Der Bundeskanzler spricht von der Gefahr einer Eskalation zum Atomkrieg durch Putins Überfall auf die Ukraine. Entweder hat er nun die Nerven verloren oder er schaut der Realität ins Gesicht. Dramatisch ist es in jedem Fall.
Es ist ein Moment zum Innehalten. Einmal durchatmen und sich vergegenwärtigen, was der Bundeskanzler da gesagt hat. Diesmal geht Olaf Scholz voran – nachdem er seiner Zeitenwende-Rede wenig Taten folgen ließ und nach seiner martialischen Wortwahl bei „Anne Will“ („Wir werden jeden Zentimeter Nato-Territorium verteidigen“) im Ungefähren blieb, nachdem er in der Waffenlieferungsdebatte auf Tauchstation ging und beim Wiederauftauchen Nebelkerzen warf.
Der Kanzler der Bundesrepublik Deutschland spricht in einem Interview von der Gefahr, dass es durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zur Eskalation zu einem dritten Weltkrieg, zu einem Atomkrieg kommen kann. Dramatischer kann ein deutscher Regierungschef nicht auftreten.
Er ist noch nicht einmal ein halbes Jahr im Amt, aber er ist der Erste in diesem Amt seit dem Zweiten Weltkrieg, der mit einem Krieg in Europa konfrontiert wird, in dem der Aggressor der nukleare Militärriese Russland ist. Scholz steht unter massivem Druck von allen Seiten: der Ukraine, der Koalition inklusive der eigenen SPD, der Opposition, von Europa, den G7-Staaten und der USA. Und natürlich von Russland.
Vielleicht hat Wladimir Putin in einem der Telefonate längst einen Atomschlag angedroht. Scholz hatte neulich gesagt, dass ihn Putins Geopolitik „geängstigt“ habe. Es mag nicht gut sein, wenn ein Kanzler von Angst spricht, aber es ist eine Warnung.
Mag der 63-Jährige auch noch so erfahren sein. Es wäre unmenschlich zu glauben, dass ein Politiker fehlerfrei durch eine solche Ausnahmesituation kommt. Er darf jedoch keinen Fehler machen, wenn die Frage von Krieg und Frieden derart akut ist, wie er sagt.
Scholz ist nicht als Dampfplauderer bekannt, er handelt nicht im Affekt. Entweder hat er trotzdem die Nerven verloren oder man sollte erkennen, dass da ein Kanzler steht, der jetzt Vertrauen und Unterstützung braucht.