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Kommentar zur KanzlerkandidaturSöder wirkt wie ein Macher, Laschet wie ein Zauderer

Lesezeit 4 Minuten
Laschet und Söder

Armin Laschet (l.) und Markus Söder im April 2019

Umfragen sind keine Ergebnisse. Sie spiegeln Ausschnitte und Momentaufnahmen wider. Morgen kann alles wieder anders aussehen. Aber wenn sich über eine längere Zeit ein schlechter Eindruck verfestigt, ist das ein Problem für den Betroffenen. In diesem Fall für Armin Laschet.

Der neue CDU-Vorsitzende kommt aus einem Umfragetief nicht heraus. Die Zahlen der Union sinken, und die persönlichen Werte seines Rivalen und CSU-Vorsitzenden Markus Söder steigen. Der bayerische Ministerpräsident hat bei Führungsstärke und Kanzlerkandidatur der Union einen riesigen Vorsprung vor Laschet. Sogar unter CDU-Mitgliedern. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) ergab, dass derzeit nur gut jedes fünfte CDU-Mitglied (21 Prozent) für Laschet als Kanzlerkandidat ist, 68 Prozent bevorzugen Söder.

Söders klare Kante und Laschets Bürgernähe

Der 54-jährige Bayer gilt als Mann der klaren Kante und offenen Worte. Er vermittelt damit Führungskompetenz. Das ist es, was viele Menschen von einem Kanzlerkandidaten erwarten. Dass der 60-jährige Laschet ihn in der Frage der Bürgernähe abhängt, spielt eine untergeordnete Rolle.

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Die beiden Vorsitzenden der Schwesterparteien wollen die K-Frage zwischen Ostern und Pfingsten klären. Laschet will es werden, Söder lässt mit einer Erklärung auf sich warten und genießt, dass er im Spiel ist, obwohl er sich noch gar nicht geäußert hat.

Laschet muss die Entscheidung nun schnell, am besten schon Ostern, herbeiführen, um den Druck der Umfragen aufzulösen. Söder ließe es lieber bis Pfingsten laufen – in der Erwartung eines so eindeutigen Umfragetrends für sich selbst, dass die CDU nicht anders könne, als ihn um die Kanzlerkandidatur zu bitten.

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Die CDU-Landesverbände sind aber für Laschet. Jedenfalls noch. Sie und nicht von Meinungsinstituten befragte Mitglieder entscheiden, ob er nach der Kanzlerkandidatur greifen soll oder nicht. Funktionäre der Partei halten Laschet nicht für den idealen Kandidaten, aber auf jeden Fall für besser als Söder.

Die mögliche Selbstverzwergung der CDU

Erstens, weil die CDU nach 16 Jahren Kanzlerschaft von Angela Merkel schon aus Achtung vor sich selbst den Machtanspruch nicht einfach der kleineren Schwesterpartei überlassen kann. Das sähe nach Selbstverzwergung aus. Zweitens, weil Söder zwar als wortgewaltig, aber nicht als nachhaltig angesehen wird. Und drittens, weil es vielen in der CDU nicht gefällt, wie unfair er oft spielt, um sich in Szene zu setzen.

Jüngstes Beispiel: Söder schreibt gemeinsam mit dem baden-württembergischen Amtskollegen Winfried Kretschmann (Grüne) an die anderen Länderchefs einen Brief und fordert: Eine strikte Anti-Corona-Politik, auch mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen, sowie eine Corona-Testpflicht an den Schulen nach den Osterferien. Der Witz daran ist: Viele Länder machen genau das. Und: Mehrere Länder haben viel bessere Inzidenzwerte als Bayern.

Aber Söder sieht wieder wie der Macher aus. Laschet wie die Zauderer. Denn er sagt im ZDF, er wolle über die Ostertage darüber nachdenken, welche Maßnahmen die dritte Welle der Corona-Pandemie wirkungsvoll eindämmen könnten. Was haften bleibt: Söder handelt und Laschet denkt nach. Bis ihm was einfällt, kann es aber noch dauern.

Die Zäsur für die Union

Das hört sich mehr nach Merkel an. Genau das ist das Problem. Ihr selbstbestimmter Abgang bedeutet für die Union eine Zäsur. Viele Unionsmitglieder wollen dann auch etwas Neues. Jemanden, der endlich mal mit der Faust auf den Tisch haut. Das kann er, der Söder.

Die Union muss jetzt aufpassen, dass dabei nicht ihr ganzes Haus einstürzt. Lässt sie den Machtkampf zwischen ihren beiden Vorsitzenden laufen, ist ihr Kanzlerkandidat – gleich wer es wird – schon jetzt beschädigt.

Denn es wird eine Union vorführen, die es nicht besser macht als früher SPD und Grüne. Neid, Missgunst, Mangel an Souveränität, Verlust von Bodenhaftung. Sie wird sich wenige Monate vor der Wahl mit sich selbst beschäftigen und nicht damit, was sie für die Bürgerinnen und Bürger tun kann.

Das mögen Wähler nicht. Erst recht nicht, wenn sie selbst mehr als ein Jahr lang wegen der Pandemie auf alles verzichtet haben, was ihr Leben leichter, wärmer und fröhlicher machen würde.