Die sieben Teilnehmer der Reisegruppe, die mit einer Betreuerin in Jerusalem festgesessen hatten, sind am Donnerstag ausgeflogen worden.
„Froh, dass sie endlich raus sind“Sankt Augustiner Reisegruppe aus Israel ausgeflogen
Aufatmen beim Verein Jugendinterkult aus Sankt Augustin: Die sieben Teilnehmer der Reisegruppe, die noch am Mittwoch mit einer Betreuerin in Jerusalem festgesessen hatten, sind am Donnerstagnachmittag mit einer Maschine der Lufthansa ausgeflogen worden. Das bestätigte der Vorsitzende des Vereins, Gregor Schröder, auf Anfrage der Redaktion. „Ich bin sehr froh, dass sie endlich raus sind“, sagte Schröder am Telefon.
Die Gruppe, die in einem Kloster am Ölberg, unweit des Tempelbergs untergebracht war, hatte sich nach dem Angriff der Hamas entschlossen, die Reise abzubrechen. Sie seien, so Schröder, zum Flughafen Ben Gurion gefahren. Von dort startete der Flieger nach Frankfurt. Schröder selbst ist derzeit mit den restlichen Teilnehmern in Jordanien. „Uns geht es gut, wir sind hier sicher und genießen die letzten Tage unserer Reise“, sagte der Vereinsvorsitzende. Am Sonntag wird er mit seiner Reisegruppe vom Flughafen Amman aus zurück nach Deutschland fliegen.
Beim Telefonat sind Schüssel vom Tempelberg in Jerusalem zu hören
Noch am Mittwoch hatte sich die Stimme von Gregor Schröder am Telefon überschlagen. Das mochte zum einen daran liegen, dass die Verbindung aus Jordanien immer wieder abbrach – es zeigte aber auch, wie aufgebracht der Vorsitzende des Vereins Jugendinterkult aus Sankt Augustin war. Die Reisegruppe sei völlig mit den Nerven am Ende, sagte Schröder. „Ich erwarte von der Regierung, dass sie sofort ausgeflogen werden – es geht um das Leben deutscher Staatsbürger.“ Andere Länder hätten das bereits erledigt. Nun also das Happy End für die Gruppe.
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Als die Redaktion am Dienstag mit Gregor Schröder in Jerusalem telefonierte, waren Schüsse zu hören. „Die kommen vom Tempelberg“, berichtete der Vorsitzende des Vereins Jugendinterkult mit Sitz in Sankt Augustin.
Nicht alle Palästinenser würden den Angriff der Hamas befürworten, so Schröder. Die Hamas sei nur eine kleine Gruppe, die nicht stellvertretend für die Mehrzahl der Palästinenser stehe.
Schröder geht sogar noch weiter: Er spricht von „Terror der Hamas“ gegenüber den Palästinensern, die ein friedliches Zusammenleben mit den jüdischen Mitbürgern suchen. „Mir wurde berichtet, dass solche Palästinenser von Hamas-Aktivisten erschossen wurden. Leider müssen jetzt alle Palästinenser, auch die in der Westbank, unter den Folgen der Attacken leiden“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Israelreise der Jugendgruppe wurde abrupt unterbrochen
Er hat sogar eine andere Befürchtung. „Wenn jetzt radikale Siedler Palästinenser attackieren, töten, beziehungsweise ihnen ihr Land wegnehmen, wird es keine großen Proteste mehr geben. Wer wird jetzt noch gegen die geplante Justizreform protestieren?“
Die Gruppe des Vereins hätte bei ihrem Besuch in Israel sieben Tage lang bis zum Angriff der Hamas viele Gespräche und Diskussionen geführt. Er beschreibt am Telefon im Gespräch mit der Redaktion seine Eindrücke der letzten Tage: „Als wir am Samstag nach der Besichtigung von Caesarea nach Sepphoris fahren wollten, erhielten wir die Nachricht, dass es einen großen Terroranschlag der Hamas gegeben habe, weshalb unter anderem alle Nationalparks geschlossen seien.“
Die Gruppe sei deshalb weiter zum Kloster Stella Maris nach Haifa gefahren und habe dort auch übernachtet. „Am nächsten Tag besichtigten wir dann Akko und fuhren weiter nach Tiberias.“
Promenade des See Genezareth war nach dem Angriff der Hamas auf Israel menschenleer
Die gesamte Promenade des See Genezareth sei menschenleer gewesen. „Es waren nur sehr wenige Autos auf den Straßen unterwegs“, beschreibt Schröder. Am nächsten Morgen seien die Nachrichten über die Situation in Israel-Palästina immer bedrohlicher gewesen, sodass die Gruppe beschloss, statt weiterer Besichtigungen wieder nach Jerusalem zum Birgittinnen-Kloster am Ölberg zu fahren, mit Blick auf den 500 Meter entfernten Felsendom.
