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„Riesige Chance“Kneipen und Hotels im Rhein-Sieg-Kreis hoffen auf Schub durch EM-Euphorie

Lesezeit 4 Minuten
Fußball-Weltmeisterschaft 2014, Public Viewing an Burg Wissem, Achtelfinale Deutschland-Algerien

Die Gastronomie hofft auf eine Welle der Euphorie während des Turniers. (Archivbild)

Den Profi-Kickern wird man bei diesem Turnier nicht im Kreis begegnen. Warum Clostermanns Hof in Niederkassel eine DFB-Anfrage absagte.

Die Leichtigkeit ist wieder da bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Spätestens seit der starken Leistung im Testspiel gegen Frankreich herrscht Euphorie vor der Heim-EM. Und auch Gastronomen, Hoteliers und Touristiker im Kreis blicken mit großen Erwartungen aufs Turnier.

Mitfiebern können die Fans in großer Runde zum Beispiel in Siegburg. Bei Augustin Bagaric, Inhaber des Sion im S-Carré in Siegburg, herrscht Vorfreude: „Das ist die erste Europameisterschaft ohne Einschränkungen. 2021 war die Zuschauerzahl noch auf 400 Gäste beschränkt.“ Damals zeigte sich sogar der damalige SPD-Kanzlerkandidat und heutige Regierungschef Olaf Scholz im mehr als gut besuchten Lokal mit Außengastronomie.

Siegburger Wirt verspricht 1000 Liter Freibier bei Finaleinzug der DFB-Elf

Er werde wie bei den vergangenen großen Fußball-Ereignissen wieder einen 15 Quadratmeter großen Würfel draußen aufhängen, auf dem alle Spiele gezeigt würden, kündigt Bagaric an. Diesen technischen Aufwand betreibt er seit 14 Jahren. Sein Versprechen: Wenn Deutschland ins Finale komme, „gibt es 1000 Liter Freibier“. In seiner Brust schlagen dabei zwei Herzen, Bagaric drückt auch seinem Heimatland Kroatien die Daumen.

Public Viewing Biergarten Sion im  S-Carree in Siegbzuerg Deutschland-Portugal

Mitfiebern können die Fans natürlich auch in großer Runde, zum Beispiel im Siegburger S-Carré. (Archivbild)

In der Siegburger Sportsbar Butchers an der Zeithstraße könne man natürlich alle Spiele der Europameisterschaft sehen, bekräftigt Betreiber Jan Roßmüller. Besondere Aktionen plane er nicht: „Das ist ja keine Exklusivität. In jeder Kneipe werden vor allem die Deutschland-Spiele gezeigt werden.“ Die Bedeutung der Nationalmannschaft habe deutlich nachgelassen, so seine Erfahrung. Auch die Champions League sei nicht mehr so gefragt, die es in Roßmüllers Sportsbar noch exklusiv zu sehen gibt. Immerhin will er auf seinen vier Fernsehern alle EM-Partien auch mit Ton zeigen, und vielleicht entstehe ja doch noch Euphorie.

In Troisdorf zeigt die EM die brandneue „Butchers Sportsbar“ im ehemaligen „Saga“. „Eventuell öffnen wir schon zum Tanz in den Mai“, bestätigt Betreiber Willi Rentmeister. Grundsätzlich werden alle Sportereignisse von Bundesliga über Champions-League, aber auch andere Sportarten gezeigt. Zur EM werde innen und außen eine große Leinwand aufgestellt, und der Gastronom verspricht gute Verpflegung und Bier.

Bei diesem Turnier übernachtet keine Nationalmannschaft in Rhein-Sieg

„Eine riesige Chance für die Region“ sieht Stephan Wimmers, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. „Die EM bietet eine tolle Möglichkeit, unsere Region einem Publikum näherzubringen, das sonst womöglich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, herzukommen.“ Viele Geschäftszweige profitierten von dem Turnier. „Aktuell sehen wir einen ganz steilen Anstieg bei den Unterrichtungen im Bewachungsgewerbe“, sagt Wimmers. Diese Leute könnten dann als Ordner in den Stadien oder bei Events eingesetzt werden.

Ob es ein öffentliches Public Viewing im Rhein-Sieg-Kreis geben werde, sei derzeit noch unklar, sagt Carmen Döhnert von der Naturregion Sieg. „Wir werden aber ganz sicher davon profitieren“, sagt Döhnert. „Wir haben die S-Bahn, die alle zehn Minuten fährt. Die Menschen können hier gut und sicher auch etwas günstiger wohnen – allein das macht die Region sicher für viele Besucher attraktiv.“

Den Profi-Kickern wird man, anders als bei vergangenen internationalen Turnieren, diesmal nicht im Rhein-Sieg-Kreis begegnen. Die Verhandlungen mit der ungarischen Nationalmannschaft waren im Lohmarer Schloss Auel im Sande verlaufen. Da fünf Spiele der Vorrunde in Köln stattfinden, übernachte sicher der eine oder andere Fan in der Region, schätzt Hotelmanagerin Claudia Hinz. „Wir fragen aber nicht nach, zu welchem Zweck unsere Gäste anreisen.“

Clostermanns Hof sagte Anfrage vom Deutschen Fußballbund ab

Die schicke Herberge mit Golfplatz nahe der Bahnstation Honrath sei in dieser Zeit sehr gut belegt, an einigen Tagen ausverkauft. Die Preise, versichert Hinz, habe Schloss Auel wegen der EM nicht erhöht, anders als wohl die meisten Hotels in Köln.

Im Euro-Park-Hotel in Hennef waren bis Anfang des Jahres einige Zimmer vorgeblockt. „Wir hatten einige Anfragen von Spielerfamilien aus Südosteuropa“, sagt Sümbül Dural, Betriebsleiterin des Hauses mit 49 Zimmern. Die seien im Januar aber wieder freigegeben worden. „Wir sind während der EM nicht ausgebucht, nur am 18. Juni wird es bei uns eng.“ Die Preise bleiben aber stabil, da werde nicht erhöht.

Der Clostermanns Hof hat, anders als bei der WM 2006 in Deutschland, keine Mannschaft einquartiert. Damals logierte das Team aus der Elfenbeinküste in Niederkassel. „Wir hatten eine Anfrage vom Deutschen Fußballbund, doch wegen der geforderten Stornierungsbedingungen von 30 Tagen haben wir abgesagt“, berichtet Geschäftsführer Pano Chalkidis. Einzige Auswirkung: „Einige Hochzeiten haben angefragt, ob zusätzlich ein Fernsehgerät möglich sei“, so Chalkidis. Ob das im Sinne der Braut sei, wisse er aber nicht.

„Wir hoffen, dass die Euphorie bis zum Start der EM anhält und dann auch die Leistung der Nationalmannschaft dazu beiträgt, dass die Leute in Feierlaune sind“, sagt Bernd Kranz, Dehoga-Chef im Rhein-Sieg-Kreis und Geschäftsführer des Parkhotels Kranz in Siegburg. Die Hotels seien während der Vorrundenspiele in Köln bereits „ziemlich gut gebucht“. Sicherlich hänge speziell für die Gastronomie vieles vom Wetter und dem Ausgang der ersten Partien ab, klar sei aber: „Immer, wenn in der Region etwas passiert, werden wir davon getragen.“