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Neue Corona-BeschlüsseDie Wirtschaft jubelt – Epidemiologen sind leise entsetzt

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Eine Apothekerin untersucht einen Corona-Schnelltest.

Berlin – Die Wirtschaft jubelt – Corona-Experten aber sind leise entsetzt. Sie fürchten, dass die einfache Verlängerung bisheriger Lockdown-Regeln ohne verschärfte Osterruhe nicht ausreicht, um die dritte Infektionswelle abzumildern.

„Da wir ein exponentielles Wachstum bei den Intensivpatienten in den letzten Tagen sehen können, hätte die Osterpause sicherlich wieder einige Infektionen verhindern können, die jetzt unvermeidbar stattfinden werden“, sagte eine Sprecherin der Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin dem RND. „Wir hätten die Osterpause sehr begrüßt.“

Corona-Inzidenz steigt in fast allen Altersgruppen

Der Epidemiologe Timo Ulrichs von der Berliner Akkon-Hochschule sagte: „Es ist sehr schade, dass diese „Ruhephase„ nun nicht wie geplant umgesetzt wird. Auch wenn die Zeitspanne knapp bemessen und der Beginn verzögert war, stellte diese Maßnahme doch den Versuch dar, eine Trendumkehr wenigstens einzuleiten.“

Dabei brauche es Änderungen im persönlichen Umfeld eigentlich bereits jetzt. Wenn Deutschland so weitermache wie bisher, sei die Bewältigung der sich aufbauenden dritten Welle nicht zu schaffen. „Wir benötigen unbedingt weitere Einschränkungen von Kontakten und Mobilität“, forderte Ulrichs. Notbremse und verstärkte Testaktivitäten alleine reichten nicht aus; die Rücknahme der Osterruhe verschiebe auch die Rückkehr zu Lockerungen und Normalität weiter nach hinten.

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Die 7-Tage-Inzidenz liegt laut RKI-Lagebericht vom Mittwoch bei 108,1 und steigt „sehr deutlich“, in fast allen Altersgruppen. Aufhalten lässt sich die dritte Welle also nicht mehr – nur noch bremsen. Die Viruskontrolle könnte komplett entgleiten. „Mit steigender Inzidenz erhöht sich unser Ansteckungsrisiko ganz allgemein“, erklärt der zu Sars-CoV-2 forschende Virologe Marco Binder. „Und darum ist es, gerade jetzt mit der neuen Variante, umso wichtiger, dass jeder Einzelne darauf achtet, nicht zur weiteren Ausbreitung des Virus beizutragen.“

Datenkenner rechnen im April und Mai mit einer weitaus stärkeren Infektionsdynamik als noch während der zweiten Welle. Durch die ansteckendere und tödlichere Virusvariante B.1.1.7 könnten die erhofften saisonalen Effekte quasi „aufgefressen“ werden, gibt der Virologe Ulf Dittmer vom Uniklinikum Essen zu bedenken. Zudem sind bislang nur 4,2 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.

Bleibt also die Hoffnung, dass die Bürger Kontakte freiwillig konsequenter einschränkt. Jan Fuhrmann vom Forschungszentrum Jülich warnt aber: „Bewegungsdaten zeigen, dass Mobilität und Kontakte bereits im Verlauf des Februars deutlich zugenommen haben und seitdem auf erhöhtem Niveau verharren“.