Brand in SiegburgBahn verspricht halbe Million Euro – Nahverkehr soll Freitag fahren
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Bei dem verheerendsten Brand der Nachkriegszeit in Siegburg wurden am Dienstag neun Häuser zerstört und mindestens 27 Menschen verletzt.
Auch am Mittwoch ist der Bahnverkehr in der Region immer noch beeinträchtigt.
Siegburg – Nach dem verheerenden Brand an der ICE-Trasse in Siegburg, bei dem am Dienstag knapp 30 Menschen verletzt und neun Häuser zerstört worden sind, ist nun die Frage, wie es weitergeht. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden.
Nahverkehr soll ab Freitag wieder fahren
In dem Streckenabschnitt zwischen Troisdorf und Siegburg werden die Reparaturarbeiten bis voraussichtlich Donnerstagnacht abgeschlossen. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, sei daher der Nahverkehr ab Freitag vermutlich wieder im Einsatz.
Bei dem Brand war die Oberleitung auf einer Länge von rund 350 Metern beschädigt worden. Auch an Kabeln der Leit- und Sicherungstechnik gibt es erhebliche Schäden. Zahlreiche Bäume, die wegen des Feuers nicht mehr standfest sind, werden entfernt.
Der Fernverkehr läuft bereits seit Mittwoch wieder nach Fahrplan. Im Regionalverkehr gilt weiterhin Ersatzverkehr auf den Linien RE 9 und S 12/13/19. Die Bahn bittet alle Reisenden, sich kurz vor der Fahrt über ihre geplante Verbindung zu informieren.
Deutsche Bahn verspricht eine halbe Million Euro
Die Deutsche Bahn hat laut Innenminister Herbert Reul angekündigt, eine halbe Million Euro in einen Fonds als Unterstützung für die Opfer einzuzahlen. Das solle aber kein Schuldeingeständnis sein, betonte die Bahn. Wer die Bilder gesehen hat, erkennt sofort, dass schnelle Hilfe nottut. Da man vor Ort am besten weiß, wo jetzt Unterstützung am meisten hilft, beteiligen wir uns selbstverständlich als gute Nachbarn an dem Spendenaufruf“, so eine Bahnsprecherin.
Spendenkonto
Die Stadt Siegburg hat ein Spendenkonto eingerichtet. Wer spenden möchte, kann an folgendes Konto überweisen:Empfänger: Stadtkasse SiegburgVerwendungszweck: 10043343 Spende Großbrand SiegburgIBAN: DE03 3705 0299 0001 0059 58Bank: Kreissparkasse Siegburg
Funkenflug als Ursache unwahrscheinlich
Ein Funkenflug als Ursache für den folgenschweren Böschungsbrand an einer Bahntrasse ist laut eines Experten sehr unwahrscheinlich. „Dass ein Funkenflug jemals zu einem Böschungsbrand geführt hat, ist mir nicht bekannt“, sagte Christian Schindler, Leiter des Instituts für Schienenfahrzeuge und Transportsysteme an der RWTH Aachen. Zu einem Funkenflug könne es laut Schindler etwa kommen, wenn ein Zug sehr scharf bremsen müsse – also in einer Notsituation – oder in einer äußerst engen Kurve. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke verlaufe aber in der Regel gradlinig, betonte der Fahrzeugtechniker am Mittwoch.
Die Bahntrasse am Unglücksort verläuft schnurgerade, zum Zeitpunkt der Katastrophe war dort auch kein Güterzug unterwegs. Das ist lediglich in den Nachtstunden auf den Regionalgleisen der Fall
Merkel wünscht gute Genesung
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Verletzten bei dem schweren Brand an der Siegburger ICE-Strecke schnelle Genesung gewünscht. Den Einsatzkräften danke die Kanzlerin für ihre Arbeit, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Mittwoch in Berlin.
NRW-Innenminister in Siegburg
NRW-Innenminister Herbert Reul ist am späten Vormittag im Siegburger Stadtteil Brückberg eingetroffen und zeigte sich ob des immensen Schadens, den der Brand am Dienstag verursacht hat, äußerst betroffen.
