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Kommentar zum Appell der KanzlerinMerkels Machtverlust

Lesezeit 2 Minuten
Merkel 261020

Angela Merkel

  1. Am Wochenende hat sich Bundeskanzlerin Merkel erneut an die Bevölkerung gewendet.
  2. Am Samstag spielte sie ihren Podcast vom vergangenen Wochenende noch einmal ab und wiederholte ihren Appell, bei der Eindämmung der Corona-Pandemie mitzuhelfen.
  3. Ist das Hilflosigkeit oder Trotz? Ein Kommentar.

Die Älteren werden sich erinnern: Zum Abschluss des Jahres 1986 gab es im Fernsehen eine Silvesteransprache von Kanzler Helmut Kohl, die alle schon kannten. Es war die Rede aus dem Vorjahr – beim Sender waren die Bänder vertauscht worden.

Bei Kanzlerin Angela Merkel ist es keine Panne, sondern ein politischer Kunstgriff. Ihren Podcast am Sonnabend beendete sie mit der Wiederholung der eine Woche alten Folge: „Für mich gilt das, was ich Ihnen letzte Woche gesagt habe, noch Wort für Wort.“ Da ist sie wieder, die trotzige Kanzlerin, die schon in der Flüchtlingskrise ihr „Wir schaffen das“ wiederholte. Oder ist es jetzt Verzweiflung?

Merkel hat öffentlich immer einen präsidialen Regierungsstil gezeigt, zugleich aber machtpolitisch höchst effektiv gehandelt. In der Corona-Krise hat sie ihre Macht an die Ministerpräsidenten verloren, jetzt bleiben ihr nur präsidiale Ansprachen. Sie wendet sich direkt ans Volk. In der Woche, die zwischen dem ersten Podcast und seiner Wiederholung vergangen ist, haben sich die Infektionszahlen verdoppelt: Die Marke von 19.000 Infektionen, die die Kanzlerin für Weihnachten vorhergesagt hat, ist wohl bald erreicht.

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Merkel hat einen naturwissenschaftlichen Zugang zu den Themen. Das unterscheidet sie von vielen der Ministerpräsidenten, die jetzt die Krise managen. Am Ende aber kann es nicht bei Appellen an die Bürger bleiben. Merkel muss auch eine Antwort darauf geben, wie die Politik gemeinsam diese Pandemie bekämpfen und ihre Folgen lindern kann. Diese Woche ist Gelegenheit dazu. Nicht im Podcast, sondern in einer Regierungserklärung im Bundestag.