Rhein-Sieg-Kreis – Die Wahl des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet zum CDU-Bundesvorsitzenden hat im Kreis ein geteiltes Echo hervorgerufen. Wir lassen jüngere Parteimitgliedern und die Frauenunionsvorsitzende zu Wort kommen und fragten zum Schluss: Kann Laschet auch Kanzler?
Simon Wasner, Ratsmitglied in Troisdorf
Als „treuer Röttgen-Anhänger“ bezeichnet sich Simon Wasner, der als jüngstes Ratsmitglied der Troisdorfer CDU-Fraktion ein Direktmandat geholt hat. Das habe regionale Gründe und inhaltliche: „Röttgen steht für die Digitalisierung und die Verjüngung der Partei“, sagt der 25-jährige Wasner. Er könne auch mit einem Parteivorsitzenden Laschet gut leben, dem Europa sehr am Herzen liege. Und weil dieser eher für eine Fortsetzung des Merkel-Kurses und der Flüchtlingspolitik stehe: „Wir sind in dieser Zeit sehr viel fortschrittlicher geworden.“
Bei der Kanzlerfrage atmet Wasner tief durch. „Röttgen wäre da besser gewesen.“ Also eher der CSU-Mann Söder? Wasner will keine Stellung beziehen: „Den muss man auf dem Schirm haben. Es bleibt spannend.“
Sehr glücklich ist die Frauenunionsvorsitzende Monika Grünewald mit der Wahlentscheidung: „Armin Laschet ist ein erfahrener Ministerpräsident, er kann mit verschiedenen Sichtweisen umgehen, ist äußerst ansprechbar, nimmt auch die kleineren Anliegen ernst, und er hat eine große Integrationskraft.“
Sie traue ihm auch zu, die unterlegenen Kandidaten Friedrich Merz und Norbert Röttgen miteinzubinden, sagt Grünewald. Auf deren Expertise in Sachen Wirtschaft und Beziehungen zu den USA könne die Partei nicht verzichten.
Und die Kanzlerfrage? „Die kann und möchte ich nicht beantworten.“ Laschet habe in den nächsten Wochen erst mal mit dem Prozess zu tun, eine solide Führung zu verankern.
Angelina Keuter, Vorsitzende der Jungen Union
„Ich bin ein bisschen enttäuscht“, gesteht die Vorsitzende der Jungen Union, Angelina Keuter. Sie hatte Norbert Röttgen favorisiert, auch weil dieser „sehr auf junge Frauen gesetzt hat“, sagt die 31-Jährige. Laschet sei immerhin ihre Nummer zwei gewesen.
Ob er auch ein guter Kanzlerkandidat wäre, sei „sehr schwer einzuschätzen“, so Keuter. Auf jeden Fall „eher als Friedrich Merz“. Gut, dass die erste Führungsfrage nun endlich entschieden sei, nun schaue sie mit Spannung dem Superwahljahr entgegen, sagt Angelina Keuter: „Das wird ein wichtiges Jahr für die CDU.“
Andreas Stolze, Vorsitzender des Ortsverbandes Neunkirchen-Seelscheid
Der Wunschkandidat von Andreas Stolze war Friedrich Merz. Das Rennen sei für ihn bis zum Schluss offen gewesen, sagt der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Neunkirchen-Seelscheid, auch weil ihm die Dynamik eines analogen Parteitages gefehlt habe. „Laschet sah lange recht blass aus, Röttgen hat einen fantastischen Aufholwahlkampf hingelegt.“
Er sei froh gewesen, dass sich die Kandidaten im Vorfeld nicht „gegenseitig zerlegt“ hätten. Er traue Armin Laschet die Kanzlerschaft zu, wenn dieser nicht den gleichen Fehler mache wie einst Röttgen, der nur halbherzig als Kandidat für das Amt des NRW-Ministerpräsidenten angetreten sei – und damals krachend verlor, was ihm immer noch anhängt. „Wenn Laschet mit Herz und Seele dabei ist, wenn er es will, dann wird er es.“ Für all die, die sich mehr Bewegung im Land wünschten, sei der CDU-Vorsitzende nicht der Richtige. „Das geht nur mit Söder.“ Allerdings habe sich der CSU-Chef oft als „Fähnchen im Wind“ gezeigt. Wichtig sei für ihn als Kreisvorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung auch die Nachfolge im Ministerpräsidentenamt: „Das macht am besten Henrik Wüst, dann kann das ein gutes Ende nehmen.“
Laura Faßbender, Vorsitzende des Ortsverbandes Eitorf
Zufrieden mit dem neuen Parteivorsitzenden Armin Laschet ist Laura Faßbender, die Vorsitzende der CDU Eitorf. „Auch wenn mein Tipp Norbert Röttgen war.“ Die 30-Jährige ist gespannt auf die kommenden Monate. Kann Laschet auch Kanzler? Kurze Pause. „Diese Frage kann ich nicht spontan beantworten“, sagt Faßbender.
Wer der richtige Kandidat sein könnte, derjenige mit den größten Wahlchancen, das müsse die Partei nun eruieren. Sie habe da wenig Vergleichsmöglichkeiten: „Ich kenne eigentlich nur Frau Merkel.“