Minister Herbert Reul hat die Versammlungsleitung beim Parteitag seines CDU-Heimatkreisverbands ausgesetzt, um selbst Initiative zu ergreifen.
Lagerkämpfe in CDUReul gegen Bosbach auf Kreisparteitag in Rhein-Berg
Nach außen demonstriert die CDU Rhein-Berg Einigkeit, intern aber rumort es. Parteiinterne Auseinandersetzungen haben am Samstag beim CDU-Kreisparteitag in Odenthal manche Mitglieder überrascht – und dabei ging es gar nicht mal um die politische Debatte um die Abschaffung des Kreisdirektors und eine mögliche erneute Kandidatur von Landrat Stephan Santelmann.
„Eine richtige Lagerbildung“, raunt ein Parteimitglied aus Bergisch Gladbach. „Als wenn wir keine anderen Probleme hätten“, ergänzt eine Unionspolitikerin aus dem Süden des Kreises. Offenbar hat sich der Graben zwischen den seit jeher von kleiner Schnittmenge geprägten Anhängerschaften des CDU-Granden und heutigen NRW-Innenministers Herbert Reul und des Jahrzehnte lang populärsten Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach nochmals vergrößert — aber nicht zwischen ihnen selbst, sondern zu einem Schlagabtausch auf einem Stellvertreterschauplatz geführt.
Kampfkandidatur von Caroline Bosbach gegen Reul-Mitarbeiterin
Deutlich wurde das am Samstag vor allem in der kurzfristigen Kampfkandidatur von Bosbachs Tochter Caroline Bosbach gegen Lena Behnke, die CDU-Ortsvorsitzende aus Kürten, bei der Wahl des Postens der Mitgliederbeauftragten im Kreisvorstand.
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Behnke war 2021 bei der Kampfkandidatur zwischen Reul und dem damaligen CDU-Kreisvorsitzenden Uwe Pakendorf um die Direktkandidatur im Landtagswahlkreis Rhein-Berg II mit einem Plädoyer für Reul aufgefallen, war im Monat danach in den Kreisvorstand gewählt worden und arbeitet heute als studentische Hilfskraft für Reul.
Reul hatte 2021 die Kampfkandidatur gegen Pakendorf gewonnen, Letzterer war kurz danach als CDU-Kreisvorsitzender zurückgetreten. Nun unterstützte Pakendorf als neuer Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung MIT die Nachwuchspolitikerin und MIT-Kollegin Caroline Bosbach, die Bundesvorsitzende des Vereins Junger Wirtschaftsrat der CDU ist, bei einer Kandidatur für den Kreisvorstand – gegen Lena Behnke. Caroline Bosbach konnte auch auf Stimmen der Gladbacher CDU zählen, in der sie sich einbringt, seitdem sie auch ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Bergisch Gladbach verlegt hat.
Lena Behnke war beim Parteitag privat verhindert und hatte das auch angekündigt, daher legte Herbert Reul kurzfristig die Versammlungsleitung nieder, um für die 22-jährige CDU-Politikerin zu sprechen.
Caroline Bosbach unterliegt Lena Behnke mit 71 zu 82 Stimmen
In der Kampfkandidatur um den Mitgliederbeauftragten-Posten im Kreisvorstand unterlag Caroline Bosbach am Ende Lena Behnke mit 71 zu 82 Stimmen und holte damit lediglich 46,4 Prozent der Stimmen. Neben Reul hatte auch die Frauen-Union Behnke unterstützt, Behnke ist dort Schriftführerin auf Kreisebene.
Mit 76,4 Prozent der Stimmen wurde der Bundestagsabgeordnete Dr. Hermann-Josef Tebroke als Kreisvorsitzender wiedergewählt. Er hatte das Amt 2021 nach dem Rücktritt Pakendorfs übernommen, damals war er mit mehr als 91 Prozent der Stimmen vom Kreisparteitag gewählt worden.
