Gastronom Felix Heyne hatte schon ausgeräumt, da kam Jo Langen mit der Idee seines Hochwasserschutzsystems vorbei. Gerade noch rechtzeitig.
HochwasserSchlauchdamm am Troisdorfer Lokal „Zur Siegfähre“ hat die Wassermassen abgehalten
„Das hat gehalten, das hat sich bewährt“, Felix Heyne, Betreiber der Gaststätte „Zur Siegfähre“, ist zufrieden mit dem Aufbau des Hochwasserschutzsystems No floods. Am Samstagnachmittag hatte Jo Langen von Jola-Rent mit seinem Team zwei je 200 Meter lange Schläuche rund um das Gebäude ausgerollt, die mit insgesamt etwa 500 Kubikmeter Wasser gefüllt wurden.
Der so entstandene Damm hielt der vom Hochwasser des Rheins zurück gestauten Flut stand. 97 Zentimeter hoch stand der Fluss an der Barriere. Heyne hat ausgerechnet, dass es bei einem Pegel von rund sieben Meter in Köln bei ihm im Lokal eine etwa 80 Zentimeter hohe Überschwemmung gegeben hätte.
Zwar hatte er jetzt doppelte Arbeit, weil er schon alle Geräte und Möbel ausgeräumt und weggeschafft hatte, die er nun wieder einräumen muss. Aber er hat sich die aufwändigen Reinigungs- und Renovierungsarbeiten gespart, die nach der Welle regelmäßig anstehen. Allerdings müssen immer noch die Kälte- und Klimatechniker kommen, die die Geräte wieder anschließen, Elektriker und Gasinstallateur müssen Herde, Öfen und Strom wieder in Betrieb nehmen.
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Mit einem Radlader wurde die leicht gefüllt Plastikwurst angehoben
Mit seinen Leuten nutzt er die Gelegenheit zum Großreinemachen von Böden, Stahltischen und Kachelwänden. Denn der Abbau der beiden Wulste mit einem Durchmesser von 1,25 Meter dauert seine Zeit. Am Mittwochabend schon hatte Heyne, der erst am Dienstag vor Karfreitag Eröffnung beging, das Ventil am äußeren Ring geöffnet. Über Nacht floss im steten Rinnsal das eingefüllte Siegwasser ab. Das reichte aber nicht.
Am Morgen dann kam Langen mit seinen Leuten. Zunächst pumpten sie aus dem ersten Schlauch ab, bis sie die Kupplung öffnen konnten. Deutlich schneller entleerte der sich dann. Aus dem inneren Wulst wurde weiter abgepumpt. Stetig lief das Nass über die leichte Neigung zur Sieg hinunter. Der Fährmann reinigte die Zufahrt zu seinem Nachen.
Hochwasserschutz in Trosidorf: Rund 6000 Liter wurden pro Minute gepumpt
Mit einem Radlader hob ein Mitarbeiter Langens kurz darauf die noch leicht gefüllt Plastikwurst an, damit sie sich weiter leerte. Aus Sandsäcken bauten die Spezialisten einen kleinen Damm auf, damit nicht aus dem Schutz eine Gefährdung wurde. Pfützen bildeten sich, zwischen den beiden Ringen staute sich das Wasser. „Beim Abbau müssen wir noch üben“, erklärte der Katastrophenschutzexperte. Am Abend sollte der Zugang zur Fähre wieder frei sein.
„Das hat super geklappt“, resümierte Langen gleichwohl, „vom Aufbau und von der Schutzwirkung war es genau das, was wir uns vorgestellt haben.“ Der gemeinsame Test bringt ihm wichtige Erfahrung. Den ersten Schutz hatte er etwa anderthalb Stunden nach Eintreffen mit seiner Ausrüstung geschaffen. Gut vier Stunden dauerte es dann, bis die volle Höhe erreicht war. „Wir haben mit rund 6000 Liter die Minute gepumpt“, so Langen.
Das komplette Hochwasserschutzsystem hat er auf einem Sattelauflieger verlastet. Dazu gehören, wenn er seine Nachbestellung geliefert bekommen hat, 1,2 Kilometer Schlauch, der sich vom Radlader herunter leicht abrollen lässt. Ebenfalls sind Pumpen, Notstromaggregat, zwischen 30.000 und 40.000 Sandsäcken, eine Befüllungsanlage und jede Menge weiteres Material geladen. „Das kostet komplett rund 150.000 Euro“, verrät der Unternehmer.
Es ist nach wenigen Wochen schon der zweite Einsatz. Bei einem Hochwasser in Rheinbach hat er bereits einmal aufgebaut und wusste, dass das funktionieren kann. Nach einem Post in den sozialen Medien und Sichtung der Prognosen war er an die Sieg gefahren und hatte Heyne den Vorschlag unterbreitet. Sie verständigten sich auf den Test. Über Geld wollen sie in ein paar Tagen mal in Ruhe reden. „Wir werden uns schon einig“, meinten sie so gelassen wie unisono.
Die Außenwirkung jedenfalls war enorm. „Ganz viele haben angerufen oder sind vorbei gekommen“, berichtete Heyne, örtliche Feuerwehren, Hochwasserschutzverbände, das Land Nordrhein-Westfalen. Auch die Bezirksdienstbeamten zeigten sich beeindruckt von dem erstmaligen Ereignis. Langen wiederum ist von der Stadt Gießen angefunkt worden, die sich für das System interessiert.