Der Verkehr auf der A59 ist seit vier Wochen lahmgelegt. Wie Menschen an der Umleitungsstrecke in Sankt Augustin die Sperrung erleben.
Bauarbeiten auf ZielgeradenA59-Sperrung verursacht viel Verkehr – aber nur selten Chaos
Zwei Tage vor Ferienende, am Samstag, 4. August, sollen die Räder wieder über die A59 rollen. Daran gibt es für Bianca Kruse, die Projektleiterin des Bahnprojekts S13 Nord, nichts zu rütteln. In den vergangenen Tagen wurde die Erde rund um die neue Brücke wieder aufgeschüttet. Aktuell wird neuer Asphalt aufgetragen. Für die umliegenden Orte hielt sich die Mehrbelastung durch die Großbaustelle in Grenzen.
Dabei hatten Pendler, Touristen, Berufsfahrer und Anwohner zum 22. Juni wohl das Schlimmste erwartet: lange Staus, verstopfte Anwohnerstraßen. „Es läuft vergleichsweise gesittet ab“, zog Benedikt Bungarten, Pressesprecher der Stadt Sankt Augustin, kurz nach der Baustellen-Halbzeit Bilanz. Einzelne Beschwerden hätten die Stadt erreicht. Hinweise auf übermäßige Störungen gebe es aber nicht.
Deutlich mehr Verkehr – aber kein Verkehrschaos in Sankt Augustin
Die Bundesstraße 56, in weiten Teilen die Bonner Straße, ist eine zentrale Achse für die Umleitung des Verkehrs von der in Vilich-Müldorf gesperrten Autobahn 59. Anders als von manchen befürchtet, blieb das große Verkehrschaos aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Holtkamp-Apotheke an der Ecke Bonner Straße/Am Lindenhof sprechen von deutlich mehr Verkehrsaufkommen, betonen aber, sie hätten keine erheblichen Auswirkungen wahrgenommen.
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Christian Voigt vom gegenüberliegenden Elektrofachgeschäft Euronics Wiehlpütz bestätigt das. Sein Weg zur Arbeit von Bonn-Beuel aber habe wesentlich länger gedauert. „Jetzt fahre ich viel mit der Bahn, da ist davon überhaupt nichts zu bemerken.“
Daniel Grommes von der Aral-Tankstelle ein Stück weiter in Richtung Bonn hat da schon einiges mehr erlebt. „Am Anfang, zu Ferienbeginn, war das schon ein ziemliches Chaos“, erinnert er sich, „da kamen immer wieder Leute rein, die nicht mehr wussten, wo sie waren. Die hatten sich verfahren.“ Die Beschilderung sei nicht optimal. „Aber inzwischen hat sich das beruhigt, die Leute haben alle ihre Schleichwege gefunden.“ Spürbar sei nach wie vor mehr Verkehr. Und hin und wieder müsse er immer noch jemandem den Weg weisen.
A59-Sperrung: Viele Pendler sind auf Bus und Bahn umgestiegen
Von erheblichen Auswirkungen der Baustelle auf den Stadtverkehr spricht die Pressestelle der Stadt Bonn. Bis heute gebe es in den rechtsrheinischen Stadtgebieten viel Verkehr, weil die Autofahrer auf der Nord-Süd- beziehungsweise Süd-Nord-Achse im rechtsrheinischen „die kürzeste und damit vermeintlich schnellste Strecke“ wählten.
Mehr Menschen als sonst seien auf Bus und Bahn umgestiegen, heißt es aus dem Bonner Stadthaus. Über ihr gemeinsames „Jobwärts“-Programm hätten die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis den Beschäftigten der teilnehmenden Unternehmen für die Zeit der Vollsperrung kostenlos Pedelecs, E-Roller, E-Lastenräder sowie Falträder zur Verfügung gestellt.
Außerdem seien kostenlose ÖPNV-Tickets sowie Gutscheine für Ausleihen beim Fahrradhändler ausgegeben worden. Insgesamt hätten 123 Beschäftigte von neun Arbeitgebern die alternativen Mobilitätsangebote in Anspruch genommen. „Es gab sehr viele positive Rückmeldungen und zahlreiche Anfragen, ob das Rad länger ausgeliehen werden könne“, teilt die Stadt Bonn mit.
S13-Ausbau: Baustelle in Bonn-Vilich ist bislang voll im Zeitplan
Bianca Kruse sieht den verbleibenden Tagen optimistisch entgegen. Nach dem Aufschütten des Unterbaus und dem Einbau der Schlepplatten, die Brücke und Straßendamm verbinden, werde asphaltiert, die Brücken für die Schilder würden wieder aufgebaut, Leitplanken errichtet, und die Markierung werde wieder aufgetragen. Anschließend erfolge die Abnahme und schließlich zum 4. August die Freigabe. Kruse: „Wir sind voll im Zeitplan.“
Für die Firmen, die im Auftrag der Bahn am Werk sind, sei dann eine Pause vorgesehen, berichtet die Projektleiterin. Parallel zum Straßenbau sei bereits begonnen worden, den Bauplatz für die Brückenteile zurückzubauen. Im Spätsommer werde der Gleisbau vorbereitet. Dazu werde im Dezember und Januar das östliche Gleis der Rheinstrecke für kurze Zeit gesperrt.