AboAbonnieren

Vielen fehlt das PersonalDie Gastronomie im Rhein-Sieg-Kreis steckt in der Krise

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Endlich wieder anstoßen ist in der Gastronomie erlaubt. Viele Betriebe stehen dennoch vor großen Problemen. 

Rhein-Sieg-Kreis – Die Stimmung im Gastgewerbe im Kreis und in Bonn ist auf einem Tiefpunkt angelangt. 94 Prozent der Wirte und Hoteliers beurteilen ihre Lage als schlecht, und mehr als 80 Prozent haben „keine guten Erwartungen und gehen davon aus, dass es schlechter wird“. Das hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer ergeben, die deren Geschäftsführer Professor Stephan Wimmers, und Vizepräsidentin Ruth Winterwerp-van den Elzen am Donnerstag vorgestellt haben.

Rhein-Sieg: Einem Viertel der Gastronomen drohe die Insolvenz

Sie setzen auf eine Marketingkampagne für die Region, die am Donnerstagabend im nichtöffentlichen Teil des Bonner Stadtrats erörtert wurde. Ein Geschäftsklimaindex von 15,4 markiere „einen historischen Tiefstand. So gering war das noch nie“, kommentierte Wimmers.

Einem Viertel der Betriebe drohe die Insolvenz. Die Umfrage habe allerdings kurz vor der aktuellen Wiedereröffnung stattgefunden. „Die Kollegen müssen von Monat zu Monat jonglieren“, schilderte Winterwerp-van den Elzen die Lage. Sie forderte von der Politik eine „Offenbleib-Perspektive“ zumal es im Gastgewerbe schlüssige Hygienekonzepte gebe. Wenn der Einzelhandel öffnen dürfe, müsse das auch für das Gastgewerbe gelten. „Man kann sich dort definitiv nur sehr wenig anstecken“, unterstrich Wimmers. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts bestätige, dass Hotels und Gaststätten keine Treiber der Pandemie seien.

Neuer Inhalt

Die Ergebnisse der IHK-Umfrage stellten Geschäftsführer Stephan Wimmers und Vizepräsidentin Ruth Winterwerp-van den Elzen vor. 

Im Unterschied zum Rhein-Sieg-Kreis mit der Naturregion Sieg und der Apfelroute als touristischen Zielen habe Bonn vor Corona zu 80 Prozent Geschäftskunden beherbergt. Das müsse die Branche in Zukunft ändern. „Nicht das richtige Signal für die Region“ sieht Winterwerp-van den Elzen im Bemühen zum Teil konzerngebundener Betriebe, Kunden mit noch niedrigeren Preisen zu locken. „Eigentlich müssten wir über einen pandemiebedingten Hygieneaufschlag von zum Beispiel zwei Euro pro Tag nachdenken.“

Gastronomie: Personelle Lage sei „katastrophal“

Als katastrophal bezeichnet die Vizechefin der IHK die personelle Lage. Noch seien viele Beschäftigte in der Kurzarbeit. Betrieben fehlten beim Neustart auch die Aushilfen. Studenten seien im Homeoffice oft nicht greifbar. Auch Auszubildende fehlten. „Wir haben in diesem Jahr keine Bewerbungen.“ Sie habe Verständnis, dass niemand Schulabgängern den Schritt in die Gastronomie empfehle. Dafür sei auch das schlechte Image der Branche verantwortlich. „Wir haben in der Vergangenheit unsere Hausaufgaben nicht gemacht“, sagte Winterwerp-van den Elzen. Aber: „Wir bieten Chancen, und wir brauchen Mitarbeiter.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Beobachtet haben die IHK-Verantwortlichen die Sehnsucht der Menschen nach sozialen Kontakten. „Unseren Gästen fehlt schlicht der Austausch als Gegenpol zum Homeoffice.“ Da sei „ein Stück Kultur verloren gegangen“, meinte Wimmers. Aus diesem Grund seien auch Präsenzkonferenzen neben Hybridveranstaltungen nicht wegzudenken, ergänzte Winterwerp-van den Elzen. „Unsere Hotelbars sind die soziale Rutsche in den Abend, das wollen wir und unsere Gäste nicht missen.“