„Mit der Auffrischungsimpfung halten Sie Ihren Schutz vor Covid-19 aufrecht“, schrieb Ende November das Bundesgesundheitsministerium bei Twitter. Es warb wie viele Politikerinnen und Politiker für die dritte Impfung, die den nachlassenden Schutz vor einer Corona-Erkrankung auffrischen soll. Die Abschaffung der Testpflicht für Geboosterte bei einer 2G-plus-Regel sollte vielerorts als Anreiz dienen.
Doch nun gibt es immer mehr Fälle, bei denen sich Menschen trotz Booster-Impfung mit dem Coronavirus infizieren und erkranken. Ein Grund zur Sorge? Nein, sagen Ärzteverbände, denn dank der Impfung blieben die Verläufe mild.
Hausärztechef: Booster schützt vor schwerem Verlauf
Hausärztechef Ulrich Weigeldt erklärte: „Aus der Tatsache, dass es nach einer Booster-Impfung zu einer Infektion kommen kann, sollten jedoch auf keinen Fall falsche Schlussfolgerungen gezogen werden.“ Nach aktuellem Kenntnisstand reduziere eine Booster-Impfung nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Infektion deutlich, sondern sie schütze auch sehr gut gegen einen schweren Erkrankungsverlauf, betonte er gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Dem stimmte auch Kassenärztechef Andreas Gassen zu. „Erste Erfahrungen zeigen, dass insbesondere Menschen mit einer vollständigen oder zusätzlich mit einer Auffrischungsimpfung in der Regel mit allenfalls milden Verläufen konfrontiert werden“, sagte der Kassenärztechef dem RND. Trotzdem betonte Gassen, dass der beste Schutz die Impfung bleibe. Das gelte im Besonderen für die Omikron-Variante, die sich auch in Deutschland immer weiter ausbreitet.
RKI: mehrere Tausend Impfdurchbrüche trotz Booster
Das Robert Koch-Institut (RKI) hat bereits mehrere Tausend Impfdurchbrüche trotz Auffrischungsimpfung dokumentiert. Der Anteil unter den Covid-19-Fällen trotz Booster lag in der Altersgruppe der über 60-Jährigen zuletzt bei 12,8 Prozent (Wochenbericht vom 21.12.2021). Unter allen im Krankenhaus behandelten Covid-19-Fällen sind 9,6 Prozent der über 60-Jährigen geboostert gewesen.
Ähnlich hoch ist auch der Anteil der Verstorbenen mit Booster-Impfung in der gleichen Altersgruppe. Es handelt sich um rund 120 Personen. Unter 60-Jährige mit Booster-Impfung haben dagegen nur sehr selten eine Covid-19-Erkrankung mit Symptomen (3,3 Prozent) oder müssen ins Krankenhaus (1,8 Prozent).
Unklar ist jedoch, wie sich die leicht ansteckende Omikron-Variante auf die Impfdurchbrüche bei Geboosterten auswirken wird. Erste Daten dazu wird das RKI voraussichtlich am 6. Januar in seinem Wochenbericht veröffentlichen.
Geboosterte können sich nicht in Sicherheit wiegen
Viele Menschen werden sich trotz Booster mit Omikron infizieren, so der Epidemiologe Hajo Zeeb vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie im Gespräch mit dem RND. Zwar sei der Schutz nach dem Booster deutlich höher als nach der zweifachen Impfung.
Doch Zeeb betonte: „Es ist keinesfalls so, dass man als Geboosterter sich in absoluter Sicherheit wiegen kann und damit auf alle Maßnahmen oder Ratschläge zur Pandemiebekämpfung verzichten kann.“ Deswegen sei es auch richtig, nach der dritten Impfung weiter an allen Regeln festzuhalten. „Man ist auch als Geboosteter nicht immun“, erklärte Zeeb.
Ignorieren Geboosterte häufiger die Corona-Regeln?
Denkbar ist, dass Geboosterte die Corona-Regeln häufiger ignorieren, weil sie sich nach der Auffrischungsimpfung in falscher Sicherheit wiegen. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt warnte daher vor zu viel Leichtfertigkeit: „Dreifach Geimpfte müssen sich strikt an die Aha-Regeln halten, um das Virus nicht an die besonders gefährdeten älteren Menschen oder an solche mit Vorerkrankungen weiterzutragen.“
Hausärztechef Weigeldt rät zudem dazu, im Zweifel regelmäßige Tests vorzunehmen. Die meisten Menschen würden sich an die Corona-Regeln halten, meinte er.