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Deutsche Bischofskonferenz startet in FuldaZwischen Machtanspruch und Reformstau

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Am Montag beginnt in Fulda die diesjährige Deutsche Bischofskonferenz.

Fulda – Das an diesem Montag beginnende Herbsttreffen der deutschen Bischöfe findet in spannenden Zeiten statt. Bis zur Bundestagswahl, die womöglich politische Veränderungen einleitet, ist es nicht mal mehr eine Woche. Der Klimawandel beeinflusst das gesellschaftliche Leben in allen Teilen mit enormen Tempo. Und die katholische Kirche selbst hat zusätzlich noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen.

Bislang war es kein gutes Jahr für die Institution Kirche. Der Papst schickte nach Missbrauchsfällen Prüfer zu Kardinal Rainer Maria Woelki ins Erzbistum Köln, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße boten ihren Rücktritt an, Rom lehnte die Segnung homosexueller Paare ab, das Bistum Essen musste Millionen Steuern nachzahlen, weitere Missbrauchsfälle wurden bekannt.

Vielen Kirchenmitgliedern reicht's. Mehr als 221.000 Menschen waren bereits 2020 aus der Katholischen Kirche ausgetreten. Schlagzeilen machte das Rennen um Austrittsanträge beim Amtsgericht in Köln, wo tageweise die entsprechenden Server zusammenbrachen und Termine Monate voraus gebucht werden mussten.

Beunruhigende Zeiten für Kirchen

Es dürfte nur ein schwacher Trost sein, dass die Evangelische Kirche unwesentlich weniger Austritte registrieren musste. Denn der Austritts-Trend verstärkte sich dieses Jahr.

Selbst in Süddeutschland hält die Katholische Kirche längst nicht mehr überall als Kitt dörfliche Gemeinschaften zusammen. Im Osten ist er nicht nur brüchig, er ist völlig erodiert.

Heißt es jetzt zu retten, was überhaupt noch zu retten ist?Alles in allem sind es beunruhigende Zeiten, in denen sich die katholischen Kirchenoberen zur Herbstvollversammlung in Fulda treffen. Die Bereitschaft, vieles zu verändern, ist durchaus bei der Mehrheit der Bischöfe vorhanden. Aber wo sollen sie anfangen?

Papst in Machtstrukturen verheddert

Seit 2019 beschreiten sie den sogenannten Synodalen Weg, der mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) beschlossen wurde. Ziel ist es, zukunftsfähige Strukturen zu schaffen, die systematischen Missbrauch – wie geschehen - in der Kirche ausschließen sollen. Dafür soll es einen Machtabbau innerhalb der Kirche geben, die Sprachlosigkeit in Sachen Sexualmoral beendet und die Rolle der Frauen innerhalb der Kirche verstärkt werden.

Das sind dicke Bretter – und Rom ist beim Bohren mit Sicherheit keine Hilfe. Im Gegenteil. Papst Franziskus, von dem sich viele zu Beginn seiner Amtszeit einen Wind der Veränderung versprachen, hat sich inzwischen selbst heillos in den Machtstrukturen des Vatikans verheddert.

Mit seinen Entscheidungen, die Rücktrittsgesuche der deutschen Bischöfe Marx und Heße nicht anzunehmen, hat er mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Und die Weigerung, homosexuellen Paaren die Segnung zu ermöglichen, spaltet die Priesterschaft.

Bischöfe in der Moderatorenrolle

Somit geraten viele Bischöfe in die Moderatorenrolle zwischen aufgebrachten Laien und einem Vatikan, dem der Veränderungswille der Kirchenbasis in Teilen der Welt suspekt ist. Letztlich geht es ihm um Macht, um das letzte Wort.

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Gläubigen bleibt in dieser Auseinandersetzung nur, das Handtuch zu werfen und auszutreten – oder in der Kirche für Veränderungen zu kämpfen. Die Sturheit Roms in vielen Fragen kann deshalb die notwendigen Prozesse in der Katholischen Kirche Deutschlands beschleunigen. Denn Reformgruppen wie Maria 2.0 haben in den zurückliegenden Jahren an Agilität und Einfluss gewonnen.Gemeinsam mit ihnen kann es den Bischöfen durchaus gelingen, Strukturen aufzubauen, die sich nicht dem Zeitgeist ergeben müssen, dafür aber die Erwartungen der Mitglieder an eine moderne Katholische Kirche erfüllen.