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Zwischen Gelassenheit und VorsichtDroht eine erneute Corona-Welle im Winter?

Lesezeit 3 Minuten
FFP2-Maske

Eine Person trägt eine FFP2-Maske. Symbol-

Berlin – Hinterher zählten die Wissenschaftler nach: Bei der Finalrunde der Fußball-EM in London im Juli vorigen Jahres hatten sich mehr als 3000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die EM war ein echtes Superspreader-Event.

Überraschen konnte das niemanden, der die Bilder von dicht gedrängten Fans im Wembley-Stadion gesehen hatte. Damals schüttelten Virologen die Köpfe. Kaum ein anderes europäisches Land hatte zu diesem Zeitpunkt die Infektionsschutzmaßnahmen so weit heruntergefahren wie Großbritannien – um den Preis einer deutlich höheren Sterblichkeitsrate als etwa in Deutschland.

Einen Sommer später ist es auch hierzulande mit der Zurückhaltung vorbei. Die Rolling Stones spielen in München: 70 000 Fans sind dabei, kaum einer mit Maske. Beim Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken feiern mehr als 83 000 Zuschauer und Zuschauerinnen wild und ausgelassen.

Mag in den vergangenen Tagen auch über Schutzmaßnahmen ab Oktober innerhalb der Regierungskoalition heftig gefeilscht worden sein. Noch ist September.

Drosten rechnet mit „starker Inzidenzwelle“ im Dezmeber

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz am Wochenende mit 257,5 beziffert. Allerdings weiß niemand, ob diese Zahlen die Realität widerspiegeln. Experten gehen von vielen Fällen aus, die das RKI nicht erfasst. Längst nicht alle Infizierte lassen einen PCR-Test machen. Doch nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.

Die Gelassenheit scheint einstweilen auch die größten Warner in der Pandemie ergriffen zu haben: „Ich trage im Moment fast keine Maske – weil die Infektionszahlen relativ niedrig sind, weil es nicht auferlegt ist und weil es gesellschaftlicher Konsens ist“, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich der „Süddeutschen Zeitung“. Er fügte hinzu: „Ich denke, dass es noch vor Dezember eine starke Inzidenzwelle geben wird.“ Im Winter werde er dann selbstverständlich wieder zu einem Mund-Nasen-Schutz greifen.

Unter Experten ist umstritten, ob die Millionen Infektionen in diesem Sommer die nächste Welle aushebeln könnten. Gut möglich auch, dass die inzwischen vorherrschenden neuen Omikron-Varianten wieder häufiger zu stark symptombehafteten Krankheitsverläufen führen. Es könnte in Unternehmen zu personellen Engpässen kommen – auch in Krankenhäusern, Altenheimen oder bei Rettungsdiensten.

WHO sieht Chance auf Ende der Pandemie

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verkündete kürzlich, dass sie eine Chance auf ein Ende der Corona-Pandemie sehe. Die Impfanstrengungen dürften aber keinesfalls nachlassen, so WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Hierzulande lässt die Lust auf den nächsten Booster stark zu wünschen übrig. Die Behörden vermuten, dass sich das mit den auf neue Virusvarianten zugeschnittenen Impfstoffen ändern könnte.

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Laut Robert Koch-Institut gehen die Inzidenzen deutschlandweit momentan nicht mehr weiter zurück, anders als noch in den vergangenen Wochen. Das gelte auch bei schweren Covid-19-Erkrankungen. Die Deutsche Krankenhaus Gesellschaft vermeldet bislang noch rückläufige Belegungszahlen von coronapositiv getesteten Patientinnen und Patienten. Jedoch schwäche sich diese Dynamik erkennbar ab.