ein Anfang gemacht, sagte Willi Kolks zur weiteren Informationsarbeit von Straßen NRW. Auch in Niederkassel sollen weitere vorbereitende Veranstaltungen zur Rheinspangen-Planung angeboten werden.