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„Lichtgasfabrik“Erweiterung der Rhein-Sieg-Halle legt Schadstoffe im Boden offen

Lesezeit 3 Minuten

Auf Hochtouren laufen die Arbeiten für die Erweiterung der Rhein-Sieg-Halle. Der Boden birgt gesundheitsgefährdende Altlasten.

  1. Wo früher die Energieversorgung der Stadt sichergestellt wurde, finden heute zahlreiche Veranstaltungen statt.
  2. Beim Ausbau der Rhein-Sieg-Halle wurden nun gesundheitsgefährdende Altlasten im Boden gefunden.
  3. Diese müssen jetzt entsorgt werden – was zu einem finanziellen Mehraufwand führt.

Siegburg – Wo heute Brings die Bühne rockt, Helge Schneider die Lachmuskeln strapaziert und Ballerinas Tschaikowskijs „Nussknacker“ tanzen, wurde früher die Energieversorgung der Stadt sichergestellt: Zwischen Bach- und Ringstraße, just dort wo heute die Rhein-Sieg-Halle steht, ging 1863 die städtische „Lichtgasfabrik“, ein Vorläufer der Rhenag, in Betrieb.

Kein Wunder, dass André Kuchheuser, Vorstand der Stadtbetriebe, mit gefährlichen Altlasten im Boden rechnete, als die Arbeiten zur Erweiterung der Halle begannen. Und so kam es auch: Bei Bodenproben fand sich beispielsweise Benzoapyren, das in Steinkohlenteer vorkommt und als besonders gefährlich sowie krebserregend gilt, und andere polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Finanzieller Puffer sei ausreichend

Als jetzt im Planungsausschuss der Stadt der Antrag für Geld aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) verabschiedet wurde, wollte Charly Halft (Die Grünen) wissen, ob die Altlasten zu einer erheblichen Kostensteigerung für das Außengelände der Halle führen würden – was laut Kuchheuser aber nicht der Fall ist.

Das alte Gaswerk von der Ringstraße aus gesehen. Heute steht auf dem Areal die Rhein-Sieg-Halle.

Dem Vorstand zufolge wurden 450 000 Euro ISEK-Mittel beim Land mitbeantragt. Für Altlasten auf der Fläche der Hallenerweiterung seien von Anfang an 150 000 Euro einkalkuliert gewesen. Zwar seien jetzt Stoffe gefunden worden, deren Entsorgung teurer komme als die zuvor angenommen Schadstoffklassen. Der finanzielle Puffer reiche aber. Da das Außengelände dreimal so groß sei wie die 1000 Quadratmeter für die Hallenerweiterung, sei man auf 450 000 Euro gekommen. „Das Risiko steckt in der Erde“, erläutert Kuchheuser, man könne aber nicht wissen, ob das Geld am Ende auch wirklich gebraucht werde. Ansonsten habe er Kostensicherheit.

Irrenheilanstalt war der grösste Abnehmer

1862 beschloss die Stadt Siegburg den Bau eines Gaswerks; Großabnehmer sollte der ehemaligen Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger zufolge die Preußische Irrenheilanstalt auf dem Michaelsberg werden.

Am 1. Januar 1863 konnten 36 Straßenlaternen in Betrieb genommen werden. Immer mehr Bürger schlossen sich an das neue Netz an.

Der Leiter der Anstalt aber hatte sich mit der Investition für die Gasbeleuchtung und einen neuen Brunnen übernommen – und stürzte sich in der Nacht auf den 9. April 1863 von einer Rheinbrücke in den Tod. (ah)

„Bereits massig Anfragen für die neue Halle“

Er kalkuliere mit Gesamtkosten von 10,2 Millionen Euro für die Halle, auf die noch zehn Prozent aufgeschlagen werden könnten. „Ich bin völlig entspannt“, sagt Kuchheuser und meint damit die Frage der Altlasten wie auch den allgemeinen Baufortschritt. „Wir haben sehr solide gegründet“, sagt er mit Blick auf die schon erkennbaren Stahlbetonpfeiler, die einmal die Decke der neuen, zusätzlichen Halle tragen werden. Aufträge für Heizung, Klima und Lüftung seien bereits vergeben, als nächstes folgten die Elektroarbeiten.

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„Wir haben bereits massig Anfragen für die neue Halle, auch für eine viertägige Tagung“, schildert Kuchheuser. So etwas sei bislang nicht möglich gewesen, da die nötigen Nebenräumen gefehlt hätten. Er ist zuversichtlich, die Halle im Herbst 2020 eröffnen zu können.

Die Entscheidungen für den ISEK-Grundförderantrag fiel mit großer Mehrheit. Die Grünen stimmten, wie schon zuvor bei Abstimmungen zu dem Konzept, dagegen. Insgesamt werden Investitionen mit einem Gesamtvolumen von 37 Millionen Euro beantragt, darunter die Aufwertung des Mühlengrabens, die Neugestaltung von Bachstraße und „Pariser Platz“ vor der Rhein-Sieg-Halle, ein Passantenleitsystem, die Umgestaltung von Unterführungen, das Michaelsbergkonzeptes und die Sanierung des Haufelds. 60 Prozent der Kosten übernehme jeweils das Land.