14 Jahre bestand von 1970 bis 1984 die Troisdorfer Niederlassung der Warenhauskette. „Wie eine große Familie“ erlebten Beschäftigte das Arbeitsklima.
TroisdorfHertie-Beschäftigte sehen sich auch 40 Jahre nach der Schließung als große Familie
„Da muss Kaufen und Verkaufen einfach Spaß machen“ – so warb im August 1970 die Kaufhauskette Hertie wenige Tag vor der Eröffnung der Niederlassung an der Kölner Straße in Troisdorf. Wer heute Anneliese Noll, Ursula Kisslinger und Heidelore Gottfried trifft, glaubt das mit dem Spaß auch am Verkaufen sofort – auch 40 Jahre nach der Schließung des Warenhauses.
Zum Treffen vor 20 Jahren kamen über 300 Ehemalige nach Troisdorf
Das Jubiläum ist Anlass für ein Treffen der Ehemaligen, dass Noll und Kisslinger mit einer weiteren Kollegin von damals organisieren: Am 7. September im Restaurant Tuscolo im heutigen Happy Franky. Einst war dort das Hertie-Restaurant. Vor 20 Jahren hatte Heidelore Gottfried die Feier auf die Beine gestellt, über 300 Menschen kamen damals ins Canisiushaus.
„Das war so eine freudige Angelegenheit“, erinnert sich Gottfried. „Die Hertie-Mitarbeiter waren doch eine große Familie“, hat sie vor 20 Jahren in das Gästebuch der Feier geschrieben. Und immer wieder wird im Gespräch heute noch der ganz besondere Teamgeist bechworen, der damals herrschte. „Man hat sich gegenseitig aufgefangen und geholfen“, erzählt Ursula Kisslinger. Und Heidelore Gottfried erinnert sich an „Geschäftsleiter, mit denen man reden konnte.“
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Bei Hertie in Troisdorf fanden auch Ehepartner zueinander
Anneliese Noll, die mit 21 zu Hertie kam, lernte dort ihren Mann kennen, Kollegen wurden Paten oder Trauzeugen, so wie Noll für Ursula Kisslinger. Und auch nach dem Aus für Hertie in Troisdorf blieben viele bis heute verbunden: Regelmäßig treffe sie sich mit zehn Kolleginnen und Kollegen, die damals mit ihr in der Lebensmittelabteilung arbeiteten, erzählt Noll.
Bis zu seinem Tod blieb sie auch mit dem ersten Einkäufer der Abteilung verbunden, der nach Karlsruhe gezogen war. Sogar Besuche in Süddeutschland gab es.
„Von Anfang bis Ende“ war Noll bei Hertie in Troisdorf dabei: „Das war was ganz Neues“, sagt sie in der Rückschau: die enorme Auswahl an Küse, die Art der Präsentation. „Erdbeeren zu Weihnachten“, beeindruckten damals wohl nicht nur Ursula Kisslinger, in offenen Bassins schwamm der Fisch bis zum Verkauf.
Als „Highlight“ hat Anneliese Noll das jährliche Dachfest in Erinnerung, das im September viele Besucher anzog und Stars wie Jürgen Drews, Howard Carpendale oder die damals noch weniger bekannten Bläck Fööss nach Troisdorf brachte. „Wurde da nicht mal ein Ochse gegrillt?“ kramt Ursula Kisslinger in ihren Erinnerungen. Es wurde.
Bei Weinproben halfen die Beschäftigten aus, sie präsentierten Mode und trugen, wenn es sein musste, auch Dirndl. „Nix für mich“, schaudert es noch heute Ursula Kisslinger.
Vom Ansturm der Massen, die schon lange vor Ladenöffnung am Eingang drängten, berichtete damals die Lokalzeitung. Für die Musik des Tambourcorps hätten die Kundinnen und Kunden kein Ohr gehabt, erfuhren die Leser, „nur Augen für die Angebote“. Und manche Artikel „waren so begehrt, dass unter den Käufern Streit ausbrach“ – Streit, der bisweilen auch handgreiflich ausgetragen wurde.
Das sei schon ein besonderes Arbeiten gewesen, betonen die drei immer wieder: Auf kurzem Weg wurden viele Dinge im direkten Gespräch vereinbart; auf den Führungskräften wie Heidelore Gottfried in der Geschirrabteilung lastete vor allem in den ersten Jahren weniger Druck. „Es war alles noch ein bisschen einfacher“, sagt Ursula Kisslinger.
„Spätere Jobs waren härter“, erinnert sie sich: Sie hatte in der Lebensmittelabteilung begonnen, war nach der Babypause in die Verwaltung gewechselt. Nach dem Aus in Troisdorf arbeitete sie noch neun Jahre im Bonner Hertie, schließlich noch neun Jahre bei der Deutschen Bank. „Das war ein anderes Arbeiten“, sagt Kisslinger, auch wenn sie sich als „Zahlenmensch“ bezeichnet.
„Ganz schlimm“ war das Ende, sind die drei sich einig. „Es wurde darüber geredet“, erinnert sich Gottfried. „Man hatte immer noch Hoffnung“ beschreibt Ursula Kisslinger die bange Zeit bis zur endgültigen Entscheidung. Am letzten Verkaufstag hat Heidelore Gottfried „dagestanden und geheult.“
Anmeldung zum Treffen bis zum 20. August
Die Norddeutsche, die für die Stelle bei Hertie nach Troisdorf gezogen war, blieb noch einige Jahre beim Konzern in Köln, ehe sie schließlich Verkaufsleiterin in einem Leverkusener Wohnkaufhaus wurde. Anneliese Noll schließlich, die „immer gerne mit Menschen zu tun hatte“, arbeitete danach zunächst in einer Bäckerei, bevor sie für fast 25 Jahre im Rathaus Arbeit fand und vor zehn Jahren in Rente ging.
Das Treffen der Ehemaligen beginnt am Samstag, 7. September, um 14 Uhr im Restaurant Tuscolo, Kölner Straße 2 (im „Happy Franky“). Anmeldungen sind bis zum 20. August möglich unter den folgenden Telefonnummern: 0178/41 20 524, 0178/41 20 490 und 0178/41 20 552.