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Familien betreiben CarsharingDas „Bürgerauto im Veedel“ bietet nachhaltige Mobilität

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Unter dem Dach der Bürgerenergie Siegburg haben sich Bewohner der Siegburger Nordstadt zum Car-Sharing zusammengetan. Von links: Jürgen Heising, Tobias Schlömer, Initiatorin Judith Hoeck und Oliver Borgmann.

Siegburg – Interesse zeigten viele in der Nordstadt, als Judith Hoeck und ihre Mitstreiter für das Vorhaben warben. Aber, so erinnert sich Jürgen Heising: „Jeder hatte einen guten Grund, es doch nicht zu machen.“ Am Ende aber schlossen sich immerhin zehn Haushalte dem Carsharing an. Seit gut einem Jahr teilen sie sich einen elektrisch angetriebenen Renault Zoe, den die Bürgerenergie Rhein-Sieg eG zur Verfügung stellt.

Familie sucht Mitstreiter für „Bürgerauto im Veedel“

„Wir hatten ein Auto vor der Haustür stehen und irgendwann festgestellt, dass es da nur rumsteht“, erinnert sich Judith Hoeck. Da aber eine fünfköpfige Familie ganz ohne Auto nun doch nicht auskomme, suchten sie nach Carsharing-Angeboten. Und da ihnen die vorhandenen Optionen nicht passend erschienen, ergriffen sie nach einem Telefonat mit der Siegburger Bürgerenergie eG selbst die Initiative: Findet ausreichend andere Abonnenten, dann stellen wir das Auto, hatte die Genossenschaft erklärt. Zwei Tage malten im März 2021 die drei Kinder; auf einer Postkarte, die sie in der Nachbarschaft verteilten, warben Judith Hoeck und ihre Familie um Mitstreiter für das „Bürgerauto im Veedel“.

Tobias Hölscher und seine Frau ließen sich überzeugen. Nach einem Schaden sowieso ohne eigenes Auto, nutzten sie die Zwangspause. Auf die Frage: „Brauchen wir überhaupt ein Auto?“, wollten sie eine Antwort finden. „Da kam das gerade recht“, erinnert sich der Arzt, zu dessen Familie zwei noch kleine Kinder gehören. Für eine wöchentliche Fahrt bucht er den elektrischen Kleinwagen regelmäßig, hin und wieder für Fahrten am Wochenende. „Die sind mit dem Zoe günstiger als Zugtickets für zwei Personen mit Bahncard 50“.

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„Geht es ganz ohne Auto?“

Auch Oliver Borgmann und seine Familie machten aus der Not eine Tugend: Eine Lücke von drei Monaten zwischen zwei Leasingverträgen nutzten sie, um das Angebot zu erproben. „Wir haben alle Fahrten gemacht, als wäre es unser eigenes Auto“ und sich die Frage gestellt: „Geht es ganz ohne?“ Ja, lautete die Antwort auch bei den Borgmanns, das bestellte Auto wurde aber nicht wieder abbestellt. Was sich ändern könnte, „wenn vielleicht auch mal ein größeres Auto käme“.

Weitere Anbieter

Das „CleverMobil“ der Bürgerenergie ist nicht das einzige Carsharing-Angebot in Siegburg. Seit etlichen Jahren unterhält „Statt-Auto“ einen Standort unweit des Bahnhofs, wo auch Anbieter wie Flinkster – ein Unternehmen der Deutschen Bahn – oder Cambio vertreten sind. Carsharing mit elektrisch betriebenen Autos bietet die Rhenag an.

Mit weiteren Standorten ist „CleverMobil“ unter dem Dach der Bürgerenergie Rhein-Sieg eG zum Beispiel in Windeck-Schladern und Bornheim vertreten. (dk)

Dass sie erheblich Geld sparen, bestätigen alle Abonnenten, die an unserem Gespräch teilnehmen: Ein Drittel der Kosten gegenüber dem zuvor genutzten Zweitwagen von Ehefrau Petra hat Jürgen Heising ausgerechnet; auch Oliver Borgmann geht von einem Drittel der Kosten aus, die bei einem E-Auto-Leasing anfallen. Schließlich zahlen sie nur, was sie tatsächlich nutzen, sind nicht für Wertverlust, Reparaturen oder Versicherung verantwortlich.

Auto-Teiler buchen Fahrzeug über App

Die Buchung des Autos erfolgt über eine App, „in der Regel ist es immer verfügbar“, sagt Jürgen Heising. Zwei- bis sechsmal im Monat nutzen die Heisings das Auto, dank Familientarif können auch die erwachsenen Kinder buchen, die auswärts wohnen und gar kein eigenes Auto besitzen.

Alles super also? Fast, erklärt die Runde. Nach wie vor warten die Auto-Teiler auf den angekündigten Stellplatz samt eigener Ladesäule an der Straße Heckershof, „bislang muss man das Auto manchmal suchen“, verrät Jürgen Heising. Inzwischen allerdings sind die Verträge zwischen Bürgerenergie und Stadt für den festen Standplatz wohl unterschrieben.

Etwas größer dürfte das Auto sein, gibt Judith Hoeck zu, „weil wir uns zu fünft da reinquetschen.“ Für längere Strecken nimmt die Familie aber sowieso lieber die Bahn. Und dass manche Situation ohne eigenes Auto „eine Herausforderung“ ist, nimmt sie gelassen: „Man wird kreativer“.