Die sieben Mitglieder der Reisegruppe hätten sich dann entschlossen, den Besuch abzubrechen und wieder nach Deutschland zurückzufahren. Mit den restlichen sieben Teilnehmern war Schröder im Minibus nach Eilat an der Südspitze Israels und von dort zum Grenzübergang Araba Border nach Jordanien gefahren, um die Reise wie geplant fortzusetzen.
Sorgen macht man sich auch beim „Freundeskreis Mevasseret Zion Sankt Augustin“. Mit dem Ort nahe Jerusalem besteht seit 2001 eine Städtefreundschaft, die die Mitglieder mit gegenseitigen Besuchen und Telefonaten pflegen. In rund zwei Wochen, am 23. Oktober, wäre es wieder so weit gewesen.
Der Freundeskreis Mevasseret Zion Sankt Augustin verschiebt seine Reise nach Israel auf unbestimmte Zeit
„Wir haben uns am Sonntag entschieden, nicht dorthin zu fliegen – alle haben zugestimmt“, sagt Anke Riefers, die Vereinsvorsitzende und ehemalige Bürgermeistern Sankt Augustins. Die Gruppe habe sich bei allen Freundinnen und Freundinnen in Israel erkundigt. „Sie waren geschockt, aber alle sind in Sicherheit. Sie haben auch ihre Kinder erreicht, die in anderen Teilen des Landes wohnen. Ihnen geht es gut.“
Die zehntägige Reise mit dem Fokus auf die Partnerstadt müsse nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden. „Unser Ziel ist es, weiter im Kontakt und im Austausch zu bleiben“, sagt Riefers, die häufig im Nahen Osten zu Besuch war. „Wir kennen Israel, die Leute sagen immer: Nirgends ist man so sicher wie hier. Ich fühlte mich immer beschützt. Aber gerade ist dort alles anders“, so die 83-Jährige.
Schüler aus Sankt Augustin sind nach dem Angriff der Hamas in Kontakt mit ihren Gastfamilien in Israel
Das Rhein-Sieg-Gymnasium aus Sankt Augustin hatte ein zwölftägige Austauschfahrt nach Mevasseret Zion gemacht. Benedikt Schmitz-Richrath, Lehrer für Philosophie und katholische Religion, begleitete die Gruppe aus 20 Jugendlichen, die am 7. September wieder nach Deutschland zurückflog. „Viele von uns sind jetzt in Kontakt mit ihren Austauschschülern in Israel“, berichtet er in einem Telefonat mit der Redaktion. Er selber war in einer Familie untergebracht, in der ein Mitglied als Reservist Panzerkommandant ist.
„Er ist jetzt bei seiner Einheit,“ so Schmitz-Richrath, der nach dem Angriff der Hamas Kontakt zu ihm hatte. So sei es auch vielen anderen Israelis gegangen. „Der Gegenbesuch ist nach Ostern geplant, wir gehen erstmal davon aus, dass die Israelis kommen werden“, sagt er. Joachim Seger hatte an dem Austausch teilgenommen und steht mit seinen Freunden in Israel in Kontakt. „Sie sind sicher, in Mewasseret Zion sind nur wenige Raketen eingeschlagen“, sagt der 16 Jahre alter Schüler. „Was ich aber spüre, ist die Wut. Sie wollen Rache nehmen an den Terroristen.“