Berlin – Es gibt nur noch ein Thema. In Deutschland, in der Welt, in Politik und Gesellschaft. Und in Talkshows. Die Corona-Krise. Und so sprach auch Maybrit Illner am Donnerstag mit ihren Gästen – und ohne Publikum – zur Frage „Was immer es kostet – gewinnen wir den Kampf gegen das Virus?“.
Die Gäste bei Maybrit Illner
Hubertus Heil (SPD): Der Bundesminister für Arbeit und Soziales sagt: „Das Wichtigste ist die Gesundheit. Danach kommen soziale Sicherheit und Arbeitsplätze.“
Susanne Johna: Die Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer fordert: „Der Fokus muss auf Patientenversorgung liegen, der lag in den vergangenen Jahren viel zu oft auf der Kommerzialisierung des Gesundheitswesens.“
Christian Drosten: Der Institutsdirektor der Virologie an der Charité Berlin macht – zumindest den Deutschen – Hoffnungen. „Wir könnten in Deutschland die Kurve kriegen und in anderen Ländern eben nicht“, sagt der Virologe, der die Bundesregierung berät.
Kristin Shi-Kupfer: Die Sinologin und Politikwissenschaftlerin interpretiert die angeblichen positiven Nachrichten aus China eher als Ablenkung von innenpolitischen Problemen. „Die chinesische Regierung hat eine Anfangsschuld zu managen, auch gegenüber der eigenen Bevölkerung“, sagt die China-.Expertin.
Eckart von Hirschhausen: Der Arzt, Moderator und Autor besucht seinen Vater nicht zu dessen 85. Geburtstag. „Das tut weh, aber das muss sein.“
Darüber wurde diskutiert
Diskutiert wurde, wie sich das in den Corona-Talkshows mittlerweile so etabliert hat, gar nicht. Stattdessen fragte Illner ihre Gäste abwechselnd nach deren Einschätzung zur aktuellen Lage und möglichen Entwicklungen, und diese antworteten in ruhigem, aber bestimmtem Ton.
Einig waren sich alle: Die TV-Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel sei richtig und wichtig gewesen, eine Ausgangssperre brauche es hoffentlich nicht, doch möglicherweise werde sie durch das egoistische Verhalten einiger unumgänglich. „Wenn man durch Berlin fährt, sieht man sehr viele Leute rumlaufen, bei denen man denkt: Die fahren gerade nicht zur Arbeit“, sagte Drosten.
Der Star des Abends
Der Mann der Stunde war Christian Drosten, und das ist er jetzt schon seit einigen Stunden. Der Virologe und mittlerweile wohl größte Superstar der Medizin seit George Clooney in „Emergency Room“ versteht es, in höchst sympathischer Nüchternheit seine Fakten zu vermitteln – auch die beunruhigenden.
Auf die Frage etwa, wie lange die öffentlichen wie privaten Einschränkungen jetzt wohl noch bestehen bleiben müssten, antwortete er: „Da gibt es Modellrechnungen, die sagen: zwei Jahre. Aber das ist nicht durchzuhalten.“
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Doch Drosten betonte auch oft, welchen zeitlichen Vorsprung Deutschland noch immer habe. „Wir sind in Deutschland sind recht früh dran im Erkennen. Das heißt nicht, das wir nichts tun müssen. Das müssen wir unbedingt“, sagte der Virologe. „Wir könnten in Deutschland die Kurve kriegen und in anderen Ländern eben nicht.“
Ein Moment zum Schmunzeln
So richtig lustig ist bei diesem Thema natürlich nichts. Aber bei Drosten-Fans könnte ein Dialog doch zumindest für ein Schmunzeln gesorgt haben.
Illner sprach die aktuellen Warnungen aus Norditalien an andere Länder an und wandte sich dann an Drosten: „Sie waren ja vor sechs Wochen schon in der Sendung und haben gesagt: Das wird schlimm.“
Drosten, in gewohnter Emotionslosigkeit: „Ja“. Wie gesagt: etwas für Liebhaber.
Das Zitat des Abends
Zur Suche nach Medikamenten und Impfstoffen gegen das Coronavirus sagte Drosten: „Da ist die Wissenschaft gerade fieberhaft dabei.“
Fazit
In diesen Tagen müssen wir uns alle in Verzicht üben. Auch Talkshows verzichten. Auf Publikum. Und auf Streit. Sachliche Infosendungen kann es in Krisenzeiten auch nicht genug geben. Aber wenn irgendwann hoffentlich alles vorbei ist, dann dürfen wir das Streiten gerne wieder lernen. (rnd)