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Sankt AugstinErmittlungen gegen Seniorenheim wegen Corona-Zwangsräumung

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Die Senioreneinrichtung musste zwangsgeräumt werden; die Plegekräfte waren mit Coronaviren infiziert. (Archivbild)

Sankt Augustin – Die Vorwürfe gegen Verantwortliche in der Senioreneinrichtung St. Monika der Caritas-Betriebsführungs- und Trägergesellschaft (CBT) sind immens. „Als eine Mitarbeiterin des Seniorenheimes uns mitteilte, dass sie unter Androhung von Kündigung zur Arbeit genötigt wurde, obwohl sie wegen eines Corona-Kontaktes unter Quarantäne stand, blieb uns nur noch der Weg der Anzeige“, sagt Ali Dogan, Rechtsdezernent und operativer Leiter des Krisenstabs der Stadt.

Die Aussage sei vom Ehemann einer weiteren Mitarbeiterin bestätigt worden. „Solche Vorwürfe kann man nicht einfach im Raums stehen lassen, da muss die Staatsanwaltschaft ermitteln.“ Dazu erhielt sie am 16. April den offiziellen Auftrag.Das bestätigte Staatsanwalt Dr. Sebastian Buß: „Wir ermitteln jetzt in alle Richtungen.“ Ob es auch Hausdurchsuchungen gebe, dazu wollte sich der Staatsanwalt „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht äußern. Der Anwalt des CBT-Heimes habe eine „große Bereitschaft zur Zusammenbereitschaft“ erklärt.

Sankt Augustin: Lage im Seniorenheim spitzte sich Karfreitag zu

Am Karfreitag hatte sich die Lage in dem Seniorenheim dramatisch zugespitzt. „Es gibt keine Altenpflegekräfte mehr im Heim“, hatte Bürgermeister Klaus Schumacher damals mitgeteilt. Vorher, so die spätere Aussage der Mitarbeiterin, seien Quarantänevorschriften verletzt worden, um den Notstand zu verhindern. Der größte Teil der Mitarbeiter habe unter Quarantäne gestanden. Ersatz habe nicht gefunden werden können.

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Sogar der Katastrophenschutz kam zum Einsatz. Mitarbeiter des Malteser Hilfsdiensts aus Lohmar hielten den Betrieb aufrecht. Von 145 Senioren waren 47 mit dem Coronavirus infiziert. Etwa 40 erkrankte Senioren wurden mit Rettungs- und Krankenwagen in Kliniken gebracht, weil die Versorgung vor Ort nicht mehr möglich war.

Mittlerweile hat sich die Situation in der Einrichtung wieder entspannt. Dogan teilte mit, bis Donnerstag seien 15 Menschen in Zusammenhang mit einer Covid-19-Infektion gestorben, darunter 14 Bewohner des CBT-Wohnhauses St. Monika. Auch der Kreis als Heimaufsicht wurde über die Anzeige informiert. „Nach den neuen Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes zur Quarantäne von Pflegepersonal wäre es fraglich gewesen, ob es zu einer solchen Situation gekommen wäre“, sagt Pressesprecherin Rita Lorenz.

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Jetzt müssten Pflegekräfte, die Kontakt zu einer infizierten Person gehabt hätten, nur fünf statt 14 Tage in Quarantäne. „Wenn dann nach einer Untersuchung kein Befund vorliegt, können sie wieder arbeiten.“

CBT wehrt sich gegen Anschuldigungen

CBT teilt mit, bis Ende März habe es im Wohnhaus St. Monika keine Hinweise auf Corona-Infektionen gegeben. Die Betreuungsstandards zur Vermeidung von Infektionen seien strikt eingehalten worden. Als eine Bewohnerin erste Symptome gezeigt habe, sei sofort der Notarzt hinzugezogen und nachfolgend ein Covid-19-Test veranlasst worden. Auch bei sämtlichen Mitarbeitern und Bewohnern seien umgehend Tests durchgeführt worden, unverzüglich seien alle zuständigen Behörden informiert worden. Die positiv getesteten Mitarbeiter gingen in häusliche Quarantäne.

Die Personalausfälle konnten zunächst mit Mitarbeitern anderer CBT-Einrichtungen und zusätzlichem Einsatz von Zeitarbeit kompensiert werden. Nachdem weitere Mitarbeiter aufgrund der Quarantäneauflagen für Kontaktpersonen ersten Grades ausfielen, mussten die positiv getesteten Bewohner am Karfreitag in umliegende Kliniken gebracht werden. Ein Großteil von ihnen ist inzwischen wieder in das Haus zurückgekehrt. Gleichwohl, teilte CBT mit, werde der Träger die Vorwürfe weiter aufklären.