Sankt Augustin – Irgendwie haben sich am Samstagabend im Hangelarer Haus der Nachbarschaft alle gefreut. Allen voran die 350 Gäste, die endlich wieder in einem fast vollen Saal ohne Maske (wenngleich sie einige aufbehielten) ein Livekonzert genießen und die Bühnenakteure lautstark feiern durften. Auch die Verantwortlichen des gastgebenden Fördervereins St. Anna um Vorsitzender Ralph Gemmel strahlten ob der guten Laune und der Tatsache, dass Tommy Engel Hangelar ausgewählt hat für sein erst zweite Konzert in diesem Jahr.
Das Urgestein des kölschen Mundart-Rocks wollte seine Freude ebenfalls nicht verbergen, sang sich die Seele aus dem Leib und bewies zweieinhalb Stunden, dass er de Schnüss schwade kann wie kaum ein anderer. So freute man sich über die Musik von ihm und seiner Band mindestens genauso wie über seine Moderation, bei denen er bisweilen in philosophische Tiefe verfiel. Etwa als er an das Zustandekommen der Band L.S.E erinnerte: Zehn Jahre sei er sich mit Rolf Lammers und Arno Steffen einig gewesen „jet zesamme maache zo welle.“
Überwältigend gute Musik
Dann wurde es konkreter: „Mer maache wat uns enfällt.“ „Dann loss der wat enfalle.“ Das „Leck ens am Asch“ von L.S.E war jedenfalls der Beleg, dass dem Trio etwas eingefallen war. Ein Lied, welches das Auf und Ab des Lebens reflektiert und zeigt, dass frühes Glück nicht bis ins Alter anhält. Wie so oft an diesem Abend stimmte das Auditorium lautstark ein trotz des deftigen Refrains, dessen „Asch“ im Schlussakkord der dirigierende Engel für ein gelungenes, langsam ausklingendes Ritardando nutzte.
Die Musik war überwältigend gut, was angesichts der Vergangenheit der Bandmitglieder Helmut Krumminga (Gitarre - BAP, Inga Rumpf), Hans Maahn (Bass - Gianna Nannini, Hoelderlin), Till Kersting (Gitarre - Carolin Kebekus), Alex Vesper (Schlagzeug - DJ Bobo, Lena) und freilich dem musikalischen Leiter Jürgen Fritz (komponierte „Niemals geht man so ganz“) nicht verwunderte. Auch die seit vergangenem Jahr „neue“ Sängerin Anne Gladbach punktete mit eindringlicher Stimme und klasse Höhen.
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Das Programm war ein Best of der Engel-Songs mit vielen Ausflügen in seine Fööss-Vergangenheit. So gab es nach dem zur Weltsituation passenden Friedenslied „Stell d´r vüür“ (Imagine - John Lennon) das „Drink doch eine met“, „Unger´m Adler“ oder das rheinromantische „Kölle am Ring“. Die Fööss-Hits „Katrin“ und „Ming eetste Fründin“ (Engel: „Habe von damals Songs mitgenommen - ich habe sie auch damals gesungen“) durften nicht fehlen. Das „Veedel“ und Huusmeister Kaczmareks Liebeserklärung an die „Werkzeuchkess“ zur Holm-Melodie „Tränen lügen nicht“ ebenso nicht.
Ein anderer Konzert-Höhepunkt war „Love The One You´re With“, das die Band - jetzt ohne Fritz und Engel - unplugged anstimmte. Frenetischen Applaus gab es für den mehrstimmigen Gesang, der nicht nur die Fans von Crosby, Stills, Nash and Young begeistert haben wird. Genussvoller Abend in Hangelar, bei dem sich bestens in Erinnerungen schwelgen ließ.