Rhein-Sieg-Kreis – Um den Personen- und Güterverkehr auszubauen, fordern die Industrie- und Handelskammern (IHK) in der Region, die eingleisigen Abschnitte auf der Siegtalstrecke der Deutschen Bahn „endlich“ zu beseitigen. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, haben die vier Hauptgeschäftsführer der Kammern aus Köln, Bonn/Rhein-Sieg, Koblenz und Siegen eine entsprechende Resolution an die Bahn-Tochter DB-Netz-AG und das Bundesverkehrsministerium verabschiedet.
Darin drängen sie auf einen raschen zweigleisigen Ausbau all jener Streckenabschnitte, die nach den Zerstörungen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges bis zum heutigen Tag eingleisig geblieben sind.Lärmschutz ausbauen
Zunahme der Lärmbelästigung wird befürchtet
„Dass sich an dieser Situation seit Jahrzehnten nichts Grundlegendes verändert hat, ist aus heutiger Sicht kaum zu verstehen“ sagt Hubertus Hille, Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg. „Zweifellos hat die Siegstrecke sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr deutlich mehr Potenzial. Die Beseitigung der eingleisigen Abschnitte ließe sich mit vergleichbar geringem Mitteleinsatz erreichen.“
Hille räumt ein, dass es auch in der Wirtschaft vereinzelte Bedenken gegen einen zweigleisigen Ausbau gibt, weil sie nachvollziehbarerweise eine Zunahme der Lärmbelästigung entlang der Strecke fürchteten. „Deshalb ist es aus unserer Sicht auch notwendig, den Ausbau möglichst mit vollständigem Lärmschutz umzusetzen“, so Hille.
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Nach Auffassung der Kammer-Geschäftsführer haben die Engpässe auf der Bahnstrecke zwischen Köln und Siegen zunehmend „dramatische“ Auswirkungen. Verspätungen könnten kaum ausgeglichen werden, so dass der Taktfahrplan nicht eingehalten werden könne. Auch eine Verlagerung von mehr Verkehr auf die Schiene scheitere an den Engstellen.
Dieser Missstand sei umso unverständlicher, als der Ausbau der Siegstrecke ebenso wie der Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke im Bundesverkehrswegeplan mit dem Hinweis „vordringlicher Bedarf“ gekennzeichnet sei. Während bei der Ruhr-Sieg-Strecke die Vorplanungen bereits im kommenden Jahr abgeschlossen sein sollten, tue sich bei der Siegstrecke „vernehmbar nichts“. „Dabei wäre der Ausbau der Siegstrecke eine gute Möglichkeit, auf den Strecken links und rechts des Rheins weitere Kapazitäten zu schaffen. Dies würde insbesondere dann erfolgreich gelingen, wenn die Siegstrecke Güterverkehre zur Entlastung des Mittelrheinkorridors aufnehmen könnte“, sagt Uwe Vetterlein, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln.
IHK ist verärgert über Politiker
Für die IHK-Vertreter ist eine zweigleisig befahrbare Siegstrecke Teil einer krisenfesten Infrastruktur. Jede Streckenstörung habe Folgen für die Wirtschaft, die zwingend auf verlässliche Transportwege angewiesen sei. Das habe nicht zuletzt die Flutkatastrophe Mitte Juli gezeigt.
Verärgert zeigen sich die IHK-Vertreter über Politiker, die in Sonntagsreden forderten, mehr Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, vor Ort aber genau dies politisch verhinderten. Dabei müsse jedem einleuchten, dass sich mit der Beseitigung der Engstellen auf der Siegstrecke schnelle und unmittelbare Effekte bei der CO2-Reduzierung erzielen ließen.