„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Reul vor Pressevertretern. „Hier sind ganze Lebensleistungen zerstört worden.“ Anschließend sprach er unter Ausschluss der Medienvertreter mit Anwohnern und ließ sich deren Sorgen schildern.
Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster, konnte den Betroffenen vor Ort derweil zumindest etwas Trost spenden. Er habe am Morgen mit dem Vorsitzenden der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst gesprochen, und dieser habe unbürokratische Hilfe versprochen. Wie diese im Detail aussehen wird, werde den Betroffenen noch mitgeteilt.
Auch die Hilfsbereitschaft der Bürger ist riesig. Schon am Dienstagabend hatte die Facebook-Gruppe „Brandopfer Siegburg und Umgebung“ fast 1000 Mitglieder, bis zum Mittwochmittag schnellte deren Zahl auf fast 3600. „Herzensmenschen“, freute sich Manu Gardeweg vom Flüchtlingsnetzwerk Lohmar, die mit ihren Helfern am Mittwoch Spenden für die Brandopfer sortierte.
Oberleitung beschädigt
In dem Streckenabschnitt zwischen Troisdorf und Siegburg laufen nach Angaben der Deutschen Bahn die Aufräum- und Reparaturarbeiten. Die Oberleitung ist auf einer Länge von rund 350 Metern beschädigt. Reparaturteams setzen sie derzeit instand. Auch an Kabeln der Leit- und Sicherungstechnik müssen Schäden beseitigt werden.
Siegburger fassungslos
Viele Anwohner und Menschen aus der Umgebung haben sich am Morgen nach dem Brand den Unglücksort angeschaut und können nicht glauben, was am Dienstag passiert ist. „Es sieht aus wie Krieg“, sagt einer.
Polizei ermittelt, LKA unterstützt
Die Brandursache ist auch am Mittwochmorgen nach Polizeiangaben unklar. Die Ermittlungen der Polizei Siegburg laufen, Unterstützung wird es vom Landeskriminalamt geben, sagte ein Sprecher. Für mittags ist eine Pressekonferenz mit NRW-Innenminister Herbert Reul geplant.
Das Angebot aus der Bevölkerung sei überwältigend, sagt die Stadt. Viele Bürger aus Siegburg und Umgebung hätten Zimmer oder auch Ferienwohnungen angeboten. 15 Personen mussten für die Nacht untergebracht werden: zwei schliefen bei Verwandten, 13 Brandopfern vermittelte die Stadt Unterkünfte. Auf Facebook hat sich eine private Hilfsinitiative gebildet, die zu Spenden aufruft.
So haben die Anwohner die Feuersbrunst erlebt
Die Anwohner in Brückenberg haben anfangs versucht, mit Schläuchen ihre Gärten und Häuser vor den Flammen zu schützen. So wie Jörg Grabowski: „Da waren 60 Sekunden Adrenalin pur und dann funktionierst du nur noch“, erinnerte er sich. So haben die Menschen den Großbrand erlebt.
Die ICE-Trasse für den Fernverkehr ist am Mittwochmorgen wieder freigegeben worden. Der Regionalverkehr bleibt weiterhin gesperrt. Im Nahverkehr enden und beginnen daher die Züge
des RE 9 aus Richtung Niederschelden in Au
aus Richtung Aachen Hbf in Köln/Deutz
die Züge der S 12 aus Richtung Au(Sieg)
aus Richtung Horrem in Troisdorf. Ein Ersatzverkehr mit Bussen und Taxen ist zwischen Hennef (Sieg) und Troisdorf eingerichtet.
Zunächst war eine Böschung auf etwa 30 Metern Länge entlang der Bahnstrecke in Flammen geraten. Durch den Luftzug eines ICE und einen Windstoß griff das Feuer bei Temperaturen von über 38 Grad rasend schnell auf anliegende Häuser über. Mehr als 500 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Der Großeinsatz führte auch in Köln zu erheblichen Verzögerungen und Zugausfällen. (red/dpa)