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Sechs Monate nach der FlutDas läuft gut, das muss noch besser werden

Lesezeit 5 Minuten
Iversheim

Das Haus, das am 14. Juli schwer beschädigt worden war, ist mittlerweile abgerissen

Eifel/Erftstadt – Sechs Monate sind seit dem verheerenden Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vergangen.

Dort waren in den Fluten am 14. Juli und in der Nacht zum 15. Juli 2021 182 Menschen ums Leben gekommen, Tausende verloren ihre Häuser und Heimat.

So sieht es in den stark betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen heute aus.

Kreis Euskirchen

Das läuft gut

Das große Aufräumen ist beendet, Berge von Flutmüll sind abgefahren und insgesamt 660.00 Tonnen Sperrmüll entsorgt – Bauschutt, Böden und Grünabfälle nicht mitgerechnet. Die Infrastruktur, sei es Telekommunikation, Trinkwasser, Energieversorgung oder Straßen, ist weitestgehend wieder hergestellt. In Roitzheim hat das THW nun eine Behelfsbrücke installiert. 200 Kinder, deren Kitas im Schleidener Tal zerstört sind, finden nun Unterkünfte in einem Containerdorf in Olef. In Gemünd bietet das „Hilfszentrum Schleidener Tal“ einen verlässlichen Anlaufpunkt für Menschen, die die Folgen der Flut seelisch noch nicht verarbeitet haben. Kleine Hoffnungsschimmer sind die Geschäfte, die in der Euskirchener Innenstadt wieder öffnen. Und im Bad Münstereifeler „Flutmarkt“ werden die Weihnachtsmarktbuden weiter genutzt: Gewerbetreibende, deren Ladenlokale seit der Flut nicht nutzbar sind, verkaufen dort ihre Waren.

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Das Orchheimer Tor in Bad Münstereifel sechs Monate nach der Flut-Katastrophe

Das läuft nicht gut

Über allem steht der Ärger ums Geld. Viele warten auf Bescheide ihrer Versicherungen, noch viel mehr darauf, endlich Mittel aus dem Wiederaufbau-Fonds zu erhalten. Gerade weil Letzteres so quälend langsam vorangeht, ist der Frust über die Landes- und Bezirksregierung groß – bei den Betroffenen wie beim Landrat. „Dass Anträge in der Bewilligung oder in der Auszahlung sind, ist so lange nichts wert, wie kein Geld auf den Konten der Betroffenen landet. Und die meisten sind nach unserer Kenntnis bisher leer ausgegangen. Sechs Monate nach der Flut, vier Monate nach Eröffnung des Antragsverfahrens und nach mehreren tausend Beratungen der Flutopfer durch den Kreis muss endlich Geld fließen – die Menschen warten dringend darauf“, sagt Markus Ramers. Im Interesse der Betroffenen werde man weiter Druck machen und sich für einen bürgerfreundlichen Weg einsetzen. (red)

Flutbarometer 140122

Rhein-Erft-Kreis

Das läuft gut

Sie haben den Jahresurlaub geopfert oder sich vom Chef freistellen lassen, sie schuften an den Wochenenden. Es sind die freiwilligen Helfer, die dafür sorgen, dass weitergeht für die Menschen, die durch das Hochwasser alles verloren haben. Die Helferscharen, die in den ersten Wochen durch die Dörfer gezogen sind, haben die ersten Aufräumarbeiten geleistet, haben Müll und nasse Möbel aus den Häusern geschleppt, Putz abgeschlagen, Estriche aufgestemmt. Manche kommen immer wieder zurück, von weither, um weiterzumachen.

Diesen langen Atem beweisen die Ehrenamtler, die jetzt das Baustofflager in Lechenich betreiben. Erst konnte man dort Lebensmittel, Kleidung und Hausrat abholen. Jetzt werden Zementsäcke, Fenster, Pinsel und Farben, Zangen und Schrauben benötigt. Stefanie Schwarz und Tibor Schady mit ihrem Team kämpfen da an vorderster Front. Unterstützt auch von der Stadt Erftstadt, die die Kosten für die Hallen am Bonner Ring übernimmt. Und mit Hilfe vieler Spender, die Baustoffe vorbeibringen. Für die Menschen, die noch mitten im Aufbau sind, ist das Baustofflager Anlaufstelle und Hoffnungsort. Denn neben Fliesen und Brennholz gibt es dort auch Leute, die gut zureden.

Das läuft nicht gut

Es riecht immer noch nach Moder und Heizöl, wenn man Häuser in den vom Hochwasser betroffenen Gebäuden betritt. Ein halbes Jahr nach den Überschwemmungen gibt es immer noch viele Gebäude, die sich quasi im Rohbauzustand befinden. Und nicht immer sind nur die Keller betroffen. Immer noch leben Familien unter unzumutbaren Umständen, mit provisorischen Heizungen, schimmeligen Ecken. Wer keine Ersparnisse hatte und noch keine Zahlung vom Land bekommen hat, kann keinen Handwerker bezahlen. Selbst für das, was er in Eigenleistung machen könnte, ist er dann auf Spenden angewiesen. (uj)

Rhein-Sieg-Kreis

Für die 328 Schüler der Grundschule in Swisttal-Heimerzheim war es ein besonderer Start nach den Weihnachtsferien: Sie konnten einen Containerbau beziehen, in dem sie nun unterrichtet werden, bis sie zurück in ihre eigene Schule an der Swist ziehen können. Mobiliar für das Provisorium, 800 Tische und 1600 Stühle, spendete die Stadt Meerbusch. Fünf Monate lang hatte eine benachbarte Gesamtschule ihr Gebäude mit der Grundschule geteilt.

Auch in Rheinbach geht der Wiederaufbau weiter. Eine Brücke im Stadtgebiet soll bis Mai fertiggestellt werden. Am Rathaus wird ein Container mit 14 Büros installiert; dort hatte das Wasser einen Großteil der IT-Anlagen, das Archiv im Keller, aber auch Büroräume zerstört. (Bir)

Rhein-Berg

Immer noch sind viele Geschäfte in den besonders betroffenen Gebieten geschlossen und Häuser nicht bewohnbar. Die Infrastruktur ist weitgehend wieder aufgebaut, beschädigte Brücken etwa sind wieder passierbar. Unübersichtlich ist die Lage bei den Hilfen für die Flutopfer. Im Rösrather Stadtgebiet – Hoffnungsthal war besonders betroffen – beantragten 2000 Haushalte finanzielle Hilfen. Anträge auf Soforthilfe, die kurzfristig Engpässe überbrücken sollte, sind bearbeitet und die Mittel ausbezahlt. Viele Anträge auf Hochwasserhilfe, bei der das Land bis zu 80 Prozent der Schäden übernimmt, sind aber noch in Bearbeitung. In den Ortschaften wird darüber debattiert, Neubauten in Hochwasserlagen langfristig zu verhindern. (red)

Leverkusen

Ein halbes Jahr nachdem Wupper, Dhünn und Wiembach Teile Leverkusens verwüsteten, wechseln sich Licht und Schatten noch immer ab. Aufwärts ging es in den vergangenen Monaten in vielen Privathaushalten: Aus immer weniger Wohnungen und Kellern in Opladen und Schlebusch dringt das Geräusch der Bautrockner. Die Menschen haben sich ihr Zuhause wieder hergerichtet – viele nutzten die Gelegenheit für eine ordentliche Modernisierung und konnten das erste Weihnachten in neuem Heim feiern.