Wie bitte? Gesundheitsminister Karl Lauterbach will Schulschließungen im kommenden Herbst als letztes Mittel nicht ausschließen. Diese Aussage offenbart einmal mehr das weitgehende Versagen des Corona-Managements von Bund und Ländern. Es wird immer erst reagiert, wenn es zu spät ist. Aktuell rollt die Corona-Sommerwelle, die wir uns hätten ersparen können, wenn man ein paar einfache Schutzmaßnahmen aufrechterhalten hätte.
Das Tragen von Masken beim Einkaufen oder der Nachweis eines negativen Schnelltests bei großen Veranstaltungen wäre sinnvoll gewesen. Zumal diese Maßnahmen in der Bevölkerung akzeptiert waren und es viel Routine bei ihrem Vollzug gab.
Schulschließungen werden nicht ausgeschlossen
Aber nein, weil die FDP den Freiheitsbegriff banalisiert, indem sie ihn auf die Abwesenheit eines funktionierenden Infektionsschutzes und Maskenlosigkeit in Supermärkten anwendet, findet sich die Nation nun in der Sommerwelle wieder. Die Inzidenzen steigen, die Wirtschaft leidet unter einer wachsenden Zahl an ausfallenden Arbeitskräften, und das ohnehin belastete Personal im Gesundheitswesen gerät durch eigene Krankschreibungen und wachsende Fallzahlen erneut unter Druck.
Und nun besteht auch noch die Gefahr, dass am Ende wieder Kinder und Jugendliche ausbaden, dass die Ampelregierung in Berlin einfach die Bremse nicht rechtzeitig gefunden hat.
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Ein nächster Lockdown und Schulschließungen müssen verhindert werden. Schülerinnen und Schüler haben bis heute noch nicht aufholen können, was ihnen im ersten Corona-Jahr durch Unterrichtsausfall verloren gegangen ist. Die Folgen für Wirtschaft und die Infrastruktur durch die Lockdowns sieht man an den langen Schlangen auf Flughäfen sowie an geschlossenen Restaurants und vom Markt verschwundenen Event-Veranstaltern, die es nicht über den Lockdown geschafft haben.
Ergebnis von Expertengremium ist Armutszeugnis für Corona-Politik
Umso vernünftiger wäre es, den Regionen die Möglichkeiten zu geben, bei großflächigen Ausbrüchen begrenzte Maßnahmen zu ergreifen, und natürlich wieder mehr Masken- und Testpflichten vorzuschreiben. Ganz zu schweigen davon, dass die Gesundheitsämter auch nach zweieinhalb Jahren Pandemie noch nicht digitalisiert sind und das RKI nicht ausreichend Daten zur Verfügung stellt.
Dass die Bundesregierung nun ein Expertengremium gebraucht hat, um den Blindflug bei der Datenerhebung festzustellen, ist ein weiteres Armutszeugnis. Diesen Mangel haben alle möglichen Expertinnen und Experten aller möglichen Fachrichtungen seit Pandemiebeginn beklagt.
Also, das Coronavirus wird nicht von alleine wieder verschwinden. Die aktuelle Variante wird mutmaßlich nicht die letzte sein, die sich als Welle in Deutschland verbreitet.
Ländern fehlt es an Handhabe, Datenlage ist desaströs
Und die vorhandenen Defizite liegen auf der Hand: Es gibt nicht genug Daten, um das Virus gezielt zu bekämpften. Die Impfquote ist immer noch zu niedrig. Den Ländern fehlt eine ausreichende Handhabe, um im Fall regionaler Hotspots schnell und hart einzugreifen. Das Klinik-Personal arbeitet am Limit. Wie wäre es, aus den Fehlern der vergangenen Jahre etwas zu lernen und sich für neue Virusvarianten besser zu wappnen?
Ganz konkret: Es ist wirklich erbärmlich, nun in wochenlangen Schleifen zu diskutieren, ob eine Maskenpflicht hilft und sie mit dem Argument abzuwehren, dass sie nur nutze, wenn die Maske auch richtig getragen werde. Ach! Ein Gips am Bein hilft auch nur, wenn er richtig sitzt.
Und ja, es gibt immer Menschen, die die Maske nicht richtig tragen - die Mehrzahl der Leute hat das aber durchaus verstanden und setzen es auch um, wie man in den öffentlichen Verkehrsmitteln immer noch sehen kann.