Sollen Geimpfte so behandelt werden wie negativ Getestete? Dieser Vorstoß von Gesundheitsminister Jens Spahn ist auf Grundlage der Daten des Robert-Koch-Instituts richtig, kommentiert RND-Korrespondent Tobias Peter. Doch damit ist auch klar: Die Politik muss bei Impfungen und Corona-Tests liefern.
Soll derjenige, der vollständig geimpft ist, in der Corona-Pandemie wie jemand behandelt werden, der gerade negativ getestet wurde? Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist dafür – und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auch. Die beiden haben gute Argumente.
Freiheitsbeschränkungen in Zeiten von Corona sind nur dann zu rechtfertigen, wenn sie sinnvoll für die Bekämpfung der Pandemie sind. Nun ist es nach Kenntnissen des Robert-Koch-Instituts so, dass vollständig Geimpfte das Virus gut zwei Wochen nach der zweiten Impfung kaum noch weitergeben. Deshalb ist es überzeugend, dass sie in Sachen Friseurbesuch oder auch bei Einzelhandelsbesuchen genauso behandelt werden sollten wie negativ Getestete.
Der Druck auf die Politik wächst
Sollen wir den vollständig Geimpften zwingen, sich ohne Not im Testcenter anzustellen – was ja für alle den Betrieb aufhalten würde? Das wäre Unfug. Gerade auch bei Quarantäneregeln, die ein harter Freiheitseingriff sind, muss gelten: Quarantäne darf und muss verordnet werden, wenn sie notwendig ist – aber eben auch nur dann!
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Eines muss aber auch klar sein: In dem Maße, in dem für Geimpfte stärker als für andere Freiheitsbeschränkungen zurückgenommen werden, steigt der Druck auf die Verantwortlichen in Bund und Ländern, in Sachen Impfungen und Testungen zu liefern. Sind beim Thema Impfstoffe wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft?
Ist das Impfen so organisiert, dass es möglichst schnell vonstatten geht? Und: Können den Menschen, die noch nicht mit dem Impfen dran sind, mehr kostenlose Bürgertests zur Verfügung gestellt werden?
Die Tatsache, dass vollständig Geimpfte wie negativ Getestete behandelt werden können, ändert übrigens nichts daran, dass wir zunächst die dritte Welle der Corona-Pandemie brechen müssen. Vor weiteren Lockerungen dürften erst mal neue Einschränkungen stehen. (RND)