Berlin – Die Befürchtung von Wissenschaftlern, wonach sich die britische Coronavirus-Mutante B117 auch in Deutschland extrem schnell ausbreiten wird, bewahrheitet sich.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin, B117 habe an allen bestätigten Infektionsfällen bereits einen Anteil von über 22 Prozent.
Damit verdopple sich die Verbreitung ungefähr jede Woche, betonte er mit Blick auf die Daten vom 5. Februar, die eine Rate von unter sechs Prozent zeigten. Spahn nannte die Entwicklung besorgniserregend. „Wir müssen damit rechnen, dass diese Variante bald auch bei uns die dominierende werden könnte“, warnte der Minister.
Minister Spahn nennt die Entwicklung besorgniserregend
Die Daten basieren nach Angaben Spahns auf einer repräsentativen Stichprobe des Robert-Koch-Instituts (RKI) aus 23.000 positiven PCR-Labortests. Die Verbreitung der südafrikanische Virusvariante liegt laut dem Minister dagegen nur bei 1,5 Prozent. Beide Varianten gelten als deutlich ansteckender als das Ursprungsvirus.
Spahn betonte zugleich, es sei ermutigend, dass trotz der starken Verbreitung der britischen Mutante die Zahl der Infektionen in Deutschland weiter zurückgehe. Das zeige, dass die Schutzmaßnahmen weiterhin wirksam seien.
Virologen befürchten dritte Infektionswelle
Bei Öffnungsschritte müsse man aber große Vorsicht walten lassen. Notwendig sei, regelmäßig zu kontrollieren, welche Dynamik es beim Infektionsgeschehen durch die immer stärkere Verbreitung der Mutationen gebe. „Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir jetzt langsam den Lockdown verlassen“, mahnte Spahn.
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Virologen und Epidemiologen befürchten, dass sich das Infektionsgeschehen nur vorübergehend entspannt. Die Mutationen mit ihrer höheren Ansteckungsrate könnten schon bald eine dritte Welle auslösen, so die verbreitete Sorge. Rechnet man die Ausbreitungsrate der britischen Mutante hoch, könnte sie bereits Anfang März das Ursprungsvirus in Deutschland weitgehend verdrängt haben.
Astrazeneca-Impfstoff trifft auf Skepsis
Unterdessen zeigt sich eine weit verbreitete Impfskepsis gegenüber dem Vakzin des britisch-schwedischen Konzerns Astrazeneca. Bundesweit gibt es Meldungen über Impfberechtigte, die Termine platzen lassen. Zuvor hatte es Berichte über eine mangelnde Wirksamkeit bei Mutanten und gesundheitliche Probleme nach der Impfung gegeben.
Tatsächlich wurden laut Spahn bisher erst 90.000 Dosen des Astrazeneca-Impfstoffes verimpft – 740.000 Dosen wurden aber bisher an die Bundesländer geliefert. „Es bleibt nichts liegen“, versicherte Spahn dennoch.
Spahn bezeichnte Impfstoff als „sicher und wirksam“
Der Minister trat den Bedenken vehement entgegen: „Wenn ein Impfstoff in der EU nach einem ordentlichen Zulassungsverfahren zugelassen wird, dann ist er sicher und wirksam“, sagte er. Die aufgetretenen Reaktionen nach der Impfung seien erwartet worden.
Derartige Impfreaktionen seien „durchaus auch kein schlechtes Zeichen, denn sie zeigen, dass das Immunsystem reagiert“. Sie würden zumeist nach 24 bis 48 Stunden wieder abklingen. „Natürlich nehmen wir solche Meldungen sehr ernst und gehen ihnen nach“, betonte Spahn.
Man müsse aber unterscheiden zwischen erwartbaren Impfreaktionen und unerwünschten Nebenwirkungen, die nicht erwartet worden seien. Solche Meldungen gebe es bei den drei bisher zugelassenen Impfstoffen allerdings „so gut wie keine“.
Spahn appelliere an alle, das Impfangebot anzunehmen und es als „Privileg“ zu sehen. „Sich impfen zu lassen ist in der Pandemie ein Gebot der Vernunft. Wer damit wartet, riskiert, selbst schwer zu erkranken und das Virus weiter zu verbreiten“, mahnte der Minister. Er selbst würde sich mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen, wenn er an der Reihe sei, versicherte der CDU-Politiker.