Fabrice Ambrosini wird neuer CDU-Vize-Kreisvorsitzender
„Ich habe sehr wohl wahrgenommen, dass es mehr Nein-Stimmen als damals gegeben hat, und stehe für konstruktive Kritik zur Verfügung“, so Tebroke nach der Versammlung im Gespräch mit dieser Zeitung.
Unter seinen vier Stellvertretern waren damals drei, die selbst Ambitionen auf den Posten des Kreisvorsitzenden zeigten: Maurice Winter aus Leichlingen, Christian Buchen aus Bergisch Gladbach und Dr. Christian Klicki aus Wermelskirchen. Die ersten beiden wurden jetzt wiedergewählt, Winter mit 74,0 Prozent der abgegebenen Stimmen, Buchen mit 63,3 Prozent. Klicki trat nicht erneut an. Mit 67,5 Prozent wurde Erika Gewehr aus Burscheid als stellvertretende Kreisvorsitzende ebenfalls wiedergewählt.
Reul und Bosbach gemeinsam für Rhein-Berg auf CDU-Bundesparteitag
Neuer Stellvertreter im Kreisvorstand ist Fabrice Ambrosini. Der Kreisvorsitzende der Jungen Union war in diesem Amt zuletzt von der Jungen Union Rhein-Berg wiedergewählt worden, nachdem Ermittlungen des Staatsschutzes gegen ihn wegen eines Hitlergruß-Videos aus Jugendzeiten eingestellt worden waren und laut Kreis-CDU „nichts von den Vorwürfen mehr übriggeblieben“ war. Bei den Wahlen zum stellvertretenden Kreisvorsitzenden der CDU erhielt Ambrosini am Samstag 47,3 Prozent der Stimmen.
Herbert Reul und Caroline Bosbach werden allerdings bald doch gemeinsam Politik machen (müssen) – als Delegierte: Beide wurden von der CDU-Kreisversammlung am Samstag als Delegierte der CDU Rhein-Berg für den Bundesparteitag aufgestellt, neben dem Kreisvorsitzenden Dr. Hermann-Josef-Tebroke und Fabrice Ambrosini.
„Ich ärgere mich darüber, dass die Leute mehr über die Farbe des CDU-Logos als über Inhalte diskutieren“, sagte Vize-Kreisparteichef Christian Buchen nach Ende des Kreisparteitags. Er freue sich, dass er als stellvertretender Kreisvorsitzender nun weiter das Grundsatzprogramm mit bearbeiten und nach vorne bringen könne, so Buchen.
Wahlergebnisse zum Kreisvorstand
- Vorsitzender Dr. Hermann-Josef Tebroke (76,4 Prozent der Stimmen)
- Stellvertretender Vorsitzender Maurice Winter (74,0 Prozent)
- Stellvertretende Vorsitzende Erika Gewehr (67,5 Prozent)
- Stellvertretender Vorsitzender Christian Buchen (63.3 Prozent)
- Stellvertretender Vorsitzender Fabrice Ambrosini (47,3 Prozent)
- Kreisschatzmeister Martin Lucke (96,3 Proz.)
- Stv. Kreisschatzmeister Arne von Boetticher (93,3 Proz.)
- Schriftführerin Vera Rilke-Haerst (76,6 Prozent)
- Stv. Schriftführer Manfred Klein (98,0 Prozent)
- Mitgliederbeauftragte Lena Behnke (53,6 Prozent)
- Digitalbeauftragte Duygu Esgi (90,4 Prozent).
- Den Vorstand komplettieren acht weitere Vorstandsmitglieder: Werner Allendorf (Wermelskirchen), Katharina Höring (Bergisch Gladbach), Isabell Johann (Odenthal), Wolfgang Kaiser (Bergisch Gladbach), Aaron Lehmann (Overath), Moritz Lieberich (Bergisch Gladbach), Philipp Löhe (Odenthal) und Michael Schneider (Wermelskirchen)